Pläne für den Güterbahnhof Coburg

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Das Schlachthof- und Güterbahnhofsareal in Coburg will raus aus dem Dornröschenschlaf.

Im vorigen Jahrhundert war hier richtig was los. Der Güterbahnhof war ein wirtschaftlicher Knotenpunkt für die Region zwischen Bayern und Thüringen. Stündlich ratterten schwere Waggons mit ihrem Gut an Bord über die Schienen. Die Pakethalle war voll mit Waren, Männer schufteten, im Schlachthof nebenan schlug Schweinen und Kühen ihr letztes Stündchen. Das war einmal. Zeiten ändern sich. Heute sind die Tore des Schlachthofes zu, nur ein paar Fenster stehen noch offen - zum Auslüften.


Leidenschaft entfachen

Die Schienen sind von einer samtigen Rostfläche überzogen, und das Unkraut wuchert. Da liegen nun sechs Hektar Fläche brach. Sechs Hektar, die mit ihrem morbiden Charme in einem Dornröschenschlaf schlummern und nur darauf warten, wachgeküsst zu werden.
Doch der ersehnte Prinz (oder gar mehrere Prinzen?) braucht viel Phantasie, um die Leidenschaft in sich zu entfachen. Was sieht er gerade? Eigentlich nur Hunderte von Autos, die hier von Pendlern der umliegenden Firmen geparkt werden. Ein paar baufällige Bahnwärterhäuschen, viel Schotter und Schlaglöcher (die nach Angaben der Stadt nun nach und nach ausgebessert werden).
Aber siehe da! Inmitten steht die Pakethalle, seit 2014 die neu entdeckte angesagte Location für Events und Veranstaltungen, wie etwa die Designtage oder die Medienpreisverleihung. Die Halle aus Backsteinen und teils zersprungenem Fensterglas ist das momentane trendige Herzstück des Areals - und zeigt, tapfer pochend, dass das gesamte Gelände um den Güterbahnhof bereit ist für einen Neuanfang. Aber: Woher nur kommen nun die Prinzen geritten? Ihre Hilfe, ihre finanzielle Unterstützung ist das A und O für dieses langgestreckte Hoffnungsstück zwischen Itz und B4.


Kreative Brücke

Die Stadt Coburg und die Wirtschaftsförderung der Stadt Coburg erstellen schon fleißig Pläne und entwickeln Ideen, wie der große Unbekannte magisch angezogen werden könnte. Denn eine Vision, die haben sie schon, die Projektverantwortlichen: Hier soll ein Band für Kultur, Wissenschaft, Dienstleistung und Gewerbe entstehen. Ein Refugium, in dem sich alles gegenseitig ergänzen und befruchten kann. In den Plänen wird von einer "kreativen Brücke" zwischen historischer Innenstadt, Industrie, Gewerbe und Hochschule gesprochen.


Büros, Ateliers und Cafés

Die Stadt Coburg, die seit zwei Jahren Eigentümerin dieses Areals ist, will in ihrem Rahmenplan daher keine starren Ansichten vorgeben, sondern sie präsentiert sich offen für kreative Ideen und Vorschläge. Entworfen hat diese der Würzburger Architekt und Stadtplaner Professor Martin Schirmer in Kooperation mit Experten der Stadt Coburg. Und was da im Rahmenplan zu lesen und auf Skizzen zu sehen ist, das könnte Prinzen, um wieder in Märchenmetaphern zu sprechen, schon sehr beeindrucken: So sollen sich dort innovative und moderne, kleine und größere Unternehmen ansiedeln können, Büros, Ateliers und Institute der Hochschule, ebenso soll es kurzzeitige Wohnangebote geben wie ein Boardinghouse oder Hotel, ein Start-Up-Center für Unternehmensgründer, Cafés, Gastronomie und die passenden Parkmöglichkeiten.


Die Itz ganz nah erleben

Zweite Bürgermeisterin Dr. Birgit Weber träumt unter anderem von der "erlebbaren Itz", der Fluss könne zu einem Erlebnisort der Stadt werden.
Die Itz spielt ohnehin eine wichtige Rolle im Areal. Sie ist die wichtigste Verbindung zwischen der nah gelegenen Innenstadt und dem südlichen Landschaftsraum. Wenn die historische SÜC-Brücke reaktiviert würde, entstünde über die Itz ein praktischer Anschluss für Fußgänger und Radfahrer.
Aber das alles sind noch Visionen. Visionen für ein leistungsstarkes und lebenswertes Quartier, das hier in den nächsten Jahren entstehen könnte. Sozusagen ein Leuchtturmprojekt für Coburg. Und da wären sie wieder, die Symbole des Märchens. Darin spielen (Leucht)türme doch auch immer eine tragende Rolle. Schließlich hat Dornröschen in einem Turm 100 Jahre geschlafen. Und der Prinz ist gekommen! Wir nehmen auch gern mehrere - und ganz solange möchten wir nicht warten. Christina Hauptmann