Die Entwicklung bei Siemens wirft ein Schlaglicht auf eine gefährliche Strategie deutscher Konzerne. Sie kann für die Unternehmen tödlich enden.
D ie Vorgänge bei Siemens lenken die Aufmerksamkeit auf eine gefährliche Entwicklung, die nicht nur diesen Konzern betrifft: die einseitige Ausrichtung von Wirtschaftsunternehmen an den Vorgaben und Erwartungen der Finanzmärkte. Es ist bezeichnend, dass nicht die Probleme im technischen Bereich, die von Arbeitnehmerseite bei Siemens schon länger kritisiert wurden, zum Wechsel an der Konzernspitze führten. Erst als Löscher auch die Erwartungen der Finanzmärkte nicht mehr bedienen konnte, wurde er abgelöst.
Die technischen Probleme sind aber vielfach die Konsequenz aus der Ausrichtung an den Wünschen der Finanzmärkte. Kurzfristige Renditeziele vertragen sich nicht mit einer langfristigen Strategie. Wer immer nur kürzt und Konzernteile abstößt, um Renditeerwartungen zu erfüllen, gefährdet die Zukunft des Unternehmens.
Gerade ein Technologiekonzern muss massiv in neue Entwicklungen investieren, auch wenn dies den Quartalsgewinn schmälert. Hätte sich Siemens früher nur an Quartalszahlen orientiert, wäre der Konzern nicht geworden, was er heute ist.
Begriffen haben das die Konkurrenten in Asien, die groß geworden sind, weil sie einen langfristigen Plan verfolgt und massiv in neue Technologien investiert haben, statt kurzfristig Gewinne auszuschütten.
Dabei braucht gerade Siemens am wenigsten Rücksicht auf die Finanzmärkte zu nehmen. Der Konzern macht Milliardengewinne. Das alte Wort von der Bank mit Elektroabteilung gilt immer noch. In welche Richtung es unter Kaeser geht, ist noch nicht entschieden. Von "Ertragsdynamik" war die Rede. Dass diese sich nicht allein durch das Streichen von Jobs einstellt, dieser Erkenntnis müssen erst noch Taten folgen.