Gerhard Polt dreht im Film einen Hitler-Film

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Gerhard Polt als tölpelhafter Filmemacher Hans A. Pospiech Fotos: Verleih
Gerhard Polt als tölpelhafter Filmemacher Hans A. Pospiech Fotos: Verleih
Polt, Maximilian Brückner (Alfons Pospiech)
Polt, Maximilian Brückner (Alfons Pospiech)
 
 
Polts Hitler Günther Fleischbauer (Robert Meyer) und seine Eva Braun Grete Neuriedl (Gisela Schneeberger)
Polts Hitler Günther Fleischbauer (Robert Meyer) und seine Eva Braun Grete Neuriedl (Gisela Schneeberger)
 
Die Nazi-Brut mit einem Inder (Praskant Prabhakar) als Goebbels
Die Nazi-Brut mit einem Inder (Praskant Prabhakar) als Goebbels
 
Pospiech beim Casting für den Schäferhund "Blondie"
Pospiech beim Casting für den Schäferhund "Blondie"
 
Pospiech in seinem Garagen-Studio
Pospiech in seinem Garagen-Studio
 
 
Dreh im Café
Dreh im Café
 

Gerhard Polts "... und Äktschn" knüpft an glorreiche Zeiten des Großhumoristen an. Dennoch bleibt er mit der Hitler-Groteske unter seinen Möglichkeiten. Für eine Episode von "Fast wia im richtigen Leben" hätte es gereicht, für einen Kinofilm dehnt sich der Stoff doch zäh.

Es ist wie verhext: Nach dem Meisterwerk "Kehraus" von 1983 will Gerhard Polt einfach kein wunschlos überzeugender Kinofilm mehr gelingen. "Man spricht Deutsh" (1987) litt unter Klischees, "Herr Ober" (1991) kennt kaum einer, und "Germanikus" von 2004 war ein veritabler Flop.

Jetzt also "... und Äktschn!", der verspricht, zu Polts Anfängen zurückzukehren. Der nun auch schon knapp 72-Jährige spielt den verschrobenen, semiprofessionellen Filmemacher Pospiech, der, von der Gattin ausquartiert, in einer Garage haust und unfreiwillig komische Filmchen dreht. Um ihn schart sich eine Horde liebenswert gescheiterter Existenzen: sein nichtsnutziger Neffe Alfons (Maximilian Brückner), der Plattenhändler und Musiklehrer Fleischbauer (Robert Meyer), der Filmklub-Vorsitzende Nagy (Nikolaus Paryla), die Wirtin Neuriedl (Gisela Schneeberger), der Schweizer Militaria-Sammler Biegler (Viktor Giacobbo).

Als der ölige Sparkassen-Filialleiter
Faltermeier (Michael Ostrowski) einen regionalen Filmpreis auslobt, um Außenstände bei dem als Risikokunden eingestuften Pospiech einzuholen, kommt der täppische Filmemacher auf die Idee, "Hitler privat" mit Fleischbauer als Adolf und der Wirtin Neuriedl als Eva Braun zu drehen. Ein indischer Koch (Prashant Prabhakar) gibt Goebbels, der Schweizer den SS-Führer Wagner, Göring und Bormann chargieren am Rande mit.

Grundsympathisches Duo

Ja, ein Film mit dem grundsympathischen Duo Polt/Schneeberger kann nicht ganz schlecht sein. Der Burgschauspieler Robert Meyer grantelt als Hitler überzeugend vor sich hin, der Schweizer Kabarettist Giacobbo als Biegler mit seinem lächerlich-erschreckenden Faible für Nazi-Devotionalien ("Da ist jede Explosion ihr Geld wert") offenbart wieder einmal die Abgründe im Normalbürger, Nikolaus Paryla, den man noch aus "Kehraus" als miesen Vertreter Arno von Mehling kennt, weckt selige Erinnerungen. Und ja, wenn Polt in einer Art Videoblog direkt in die Kamera von der "Armut, die es ohne Geld" nicht gäbe, spricht, "aber auch nicht mit", ist das schon lustig, ebenso wie des schmierigen Filialleiters "pekuniäre Tiefseetaucher".

Erfreulich die genauen Milieubeobachtungen. Da düsen als Running Gag lärmende Jets über dem winterlichen Neufurth voller Bausünden, da fühlt man sich in der authentischen Provinz-Gaststube gleich dahoam, da überzeugt der Besoffski am schäbigen Kiosk und ist die Musik Christoph Wells (Ex-Biermösl Blosn) stimmig. Dennoch wirkt dies alles nur wie eine aufgeblasene Episode aus der legendären Fernsehserie "Fast wia im richtigen Leben", im Film haben sich doch ermüdende Längen eingenistet.

Der von Polt in etlichen Interviews postulierte Anspruch, das Nazi-Personal als stinknormal und banal zu decouvrieren, wird trotz der Anspielungen auf Hitlers Süßigkeiten-Lust und den Kosenamen "Tschapperl" für Eva Braun nicht eingelöst. Es bleibt eine Groteske übrig, in der statt bajuwarischer Provinzköpfe braun uniformierte Knalldeppen agieren. Auch wenn Polt zusammen mit dem Regisseur Frederick Baker, der wohl bewusst eine rumpelige Kamera eingesetzt hat, das Drehbuch geschrieben hat: Nur für Polt-Fans ist "... und Äktschn!" ein Muss. Für alle übrigen ist der Streifen wegen der ästhetischen Entschleunigung und mancher skurrilen Gags ganz nett anzusehen. Aber von dem Jahrhundertgenie Gerhard Polt hat man sich mehr erwartet.

"... und Äktschn!" ist in ausgewählten Kinos zu sehen; z. B. in Bamberg im Odeon-Kino, Luitpoldstr. 25, um 16.50 und 18.50 Uhr; im Cinestar, Ludwigstr. 2, 15.15, 20.20 Uhr.