Krankenkassen auf Sparkurs: Müssen Kassenpatienten bald mehr selbst zahlen?

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Experten fordern, dass Krankenkassen ihre Kosten senken müssen. Diskutiert wird nun unter anderem, bestimmte Leistungen für Kassen-Patienten zu kürzen oder die Zahl der Klinik-Operationen drastisch zu reduzieren.

Krankenkassen haben Kosten von rund 290 Milliarden Euro im Jahr. Im Jahr 2023 fehlen jedoch in ihren Etats bereits bis zu sieben Milliarden Euro.

Immer mehr Experte*innen fordern daher einen Sparkurs bei den Krankenkassen. Die Zeitung Bild hat Sparmaßen gesammelt, die aktuell diskutiert werden.

Krankenkassen auf Sparkurs: Homöopathie-Mittel, Zahnarzt, Krankenhausschließungen

Die Kosten für die weißen Kügelchen und Salben belasten das Gesundheitssystem erheblich, allein im Jahr 2020 beliefen sie sich auf 6,7 Millionen Euro. Dabei konnte ihre Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach prüft derzeit, ob gesetzlich Versicherte zukünftig diese Mittel aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Einige Krankenkassen, darunter die IKK, verlangen von gesetzlich Versicherten, dass sie Zahnarztbesuche vollständig selbst zu bezahlen. Der Hintergrund dafür ist, dass die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2022 fast 13 Milliarden Euro für Zahnfüllungen, Wurzelkanalbehandlungen und Vorsorgeuntersuchungen aufwenden mussten.

Viele Krankenhäuser befinden sich in finanziellen Schwierigkeiten und sind nicht mehr rentabel. Sie müssen ihre Kapazitäten reduzieren oder sogar komplett schließen. Laut dem Krankenkassen-Verband (GKV) steht jedes vierte Krankenhaus sogar vor dem Aus. Als Folge davon müssen viele Patient*innen längere Fahrtwege in Kauf nehmen, beispielsweise für eine notwendige Operation.

Extraversicherungen, höhere Beiträge, weniger Operationen, mehr schnelle OPs

"Personen, die Motorrad fahren oder Skisport betreiben, sollten eine Versicherung dafür abschließen oder eine höhere Selbstbeteiligung zahlen", fordert Sozialexperte Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. Seiner Meinung nach sollte die Allgemeinheit nicht dauerhaft für die persönliche Risikobereitschaft Einzelner aufkommen müssen. Das Gesundheitssystem könne sich die "Gratis-Mentalität" nicht mehr leisten.

Raffelhüschen fordert außerdem, dass die Krankenkassen-Beiträge alle zwei bis drei Jahre erhöht werden. Bis 2060 seien Beiträge von 28 Prozent möglich. Bis 2040 könnte der Beitrag um rund ein Drittel auf 22 Prozent steigen.

Viele Krankenhäuser führen Operationen durch, die zwar finanziell lukrativ sind, aber medizinisch nicht immer zwingend erforderlich, wie beispielsweise Eingriffe an der Wirbelsäule oder Bandscheibenoperationen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach plant, dies mit seiner Reform zu ändern.

Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert, dass in Zukunft bis zu vier Millionen der insgesamt 16 Millionen Krankenhausoperationen von niedergelassenen Ärzten durchgeführt werden sollen. Dazu gehören unter anderem Eingriffe an Leisten und Gelenken. Die Krankenhäuser sind hier jedoch dagegen.

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Vorschaubild: © Oliver Berg/dpa