Fall Rebecca Reusch: 15-Jährige seit sechs Jahren vermisst - Verdächtiger (27) stand ihr nahe

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Der Fall der vermissten Rebecca Reusch aus Berlin beschäftigt weiterhin die Ermittler. Besonders ein Mann steht im Verdacht, der Täter zu sein.

Update vom 17.02.2025: Rebecca seit sechs Jahren vermisst - aktueller Stand der Ermittlungen

Seit dem Verschwinden der Jugendlichen Rebecca vor sechs Jahren sind rund 3200 Hinweise bei der Polizei eingegangen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab es auch im letzten Jahr noch Hinweise im niedrigen dreistelligen Bereich, wie ein Sprecher auf dpa-Anfrage mitteilte. Zu einem Fortschritt bei den Ermittlungen hätten diese allerdings nicht geführt. Der Schwager der damals 15-Jährigen gilt weiterhin als Verdächtiger.

Im Rahmen der Ermittlungen seien auch Funde von Knochen im Oktober 2020 und Januar 2021 in Berlin und Brandenburg gemeldet worden. Dabei habe es sich jedoch um Tierknochen gehandelt, hieß es. Vor fünf Jahren fanden etwa zwei Jugendliche eine Decke sowie Knochen bei Kummersdorf in Brandenburg. Aber auch die Decke sei nicht die gesuchte gewesen.

Rebecca verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 im Stadtteil Britz im Bezirk Berlin-Neukölln. Nach Angaben der Familie und der Polizei verbrachte das Mädchen die Nacht im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers. Bis heute wurde sie weder lebend noch tot gefunden. Seit damals ermittelt eine Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes (LKA).

Der damals 27-jährige Schwager war bei einer Feier und kam erst am frühen Morgen zurück. Rebeccas Schwester ging früh zur Arbeit. Als die Mutter anrief, um Rebecca zum Schulbesuch zu wecken, ging niemand ans Telefon. Die Mutter rief den Schwager an, der Anruf wurde weggedrückt. Kurz darauf rief er zurück und sagte, Rebecca sei bereits weg. In der Schule kam sie nicht an und auch nicht zurück nach Hause. 

Das Auto der Familie wurde später an dem Tag und am Tag darauf auf der Autobahn Richtung Polen festgestellt. Außer dem Schwager hatte niemand Zugriff darauf, eine nachvollziehbare Erklärung gab er bis heute nicht ab.

Update vom 21.03.2024: Haben die Ermittler im Fall Rebecca Reusch Fehler gemacht?

Am 18. Februar 2019, also vor mehr als fünf Jahren, verschwand die damals 15-jährige Rebecca Reusch in Berlin spurlos. Der Vermisstenfall beschäftigt Ermittler und Öffentlichkeit bis heute. Die Behörden gehen davon aus, dass die junge Frau getötet wurde. 

Nach Darstellung der Familie und auch der Polizei hatte die 15-Jährige damals bei ihrer Schwester im Stadtteil Britz im Bezirk Berlin-Neukölln übernachtet. Die Polizei nimmt an, dass die Jugendliche das Haus nicht lebend verlassen hat. Bis heute gilt ihr Schwager als einziger Verdächtiger. Die Polizei nahm ihn mehrmals fest und ließ ihn wieder frei. Er bestritt, etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Mord verjährt nicht - und so prüfen die Ermittler weiterhin alle neuen Erkenntnisse in dem Fall. Doch ein Kollege erhebt nun laut Ippen Media in der Frankfurter Rundschau schwere Vorwürfe gegen die Behörden. Demnach hätte es "grobe Vernachlässigungen" bei den Ermittlungen gegeben.

Vorwürfe gegen Ermittler – falscher Umgang mit Handy-Daten 

Konkret wirft der Mann - der laut den Angaben zwar ebenfalls bei der Polizei in Berlin arbeitet, aber nicht aktiv an dem Fall beteiligt sei - seinen Kollegen vor, sich zu spät um die Auswertung der Handy-Daten von Rebecca gekümmert zu haben. Demnach seien die Daten erst im Jahr 2020 angefragt worden. Insgesamt, also bis die Daten von Google übermittelt und von den Behörden ausgewertet wurden, seien Jahre seit Rebeccas Verschwinden vergangen. Die neuerlichen Durchsuchungen und Ermittlungen im Frühjahr 2023 sollen dann im Zusammenhang mit den ausgewerteten Daten gestanden haben - mehr als vier Jahre nach Rebeccas Verschwinden. Zu lange, um noch eine heiße Spur zu finden: "Das sind alles erschreckende Zeiträume. Ich frage mich, was die Kollegen da gemacht haben", so der nicht namentlich genannte Polizist in der Frankfurter Rundschau

