"Seelen im Feuer" zeigt Bamberger Hexenverfolgung

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Cornelius (Mark Waschke) trägt Johanna (Silke Bodenbender) aus dem berüchtigten Malefiz-Haus. Foto: ZDF/Alfons Kowatsch
Cornelius (Mark Waschke) trägt Johanna (Silke Bodenbender) aus dem berüchtigten Malefiz-Haus.  Foto: ZDF/Alfons Kowatsch
Bürgermeister Junius (Richy Müller, 4. v. li.) und seine Räte hören Hans Schramm (Max von Pufendorf, li.) zu, der über Hexenverhöre in Zeil am Main berichtet. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
Bürgermeister Junius (Richy Müller, 4. v. li.) und seine Räte hören Hans Schramm (Max von Pufendorf, li.) zu, der über Hexenverhöre in Zeil am Main berichtet. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
 
Johanna Wolff (Silke Bodenbender) steht unter Verdacht, eine Hexe zu sein. Durch die Folter - so glaubt der neuzeitliche Mensch - soll sich zeigen, ob das stimmt. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
Johanna Wolff (Silke Bodenbender) steht unter Verdacht, eine Hexe zu sein. Durch die Folter - so glaubt der neuzeitliche Mensch - soll sich zeigen, ob das stimmt. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
 
Bei der ersten Hexenverbrennung sehen zu: Apotheker Abdias Wolff (Rainer Bock, 6. v. li.), sein kleiner Sohn Antoni (Philipp Franck, an der Barriere lehnend), seine Tochter Johanna (Silke Bodenbender, Mi.), ihr Verlobter Hans Schramm. Foto: ZDF/ Erika Hauri
Bei der ersten Hexenverbrennung sehen zu: Apotheker Abdias Wolff (Rainer Bock, 6. v. li.), sein kleiner Sohn Antoni (Philipp Franck, an der Barriere lehnend), seine Tochter Johanna (Silke Bodenbender, Mi.), ihr Verlobter Hans Schramm. Foto: ZDF/ Erika Hauri
 
Der Jurist und Bürgermeister Junius (Richy Müller, Mi) und seine Bamberger Räte bitten Fürstbischof von Dornheim, die hohe Steuern wegen der schlechten Ernten auszusetzen. Dornheim stellt sich stur und Junius droht ihm offen mit der Wut der Bamberger Bürger. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
Der Jurist und Bürgermeister Junius (Richy Müller, Mi) und seine Bamberger Räte bitten Fürstbischof von Dornheim, die hohe Steuern wegen der schlechten Ernten auszusetzen. Dornheim stellt sich stur und Junius droht ihm offen mit der Wut der Bamberger Bürger. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
 
Johanna (Silke Bodenbender) beobachtet, wie Cornelius sein Pferd sattelt und Bamberg offenbar wieder verlassen will. Foto: ZDF/ Erika Hauri
Johanna (Silke Bodenbender) beobachtet, wie Cornelius sein Pferd sattelt und Bamberg offenbar wieder verlassen will. Foto: ZDF/ Erika Hauri
 
Der Bamberger Fürstbischof Fuchs von Dornheim (Paulus Manker, sitzend Mi) schlägt die Bitte seines Rats nach Steuererleichterung verärgert aus. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
Der Bamberger Fürstbischof Fuchs von Dornheim (Paulus Manker, sitzend Mi) schlägt die Bitte seines Rats nach Steuererleichterung verärgert aus. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
 
Silke Bodenbender in der Rolle der klugen Apothekerstochter Johanna Wolff, die die Geschäfte der Familienapotheke führt, obwohl es ihr als Frau verbotenist. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
Silke Bodenbender in der Rolle der klugen Apothekerstochter Johanna Wolff, die die Geschäfte der Familienapotheke führt, obwohl es ihr als Frau verbotenist. Foto: ZDF/ Alfons Kowatsch
 
Der Tanz zwischen Johanna Wolff (Silke Bodenbender) und ihrem Jugendfreund Cornelius Weinmann (Mark Waschke) fällt inniger aus, als es sich für eine verlobte Frau gebührt. Foto: ZDF/ Erika Hauri
Der Tanz zwischen Johanna Wolff (Silke Bodenbender) und ihrem Jugendfreund Cornelius Weinmann (Mark Waschke) fällt inniger aus, als es sich für eine verlobte Frau gebührt. Foto: ZDF/ Erika Hauri
 

Schnee liegt im Juni auf den Feldern und lässt die Ernte erfrieren. Krankheiten, die immer mehr dahinraffen. Das muss ein Werk des Teufels sein, der in Frauen fährt und sie zu Hexen macht. Der Film "Seelen im Feuer" zeichnet ein eindrucksvolles Bild der Hexenverfolgung in Bamberg.

