"Dann keine Sorge! Unsere lieben und treuen Kunden werden keine Bestandteile der Grillen in einer Schoko-Kugel finden", betont der Inhaber. Eine Verwechslung ist sowieso ausgeschlossen. Die spezielle Eiscreme ist garniert mit getrockneten braunen Insekten. Tote Grillen mit stacheligen Hinterbeinchen und langen Fühlern schmücken das Speiseeis. Damit klar wird, dass genau das drin ist: Getrocknete Heimchen, Acheta domesticus, Hausgrillen.
 Kein Marketing-Gag: Experimentieren bereitet Inhaber Freude
 Micolino behauptet, er habe die erste deutsche Eisdiele mit Insekten-Eis, überprüfen lässt sich das schwer. Es soll kein Marketing-Gag sein, ihn habe einfach die Lust am Experimentieren getrieben. Er habe selbst schon Insekten im Urlaub probiert, auch Schlange und Krokodil, berichtet er. "Mir wird langweilig, wenn ich immer dasselbe mache."
 
 Aber natürlich freut sich der Eisverkäufer über die Aufmerksamkeit für seinen kleinen Laden. Nach einem Instagram-Post über das Insekten-Eis meldete sich die örtliche Zeitung, seitdem geben sich die Journalisten die Klinke in die Hand. Eigentlich wollte er sein Insekten-Milcheis nur ein paar Tage anbieten, aber nun verlängert er aufgrund des Andrangs die Aktion.
  
  
  
  
  
    
    
    
  Ein älterer Herr spazierte in die Eisdiele, er stellt sich der dpa als Micolinos Nachbar vor. "Ich habe draußen zwei tote Mäuse gefunden", ruft er fröhlich und grinst. "Wollen wir auch Eis daraus machen?" Er selbst esse ja lieber Schnitzel und Spätzle, sagt er. Aber Mut habe der Micolino schon.
 Mutige Probierende mit erstem Feedback
 Viele Kunden wollen zumindest einmal probieren. "Sonst kann ich nicht mitreden", sagt einer, der gerade genüsslich eine Portion Grillen-Eis aus der Waffel schleckt. Ins Dschungelcamp, sagt er, würde er zwar nicht gehen, aber so ein wenig Insekten-Eis finde er nicht eklig. "Solange mich keine Augen dabei angucken", sagt er. Nussig schmecke es. "Haferflockig, etwas bitter", urteilt ein weiterer Kunde.
 Bislang sei niemand, der probiert habe, enttäuscht gewesen, berichtet Micolino. Aber die Reaktion fällt bei Weitem nicht nur positiv aus. In den sozialen Medien haben empörte Follower ihm die Kundschaft aufgekündigt. Er präsentiert auf seinem Handy eine Wut-Mail. "Müssen Sie jeden Sch... mitmachen?" schreibt ihm da einer.
 Der Eisverkäufer kann das nicht verstehen, schließlich zwinge er die Menschen ja nicht dazu, sagt er. "Das ist nur eine Kopfsache." Jeder, der dagegen sei, solle vorbeikommen und probieren. Er lockt seine Kunden sogar mit einem Angebot: Jeder, der eine Kugel Insekten-Eis bestellt, bekommt eine zweite Kugel seiner Wahl spendiert.
 (mit dpa)
     
Da hilft mal wieder nur Boykott