Die Geschichte eines jungen Belgiers sorgt aktuell in den sozialen Netzwerken für viel Aufmerksamkeit. Dabei geht es um das "Fried Rice Syndrom" und um Essensreste, die besser nicht mehr verzehrt werden sollten.
In den sozialen Medien sorgt ein tragischer Todesfall derzeit für Aufsehen. Vor fünfzehn Jahren starb ein 20-Jähriger, als er aufgewärmte Pasta gegessen hatte. Jetzt geht der Vorfall unter dem Namen "Fried Rice Syndrom" viral. Mediziner und Influencer schlagen Alarm, denn das Risiko ist weiterhin aktuell.
Hintergrund ist der Fall des Belgiers, der erstmals 2011 in der US-amerikanischen Fachzeitschrift Journal of Clinical Microbiology veröffentlicht wurde. Am 1. Oktober 2008 wurde der 20-Jährige krank, nachdem er Reste von Spaghetti mit Tomatensoße gegessen hatte. Zuvor hatte er das Essen fünf Tage lang bei Zimmertemperatur in der Küche stehen gelassen. Nach der Schule wärmte er die Nudeln in der Mikrowelle auf und verließ das Haus unmittelbar nach dem Essen, um zum Sport zu gehen. Wegen Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Übelkeit kehrte er jedoch bereits eine halbe Stunde später zurück.
Experten warnen vor "Fried Rice Syndrom": Das sind die Anzeichen
Zuhause übergab er sich mehrere Stunden lang heftig und hatte gegen Mitternacht zwei Anfälle von wässrigem Durchfall. Medikamente nahm er nicht zu sich. Der 20-Jährige trank nur Wasser und schlief nach Mitternacht ein. Am nächsten Morgen fanden ihn seine Eltern tot in seinem Zimmer - sie hatten sich Sorgen gemacht, weil ihr Sohn bis 11 Uhr noch nicht aufgestanden war. Wie eine gerichtliche Untersuchung ergab, starb der junge Mann um 4 Uhr morgens, rund 10 Stunden nach Einnahme der letzten Mahlzeit. Die fünf Tage später stattfindende Autopsie des 20-Jährigen ergab, dass er Schäden an Leber, Galle, Lunge, Herz und Darm hatte.
Ursache für seinen Tod waren die Bakterien Bacillus cereus, die sich auf den Nudeln vermehrt hatten. "Durch die Verschmutzung mit sporenhaltigen Erdbodenpartikeln oder Staub kann B. cereus leicht auf Lebensmittel übertragen werden", schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Bereits nach wenigen Stunden können sie sich auf stärkehaltigen und ungekühlten Speisen wie Nudeln und Reis bilden. In kleinen Mengen sind sie für den Menschen nicht schädlich. Allerdings können sie hitzeresistente Sporen bilden, auskeimen und innerhalb weniger Stunden schwere gesundheitliche Probleme verursachen.
"Diese Sporen sind im Grunde schlafend", erklärte Mikrobiologe Enzo Palombo von der australischen Swinburne University of Technology im The Conversation. "Bei der richtigen Temperatur und den richtigen Bedingungen, können sie aktiv werden, sich vermehren und Toxine bilden." Je länger Lebensmittel, die gekühlt werden sollten, bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich diese Giftstoffe entwickeln. Ein kurzes Erwärmen hilft dagegen kaum.
Bakterien bilden hitzeresistente Sporen auf Essen
Die Symptome bei einer Infektion mit B. cereus sind mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall ähnlich denen einer Magen-Darm-Erkrankung. Laut BfR treten die Beschwerden innerhalb weniger Stunden nach dem Verzehr auf und klingen in der Regel innerhalb weniger Tage von selbst wieder ab. Betroffene würden deshalb nur selten einen Arzt aufsuchen. Allgemein seien Todesfälle sehr selten. Sie würden vor allem dann auftreten, wenn eine große Menge an Bakterien auf ein geschwächtes Immunsystem trifft. Deshalb sei zum Beispiel bei aufgewärmtem Reis Achtsamkeit geboten, so der Experte.
"Es geht darum, die Zeit zu minimieren, die sie in der Gefahrenzone, in der Toxine wachsen können, verbringen. Diese Gefahrenzone ist alles, was über der Temperatur des Kühlschranks und unter 60 °C liegt, also die Temperatur, auf der du deine Lebensmittel aufwärmen solltest", stellt Palombo klar.