Die Preiserhöhungen in allen Bereichen des alltäglichen Lebens nehmen kein Ende. Ein Berliner Restaurant kommt jetzt mit einem neuen Preis-Hammer ums Eck: 43 Euro sollen Gäste künftig für ein Schnitzel ausgeben müssen. Auf Instagram erklärt der Restaurant-Leiter die Entscheidung. Verständnis dafür haben nur wenige.
Die Gastronomie steht vor Herausforderungen: Der Mindestlohn ist zum 1. Januar 2024 gestiegen und die Mehrwertsteuer auf Speisen steigt von sieben wieder auf 19 Prozent. Die Folge davon ist, dass viele Wirtshäuser und Restaurants ihre Preise erhöhen. Einige machen dies ohne große Vorankündigung - andere sehen sich in der Verpflichtung, ihren Gästen die steigenden Preise zu erklären. So auch der Leiter des Berliner Lokals "Nobelhart & Schmutzig".
Auf Instagram richtet sich der Wirt des Sternerestaurants, Billy Wagner, in einem 5-minütigen Video an seine Gäste. "Ich möchte Sie heute darüber informieren, dass wir ab Januar 2024 wieder teurer werden", beginnt Wagner das Reel. Er wolle "ganz neutral" die "unternehmerische Rechnung" hinter den steigenden Preisen aufzeigen.
"Warum wir wieder teurer werden" - Restaurantbesitzer erklärt Preiserhöhung
"Ich möchte, dass Sie verstehen, wieso wir, aber auch alle anderen Kolleg*innen, die so arbeiten wie wir, die Preise nach oben setzen müssen", betont Wagner. Transparenz sei schon immer eine Eigenschaft von "Nobelhart & Schmutzig". Neben den "allgemeinen Preissteigerungen bei Lebensmitteln" nennt der Gastronom zwei Hauptpunkte, die die Preiserhöhungen rechtfertigen sollen.
Ein Aspekt sei die Wiederanpassung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie. "Alle, die für Sie den Abwasch machen, müssen aber Januar 12 Prozent mehr Steuern abführen" - mit diesen Worten erklärt der Restaurantleiter, dass die Steueranpassung nur für die Gastronomie gilt, die Speisen "indoor" verkaufen. Bestellt man dagegen bei Lieferdiensten, spare man sich Geld. 214 Euro netto habe der durchschnittliche Gast 2023 bisher in dem Berliner Restaurant ausgegeben. Mit 19 Prozent Mehrwertsteuer wären es "nur" 200 Euro gewesen - also 14 Euro weniger pro Gast. Im Monat hätte "Nobelhart & Schmutzig" durchschnittlich 908 Gäste. Die Mehrwertsteueranpassung bedeute 12.700 Euro mehr monatliche Abgaben. Aufs Jahr gerechnet seien das 152.000 Euro. "Diese Mehrkosten muss ich erwirtschaften", erklärt Wagner.
Ein weiterer Punkt sei die Erhöhung des Mindestlohns. Dieser ist zum Jahreswechsel von 12 auf 12,41 Euro pro Stunde gestiegen. Das Unternehmen zahle den Mindestlohn zwar nur an Praktikanten und Praktikantinnen und Auszubildende - die Gehaltsstufen der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssten aber demnach auch "analog" angepasst werden, um "faire Löhne" zu zahlen. Das bedeute weitere 36.000 Euro Mehrkosten im Jahr. Ohne Inflation und Preissteigerungen würden 188.000 Euro Mehrkosten auf den Unternehmer zukommen.
Kritik für Restaurantleiter: Das halten die Gäste von der Erhöhung der Preise
Wer also in Zukunft in dem Berliner Restaurant in der Friedrichsstraße essen will, muss mit erhöhten Preisen rechnen. "Als Gastronom habe ich nicht viele Stellschrauben, an denen ich kostenmäßig drehen kann", so Wagner. Günstigere Lebensmittel zu kaufen oder Angestellte entlassen, komme für ihn nicht infrage. Das sei "nicht akzeptabel", da sonst die Qualität des Restaurants nicht aufrechterhalten werden könne. Menüpreise steigen künftig von Dienstag bis Donnerstag von 175 auf 195 Euro. Am Freitag und Samstag von 200 auf 225 Euro. Ein Schnitzel wird ab jetzt ganze 43 Euro kosten. "Eine Stange Geld", gibt Wagner zu. Doch er sei sich sicher, dass die Gäste nicht nur wegen des Schnitzels, sondern "auch wegen unserer Transparenz und unseren Werten", kommen würden.
Trotz der ausführlichen Erklärung hagelt es unter dem Instagram-Video Kritik. "Aber das Wort Kundenorientierung kennt ihr schon? War'n Scherz, natürlich nicht, denn dann hättet ihr die MwSt-Senkung von 2020 an die weitergegeben, für die es eigentlich gedacht war: eure Gäste. Habt ihr euch aber schön selber eingesteckt", schreibt ein User. "Nobelhart & Schmutzig" reagiert deutlich auf den Kommentar: "Danke für die Antwort auf unser Video. Es liest sich so als hättest du einen richtigen Scheißtag gehabt. Wir stehen dir gerne bereit, dass du dich einfach mal so auskotzen kannst." Dass die Steuer-Senkung nicht an die Gäste weitergegeben wurde, begründet das Restaurant mit der Tatsache, dass zu Lockdown-Zeiten weniger Gäste gekommen seien und man keinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen wollte.