Früher oft verpönt, heute klar im Trend: Ein Job bei einer Rüstungsfirma hat messbar an Beliebtheit gewonnen. Warum ein Arbeitsmarktexperte die Branche gar langfristig im Aufwind sieht.
Der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber erwartet einen langanhaltenden Aufschwung der deutschen Rüstungsindustrie. Der Aufwärtstrend der Branche werde nachhaltig sein und absehbar auf viele Jahre weitergehen, sagte der Experte vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg der Deutschen Presse-Agentur.
Aufgrund der Ausnahme bei der Schuldenbremse für die Verteidigungsausgaben seien die Finanzierungsmöglichkeiten sichergestellt, sagte der IAB-Forschungsbereichsleiter für Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Laut einer Studie unter Beteiligung des IAB könnten bis zu 200.000 Jobs entstehen, wenn Deutschland seine Verteidigungsausgaben schuldenfinanziert von 2 auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigern würde.
Staat soll mit Mitteln Wettbewerb und Innovation schaffen
«Nun kommt es darauf an, ob nur Geld ausgegeben wird, oder auch eine industrielle Erneuerung gelingt», sagte Weber mit Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten des Bundes. Mit den Mitteln müsse der Staat auch Wettbewerb und Innovation schaffen und eine Trendwende in der Industrie anstoßen.
Im Gegensatz zur restlichen Industrie in Deutschland sieht Weber die Rüstungsbranche seit rund zwei Jahren im Aufwind mit deutlich steigenden Beschäftigungszahlen. Auch die Zahl der Stellenausschreibungen steige, während sie in der übrigen Industrie deutlich rückläufig sei.
Deutlich mehr Bewerber bei Rüstungsfirmen
Beim Rüstungskonzern Rheinmetall etwa sind die Bewerberzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. Gab es 2021 noch rund 59.000 Bewerbungen aus Deutschland, waren es 2024 bereits 175.000. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres seien 120.000 Bewerbungen aus Deutschland eingegangen.
Der Hersteller von Panzern und Flugabwehrsystemen hat demnach seit Jahresbeginn monatlich rund 500 Beschäftigte neu angestellt. Die meisten neuen Stellen seien mit knapp 2.000 im produktionsnahen Bereich sowie im IT-Sektor geschaffen worden. Gesucht würden derzeit vor allem Beschäftigte in den Bereichen Produktentwicklung und Produktion wie etwa Ingenieure oder Mechatroniker.
Veränderte Wahrnehmung der Verteidigungsindustrie
Auch der Augsburger Rüstungszulieferer Renk will die Zahl seiner Beschäftigten in den nächsten Jahren weiter steigern. Da sie die Effizienz der Produktion deutlich erhöht hätten, seien aber nicht so viele Beschäftigte gefordert, wie noch 2023 gedacht, teilte ein Sprecher mit.