Mann betoniert Frau in Weinregal ein - und verrät sich bei "Aktenzeichen xy" versehentlich

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Jahrelang hat ein Mann im Rhein-Sieg-Kreis seine Kinder belogen. Er wusste ganz genau, wo seine angeblich verschwundene Ehefrau abgeblieben war.
Mann betoniert ermordete Ehefrau in Weinregal im Keller ein
Matthias Balk/dpa; raeuberleiter/pixabay; Collage: inFranken.de

In der True-Crime-Sendung "Aktenzeichen xy gelöst" wurde am Mittwoch ein unglaublicher Fall aus dem Jahr 2008 aufgegriffen. Ein Mann hatte seine Frau getötet und die Leiche jahrelang im Keller versteckt.

"Liebe Mama, warum bist du gegangen? Und warum meldest du dich nicht?" Mit diesen Worten beginnt die Sendung "Aktenzeichen xy gelöst" am Mittwochabend (12. Juli 2023) im ZDF. In der True-Crime-Serie rekonstruiert der Journalist Sven Voss zusammen mit Ermittler*innen, Staatsanwält*innen und anderen Expert*innen echte Kriminalfälle und deren Aufklärung.

In der aktuellen Sendung war unter anderem ein unfassbarer Fall aus dem Jahr 2008 wieder aufgegriffen worden: Eine 40-Jährige war ohne Vorwarnung am Valentinstag 2008 verschwunden.

"Aktenzeichen xy gelöst": Vater belügt seine Kinder jahrelang 

Zurückgelassen hatte sie ihren Ehemann und zwei Kinder. Die blieben ratlos zurück und suchten jahrelang nach einer Antwort auf die Frage "Was ist passiert?" Zumindest ihre Kinder Betty und Sören, wie sie in der Sendung genannt werden, wussten tatsächlich nicht, wo ihre Mutter verblieben war. Der Ehemann Klaus Färber - auch hier wurde der Name geändert - hatte allerdings ein dunkles Geheimnis.

Seine Kinder ließ er in dem Glauben, dass ihre Mutter "Susanne" nach einem Streit abgehauen sei. Auch nachdem die Familie Susanne als vermisst gemeldet hatte, geschah vorerst nichts. Angeblich sei Susanne aber in Begleitung von zwei Männern noch einige Male zum Haus gekommen und habe Kleidung abgeholt. Ihr Handy habe sie dabei aber nie mitgenommen. In der Ehe von Klaus und Susanne kriselte es schon seit längerer Zeit. Der Gastronom stritt immer wieder mit seiner Frau - meistens ging es dabei um Geld. 

Die Tochter Betty war sehr verzweifelt nach dem Verschwinden ihrer Mutter, wie der Seelsorger der Familie in der xy-Sendung erzählt. Sie habe die Schuld bei sich gesucht und war traurig darüber, dass sich die Mutter nie gemeldet hatte, obwohl sie laut dem Vater zu Hause war, um ihre Sachen zu holen. Das Verhältnis zu ihrem Vater sei aber immer besser geworden. Er hätte mehr Zeit für sie gehabt und ihr sogar einen Hund gekauft. Gegen diesen Wunsch habe sich die Mutter immer gesträubt.

Nach Verschwinden der Mutter: Tochter verdächtigt Vater

Ganze vier Jahre hörte niemand mehr etwas von der vermissten Susanne. Nur einmal meinte Betty, ihre Mutter beim Einkaufen in einem Supermarkt gesehen zu haben, was sich jedoch als Missverständnis herausstellte. Klaus hatte sich mittlerweile scheiden lassen und eine neue Frau geheiratet. Fast fünf Jahre nach dem Verschwinden ihrer Mutter kam Betty jedoch auf eine neue Idee: Der Fall ging durch die Medien, wodurch auch die Polizei wieder anfing, zu ermitteln.

