Proteste in Bulgarien
In Bulgarien wird die Debatte über die Einführung des Euro von heftigen Protesten begleitet. Im Februar entzündeten Nationalisten vor dem Eingang der EU-Vertretung in Sofia ein Feuer und gossen rote Farbe auf die gläserne Fassade des Gebäudes, es flogen Molotow-Cocktails und Eier.
Ende Mai demonstrierten Anhänger prorussischer und nationalistischer Parteien in der Hauptstadt Sofia und in anderen Städten. Sie wollen, dass die Landeswährung Lew erhalten bleibt, da sie befürchten, dass der Euro die Preise in die Höhe treiben wird.
Für den Gipfel hatten Anhänger der kleinen, prorussischen nationalistischen Partei Welitschie (Herrlichkeit) in Brüssel einen Autokorso gegen die angestrebte Einführung des Euro angekündigt - dafür seien sie durch ganz Europa gereist. Auch für diesen Samstag ist in Sofia wieder ein Großprotest der prorussischen nationalistischen Partei Wasraschdane (Wiedergeburt) geplant.
Im EU-Parlament gehört die Partei der gleichen Fraktion wie die AfD an. Wasraschdane wirft den Behörden vor, Daten zu fälschen, um die Einführung des Euro zu ermöglichen. Mit der Einführung des Euro würde Bulgarien seine nationale Souveränität verlieren, beklagt die Partei.
Euro-Gegner fordern Referendum
Wasraschdane-Chef Kostadin Kostadinow verlangte eine Volksabstimmung über den Erhalt der Währung Lew. 604.000 Unterschriften für ein Referendum wurden gesammelt, doch das bulgarische Parlament lehnte zweimal eine Volksabstimmung zur Währungsfrage ab - 2023 und im Mai 2025.
Inzwischen haben die Behörden mit Kontrollen begonnen, um unbegründete Preissteigerungen nach Bekanntwerden der positiven Berichte der EU-Kommission und der EZB zu bekämpfen oder zu verhindern.
Bulgariens Bevölkerung laut Umfragen gespalten
Bulgariens Bevölkerung ist Umfragen zufolge in der Euro-Frage in zwei Lager gespalten. Laut einer Meinungsumfrage des bulgarischen Instituts Mjara von Mitte Mai ist mehr als die Hälfte der Volljährigen (54,9 Prozent) gegen eine Einführung des Euro 2026. Gut ein Drittel (34,4 Prozent) befürwortet einen Beitritt zur Eurozone im kommenden Jahr.
In der bulgarischen Wirtschaft sieht es etwas anders aus: Da befürwortet eine Mehrheit von 66,3 Prozent Alpha Research zufolge «voll» oder «eher» einen Beitritt zur Eurozone - lediglich ein Drittel ist «eher» oder «generell» dagegen.
Weiterer Schritt notwendig
Damit in Bulgarien künftig mit Euro-Münzen und -Scheinen bezahlt werden kann, müssen nach Anhörung des Europäischen Parlaments und der EZB noch die Mitgliedsstaaten auf Ebene der Finanzminister die notwendigen Rechtsakte verabschieden.
Nach den EU-Verträgen sind alle Mitgliedstaaten bis auf Dänemark zum Beitritt zur Gemeinschaftswährung verpflichtet, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen. Mehrere Staaten verfolgen dies aber nicht mit Nachdruck - zu ihnen zählen zum Beispiel Schweden, Polen und Ungarn.
- Abschlusserklärung des Gipfels