Der Konzernumbau wird für den Sportartikelhersteller teurer als gedacht. Darüber trösten auch höhere Umsätze nicht hinweg. Wer das Herzogenauracher Unternehmen künftig führen soll, ist noch immer offen.
Franz Koch ist locker, beantwortet geduldig die Fragen der Pressevertreter, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Bis Ende März steht der Puma-Chef noch an der Spitze des Sportartikelherstellers. Dann geht er. Wohin? Er gibt vor, das selbst noch nicht zu wissen.
Die Zahlen, die der 33-Jährige nach 18 Monaten im Amt bei der Bilanz-Pressekonferenz nun zum letzten Mal verkünden darf, sind schlecht. Daran ändert auch der Verweis auf eine erfreuliche Umsatzentwicklung nichts. Der Zuwachs von neun Prozent auf 3,3 Milliarden Euro - ein Rekord, über den sich bei Puma niemand freuen kann. Die Margen sind deutlich zurückgegangen, laut Koch hat es vor allem im vierten Quartal "viele Abverkäufe mit Discount und Rabatten" gegeben. Unter dem Strich ist deshalb diesmal deutlich weniger übrig. Der Konzerngewinn im Jahr 2012 liegt bei mageren 70 Millionen Euro. Im Vorjahr war er noch mehr als dreimal so hoch gewesen.
Im letzten Quartal rutschte Puma sogar in die Verlustzone.
Konzernumbau wird teurer Puma steckt in der Krise - und in einem Konzernumbau, der ursprünglich für Wachstum und Auftrieb sorgen sollte, jetzt aber mehr Geld verschlingt als gedacht. 100 Millionen Euro an Restrukturierungskosten wollte Puma ursprünglich im vergangenen Jahr ausgeben. Jetzt sind es 125 Millionen Euro geworden. Geld, das den Gewinn deutlich belastet und auch die Aktionäre nicht begeistert. Sie werden sich heuer mit einer Dividende von 50 Cent je Aktie begnügen müssen, nachdem der Sportartikelhersteller im Vorjahr noch zwei Euro gezahlt hatte.
Kochs Vorgänger Jochen Zeitz hatte 2010 einen Fünf-Jahres-Plan für Puma gesetzt. Bis 2015 sollte der Umsatz auf vier Milliarden Euro geschraubt werden.
Mittlerweile hat man zumindest in Herzogenaurach, möglicherweise auch bei der Mutter PPR (der französische Konzern hielt zum Jahresende 82 Prozent der Puma-Anteile) erkannt, dass so ein Ziel noch lange kein Garant für einen Gewinnsprung ist.
"Wir wollen wachsen, aber nicht um jeden Preis", sagt Koch und weicht der Frage nach dem Vier-Milliarden-Ziel aus. Wenn es ums Sparen geht, wird Koch deutlicher. In den nächsten drei Jahren will Puma 120 Millionen Euro weniger aufwenden. Einzelhandelsgeschäfte werden geschlossen und auf weltweit 540 reduziert (aktuell 590), Sponsoring-Verträge werden gekündigt. Zudem sollen 450 Stellen wegfallen. Der Abbau werde verstärkt Mitarbeiter in den Einzelhandelsläden treffen. In den Ländern Griechenland, Zypern und Bulgarien will Puma den Direktvertrieb ganz einstellen.
Derzeit arbeiten für Puma mehr als 11 000 Menschen weltweit, davon 752 am Stammsitz Herzogenaurach.
Beendet wird laut Koch das Engagement in der Produktsparte Segeln. Stattdessen lege Puma den Fokus jetzt auf den Outdoor-Markt in Nordamerika. Nicht nur Segelprodukte sollen aus dem Puma-Sortiment verschwinden. Das Portfolio soll insgesamt bis 2015 um 30 Prozent verschlankt werden.
"Das war ein Foul" Reden darf Franz Koch an diesem Tag noch darüber. Verantworten muss die Umbau-Konzepte demnächst ein anderer. Ende März ist für Koch Schluss. "Sicherlich nicht ganz freiwillig", sagt er vorsichtig. Auch wenn sich Koch nichts anmerken lässt. Die Enttäuschung über den Rauswurf ist groß. "Im Sport würde man sagen: Das war ein Foul", beschreibt er sein Ausscheiden. Wer ihn gefoult hat, ob Ziehvater Zeitz oder andere PPR-Verantwortliche, bleibt offen.