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Die Ermittlungen brachten neue Erkenntnisse ans Licht. Der Fall wurde mittlerweile als Tötungsdelikt eingestuft und die Polizei wandte sich an "Aktenzeichen xy ungelöst" - damit begann die Wendung im Fall. Denn Betty schaute sich die Sendung zusammen mit ihrem Vater an, als ihr Ungereimtheiten in dessen Aussagen auffielen. Denn in der Sendung wurde berichtet, dass Klaus Färber die Männer, mit denen Susanne angeblich ihre Kleidung abgeholt hatte, beschreiben konnte. Zu seiner Tochter hatte Klaus allerdings immer gesagt, er habe diese nur ganz kurz gesehen und könne nichts zu ihnen sagen. 

Die Tochter wurde immer skeptischer als sie bemerkte, dass ihr Hund immer an der gleichen Stelle im Garten ihres Vaters zu graben begann. Schließlich wandte sich Betty mit ihrem Verdacht an die Polizei. Im Oktober 2013 kam diese mit einem Durchsuchungsbeschluss in das Haus der Familie.

Mann vertuscht Mord an seiner Frau über fünf Jahre lang 

Die Beamt*innen hatten eigentlich vor, den Garten umzugraben. Doch das war nicht nötig. Bereitwillig führte Klaus Färber die Polizist*innen in den Keller zu seinem Weinregal. Nachdem die Beamt*innen zunächst nicht verstanden hatten, was passiert war, wurde beim Öffnen des Sockels des Regals klar: Der Ehemann hatte seine Frau in dem selbstgebauten Weinregal einbetoniert. Der Verwesungsgeruch musste an die Oberfläche gelangt sein, weshalb der Hund immer wieder an derselben Stelle buddelte.

Vor Gericht schilderte der Angeklagte, was am 14. Februar 2008 geschehen war. n-tv hatte berichtet, das Ehepaar sei morgens zusammen im Badezimmer gewesen und habe wieder gestritten. Als die Frau aus der Dusche kam, habe sie ihren Ehemann geschubst. Er habe sie zurückgeschubst. Dabei sei seine Frau ausgerutscht und habe sich eine blutende Wunde zugezogen. Erschrocken habe sie ihn angeschrien. "Und da hat es Klick gemacht", sagte der Angeklagte. Er habe sie daraufhin am Hals gepackt und zugedrückt. Um die Leiche vor den Kindern zu verstecken, hat er sie im Weinregal im Keller einbetoniert und sich seine Lügengeschichte ausgedacht.

Femizide: Kein "Familiendrama" - wie Gewalt gegen Frauen verharmlost wird

"Ich konnte das Gebrüll nicht mehr hören. Ich wollte in dem Moment nur Ruhe haben. Das Schreien war vorbei, aber ich hätte sehr gewünscht, dass sie noch mal motzt", gestand er unter Tränen. Es sei für ihn eine riesige Befreiung gewesen, als er die Beamt*innen fünf Jahre später zu der Leiche geführt habe. "Mir ist eine Tonne vom Herzen gefallen. Das war die absolute Befreiung", sagte der Angeklagte laut n-tv vor dem Bonner Landgericht. Er wurde anschließend zu acht Jahren Freiheitsstrafe wegen Totschlags verurteilt.

Fälle wie diese machen deutlich, dass Gewalt gegenüber Frauen in Deutschland weit verbreitet ist.  Deshalb kritisiert eine Initiative von Investigativjournalist*innen, dass Morde an Frauen häufig fälschlicherweise als "Familientragödie", "Familiendrama" oder "Eifersuchtsdrama" bezeichnet werden, nicht aber als Femizid. "Als Femizid wird die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts oder bestimmter Vorstellungen von Weiblichkeit bezeichnet", schreiben die Journalist*innen.

Es sei daher wichtig, auf die strukturelle Dimension solcher Fälle hinzuweisen. In Deutschland stirbt der Tagesschau zufolge fast jeden dritten Tag eine Frau, indem sie von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wird. Die Initiative weist darauf hin, dass jeder Fall einzigartig sei, es sich aber nicht um Einzelfälle handele. "Die Berichterstattung sollte Femizide nicht als privates Beziehungsproblem darstellen, sondern verdeutlichen, wie weit verbreitet Gewalt gegen Frauen ist."

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