Es tun sich merkwürdige Dinge in und um Bamberg. Die tiefgläubigen Menschen werden von Krankheiten heimgesucht, gegen die es offenbar keine Mittel gibt. Protestantische Ketzer vertreten neue, unerhörte Ansichten über Gott und die Welt. Es schneit im Juni und am Himmel treten seltsame, furchteinflößende Lichter auf. In ihrer Verzweiflung suchen die Menschen nach Erklärungen und finden wie selbstverständlich, dass all dies ein Werk des Teufels sei, der das freilich mit Hilfe von Frauen zustande bringt. Denn in ihrer Schwachheit sind sie ein leichtes Ziel für diese Versuchung, vor allem wenn sie als Heilerinnen gelten.

Rückständiges Klima der Angst

Der Arzt Cornelius Weinmann (Mark Waschke), der wegen seines im Sterben liegenden Vaters von Wien in seine Heimatstadt Bamberg zurückkommt, sieht sich nicht nur mit der vergleichsweise großen Rückständigkeit konfrontiert. Er trifft auch auf seine Jugendliebe Johanna (Silke Bodenbender), die eine Apotheke betreibt - obwohl das Frauen verboten ist - und ist fasziniert von ihrem selbstbewussten Auftreten und ihrem fortschrittlichen Denken
.
Doch Cornelius sieht sich sehr schnell mit einem Klima der Angst konfrontiert, das immer schlimmer wird. Vor allem der Bamberger Weihbischof Friedrich Förner (Alexander Held) heizt mit seinen Hetzpredigten die Stimmung an. Immer mehr fangen an, den Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung zu misstrauen und sie als Hexer oder Hexen zu denunzieren.

Es kann jeden treffen

Auch Johanna, die ein Kind mit einer Salbe vom Juckreiz befreit und zu einer Geburt gerufen wird, weil alle Hebammen der Stadt bereits als Hexen verhaftet sind und gefoltert werden, wird durch eine unbedachte Äußerung eben dieses Kindes ebenfalls ins berüchtigte Malefiz-Haus gebracht. Als Erzbischof Johann Georg Fuchs von Dornheim (Paulus Manker) sich mit Hilfe der Hexenverfolgung der selbstbewussten und liberalen Bamberger Stadträte entledigt, scheint es keinerlei moralischen und rechtlichen Bedenken mehr zu geben. Schlichtweg jeder muss damit rechnen, gefoltert und schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.

Fakt und Fiktion gemischt

"Seelen im Feuer" ist natürlich ein Spielfilm. Als solcher darf er auch mit historischen Fakten, an denen er sich orientiert, frei umgehen. So sind die beiden Hauptfiguren Johanna und Cornelius zwar erfunden, aber sie stehen beispielhaft für aufgeklärte, gebildete Menschen, die im Fall von Cornelius weitgereist sind, während Johanna zwar nie Bambergs Stadtmauern verlassen hat, aber sich selbstständig Wissen aneignet.

Andere Figuren sind dagegen historisch verbürgt wie etwa Erzbischof, Weihbischof oder Hansi Moorhaupt, dessen Fantasien tatsächlich die letzte große Hexenverfolgung ausgelöst haben.

Die Drehbuchautoren Annette Hess und Stefan Kolditz, die den Roman der Historikerin Sabine Weigand als Grundlage nahmen, mischen Fiktion und Fakten. Sie schaffen aber ein in sich stimmiges Bild, das ihnen der Zuschauer durchaus abnimmt. Die Kulissen - aus denen hin und wieder die Türme des Bamberger Doms herausragen - wirken echt, vor allem die Folterszenen, das Leiden der Opfer und die Verbrennungen auf den Scheiterhaufen, bei denen die Bamberger zuschauen, sind erschüttern und dank der guten schauspielerischen Leistungen keinesfalls kitschig.

Spannend und kurzweilig

"Seelen im Feuer" ist ein spannender und nie langweiliger 110-Minuten-Film, der ein mit allerhand Legenden und Halbwahrheiten befrachtetes Kapitel der Geschichte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Die Dokumentation, die das ZDF anschließend zeigen wird, ordnet die Ereignisse angenehm unaufgeregt in die historischen Zusammenhänge ein.



Zum Film


Preview "Seelen im Feuer" wird am Sonntag, 1. März, ab 20 Uhr im Bamberger Lichtspiel-Kino gezeigt. Autorin Sabine Weigand wird da sein.

TV Am Montag, 2. März, läuft der Film ab 20.15 Uhr im ZDF, gefolgt von der Dokumentation