Die Behörden wollten sich gegenüber der Frankfurter Rundschau nicht zu den Vorwürfen äußern, um aktuelle Ermittlungen zu schützen. Auch Google äußerte sich nicht zu dem Vorwurf, zu lange zur Bereitstellung der angefragten Daten gebraucht zu haben. Laut Staatsanwaltschaft könne die Bereitstellungszeit von angefragten Daten bei Google aber stark schwanken - ein solch langer Zeitraum sei deshalb nicht ungewöhnlich.

Sicher ist: Die neuen Vorwürfe werden die Gerüchte im Fall Rebecca Reusch wieder anheizen. Zuletzt hatten laut Bild sogar Hobby-Ermittler versucht, in ein Waldgrundstück mit zwei Lauben einzudringen, um Beweismittel zu suchen. Demnach sei es deshalb zu einem Polizeieinsatz gekommen. Das Grundstück habe sich in Besitz der Familie befunden.   

Dass der Fall Reusch schnell aufgeklärt werden kann, ist unwahrscheinlich. Allerdings ist es in solchen "Cold Cases" nicht ausgeschlossen, dass erst nach Jahren ein Durchbruch bei den Ermittlungen gelingt: So wurden zuletzt in Würzburg Anfang März zwei Männer wegen Mordverdachts festgenommen - und das 25 Jahre nach der Tat

Update vom 19.02.2024: Vermisste Rebecca Reusch - Staatsanwaltschaft wertet Video aus

Im Fall der vor fünf Jahren verschwundenen Rebecca Reusch aus Berlin hat die Staatsanwaltschaft vor einigen Wochen ein von Journalisten übergebenes Video geprüft. "Wir kennen das Video, wir haben es ausgewertet und es ergeben sich keine neuen Erkenntnisse daraus", sagte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Das Video sei den Ermittlern im Herbst von der Bild-Zeitung übermittelt worden. Es gebe insgesamt keinen neuen Stand zu dem Fall.

Die damals 15-jährige Rebecca verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 im Stadtteil Britz im Bezirk Berlin-Neukölln. Nach Angaben der Familie und der Polizei verbrachte das Mädchen die Nacht zuvor im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers. Bis heute wurde Rebecca weder lebend noch tot gefunden. Seit damals ermittelt eine Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes. Unter Verdacht steht seit Beginn der Ermittlungen der Schwager Rebeccas.

Der damals 27-jährige Mann war bei einer Feier und kam erst am frühen Morgen zurück. Rebeccas Schwester ging früh zur Arbeit. Als die Mutter anrief, um Rebecca zum Schulbesuch zu wecken, ging niemand ans Telefon. Die Mutter rief den Schwager an, der Anruf wurde weggedrückt. Kurz darauf rief er zurück und sagte, Rebecca sei bereits weg. In der Schule kam sie nicht an und auch nicht zurück nach Hause.

Nach einem Bericht der Bild-Zeitung zeigt das Video einer Überwachungskamera aus der Nachbarschaft, dass das Auto des Schwagers morgens um 7.24 Uhr die Straße in der Nähe des Hauses von Rebeccas Schwester entlanggefahren und nach 46 Minuten zurückgekommen sei. Bekannt war bereits, dass das Auto an dem Tag auf der Autobahn Richtung Polen festgestellt worden war. Außer dem Schwager hatte niemand Zugriff auf den Wagen, eine nachvollziehbare Erklärung gab er nicht ab.

Originalmeldung vom 07.02.2024: Was ein Profiler jetzt über Verdächtige im Fall Rebecca sagt

Fünf Jahre nach dem Verschwinden der damals 15-jährigen Rebecca Reusch zeigt sich der Bremer Kriminalist und Profiler Axel Petermann optimistisch, dass der Fall noch aufgeklärt werden kann. "Ich halte die Chancen für eine späte Aufklärung immer für gegeben", sagte Petermann der Deutschen Presse-Agentur. "Ich bin optimistisch und denke, man muss es weiter probieren. Da braucht man auch Glück und bestimmte Voraussetzungen", so der Kriminalist, der lange die Bremer Mordkommission leitete.

