Janis Joplin ist eine Rock-Legende und eine Ikone der Hippie-Kultur Ende der 1960er Jahre. Dabei war sie eine innerlich zerrissene Persönlichkeit, die sich dem Drogenstrudel ihres Milieus nicht entziehen konnte. Dem allen versucht Rainer Lewandowskis biografisches Drama "Peace of My Heart" gerecht zu werden.
In der Walhalla der zu früh zu Tode gekommenen Pop-Heiligen hat sie längst einen festen Platz und wird stets in einem Atemzug mit Jimi Hendrix und Jim Morrison genannt: Janis Joplin, geboren 1943 in Port Arthur, Texas, gestorben 1970 in Los Angeles, Kalifornien - an einer Überdosis Heroin während der Aufnahmen zu ihrem letzten Album "Pearl". Das Stück "Buried Alive In The Blues" konnte nur noch als Instrumental gepresst werden.
Das sind Fakten, die zur posthumen Legendenbildung - und zur kommerziellen Leichenfledderei - beitrugen. Janis Joplin ist eine der wenigen Frauen in der Endsechziger-Hippie- und Psychedelic-Rock-Kultur. Ihr exzessiver Lebensstil mit Drogen und etlichen Flaschen Whisky Marke Southern Comfort, ihr Motto "Live fast, die young", ihr ausschweifendes Liebesleben ließen sie zur Ikone einer wilden Zeit werden.
Fast vergessen ist, dass sie eine phänomenale Sängerin in der Tradition solcher (farbiger) Größen wie Bessie Smith, LaVern Baker oder Odetta war. Ihre Stimme, die ein Kritiker einmal beschrieb, "als rufe sie über die Mauer eines Bordells ,Komm rein!‘ ", ist bis heute einzigartig.
Ein biografisches Drama ist also nicht risikolos. Rainer Lewandowski, Intendant des E.T.A.-Hoffmann-Theaters, hat es gewagt. Sein Musiktheater "Peace of My Heart" (Wortspiel mit dem Joplin-Song "Piece of My Heart") wird am kommenden Freitag als Studioaufführung im Großen Haus zu sehen sein - als Abschluss einer Frauen-Trilogie dieser Spielzeit, die nach Hildegard Knef und Edith Piaf nun die Rocklegende porträtiert. Und Janis wird in der Inszenierung Georg Mittendreins (u. a.
"Die 39 Stufen") gleich doppelt erscheinen, gespielt von Elena Weber und Sybille Kreß. Eine Band unter der Leitung von Konrad Haas gehört naturgemäß dazu; so wie Volker J. Ringe, Matthias Tuzar und Eva Steines Freunde und Familienangehörige Janis' spielen.
Diese Janis war keineswegs so euphorisch, wie sie gern auf der Bühne vorgab. Sie war eine unsichere, zwischen Bürgerlichkeit und Drop-out-Dasein oszillierende junge Frau, die sich dem Drogen-Strudel der Zeit nicht entziehen konnte, an den Ansprüchen ihres Publikums, der Manager und der Eltern scheiterte. Die beiden Darstellerinnen der Janis, zwei Generationen nach der Hippie-Ära, wollen vernünftigerweise keine Kopie der Sängerin auf die Bühne stellen, sondern eine eigene Interpretation der widersprüchlichen Person, so wie Haas neue Arrangements der bekannten Songs erarbeitet hat. Eine spannende Premiere, die grandios werden kann - oder peinlich.
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