Ob Ermittlungen bei derartigen "Cold Cases" erfolgreich seien, hänge von mehreren Faktoren ab. So käme es etwa auf die Intensität der weiteren Ermittlungen und neu aufkommende Spuren an, sagte Petermann. Doch auch alte Indizien können laut dem Kriminalisten durch moderne technische Möglichkeiten neue Brisanz erhalten. Auch ein "gewisses Glück" spiele eine Rolle. Die Kriminalistik sei jedoch "so reich an positiven Beispielen", dass man auch viele Jahre danach eine Aufklärung herbeiführen könne. "Deswegen darf man da einfach nicht nachlassen", sagt Petermann.

Bekannter deutscher "Cold Case": Das ist der Stand der Ermittlungen

Die damals 15-jährige Rebecca verschwand am Morgen des 18. Februar 2019 im Stadtteil Britz im Bezirk Berlin-Neukölln. Nach Angaben der Familie und der Polizei verbrachte das Mädchen die Nacht zuvor im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers. Bis heute wurde sie weder lebend noch tot gefunden. Seit damals ermittelt eine Mordkommission des Berliner Landeskriminalamtes (LKA). Unter Verdacht steht weiterhin der Schwager Rebeccas.

Der damals 27-jährige Mann war bei einer Feier und kam erst am frühen Morgen zurück. Rebeccas Schwester ging früh zur Arbeit. Als die Mutter anrief, um Rebecca zum Schulbesuch zu wecken, ging niemand ans Telefon. Die Mutter rief den Schwager an, der Anruf wurde weggedrückt. Kurz darauf rief er zurück und sagte, Rebecca sei bereits weg. In der Schule kam sie nicht an und auch nicht zurück nach Hause. Das Auto der Familie wurde später an dem Tag auf der Autobahn Richtung Polen festgestellt. Außer dem Schwager hatte niemand Zugriff auf den Wagen, eine nachvollziehbare Erklärung gab er nicht ab.

Auch Axel Petermann geht davon aus, dass Rebecca das Haus ihrer Schwester nicht lebend verließ. "Es ist dem Täter offensichtlich gelungen, recht schnell und sehr strukturiert vorzugehen, als es darum ging, Rebecca aus dem Haus zu schaffen und das Mädchen zu verbergen, sodass sie bis heute nicht gefunden wird", sagte Petermann. Dass der Täter nach wie vor alles für sich bewahrt, sei auch ein Zeichen von "viel Durchhaltevermögen, Kaltschnäuzigkeit und Abgebrühtheit", so der Profiler.

Staatsanwaltschaft bestätigt: Schwager gilt als Verdächtiger 

Zudem ist es laut Petermann wichtig, "erst einmal zu schauen, welche Menschen bis zum Tode Kontakt mit Rebecca hatten". Es könne auch im Vorfeld etwas passiert sein, als die Schwester der 15-Jährigen noch im Haus war, "deswegen würde ich immer versuchen, all diejenigen, die noch infrage kommen, nicht auszuschließen", erklärt der Kriminalist.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es gibt im Fall Rebecca keine Neuigkeiten." Als Beschuldigter werde nach wie vor der Schwager geführt. Weiteren Hinweisen aus der Bevölkerung, die gelegentlich eingingen, werde nachgegangen. "Bislang hat sich da aber noch nichts als zielführend erwiesen", so der Sprecher. Ein weiterer Zeugenaufruf sei derzeit nicht geplant, das Thema beschäftige die Öffentlichkeit ohnehin.

(Anmerkung der Redaktion: Zur Berichterstattung im Vermisstenfall Rebecca Reusch wird häufig die Kritik geäußert, dass das verwendete Foto der Vermissten durch einen Filter stark bearbeitet sei, ihr nicht ähnlich genug sehe und dies eine Identifizierung durch Zeugen erschwere. Bei dem Foto handelt es sich aber aktuell um das einzige Bildmaterial, das die Polizei Berlin zum Fall zur Verfügung stellt.)

dpa/th

Vorschaubild: © Polizei Berlin; Patrick Pleul/dpa; Collage: inFranken.de