Hilfen für die Industrie
Deutschland steckt in einer Konjunkturflaute, schlecht geht es vor allem der Industrie. Kanzler Scholz hatte Ende Oktober einen Industriegipfel mit Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften veranstaltet. Er kündigte danach einen "Pakt für die Industrie" an, der sehr konkrete Maßnahmen umfassen solle, um den Standort zu stärken. Wirtschaftsverbänden beklagen vor allem im internationalen Vergleich hohe Energiepreise.
Bis Jahresende will Scholz nun unbedingt "Sofortmaßnahmen" für die Industrie durchsetzen. Konkret sagte er, die Netzentgelte für Unternehmen sollten gedeckelt werden und es solle ein Paket geschnürt werden, das Arbeitsplätze in der Automobilindustrie und bei den vielen Zuliefererbetrieben sichere. In einem Papier des Kanzleramts werden etwa bessere Abschreibungsmöglichkeiten für E-Autos als Dienstwagen genannt, eine Verlängerung der Befreiung von der Kfz-Steuer für Elektrofahrzeuge sowie mehr Preistransparenz an Ladesäulen.
Für Habeck wichtig ist ein Gesetz zur staatlichen Förderung neuer Gaskraftwerke und zur Modernisierung bestehender Anlagen. Die Kraftwerke sollen künftig einspringen, wenn der Strombedarf durch erneuerbare Energien nicht zu decken ist. Außerdem soll die Umstellung auf klimafreundlicheren Wasserstoff gefördert werden. Habeck setzt beim Vorhaben darauf, dass auch unionsgeführte Länder dieses Gesetz schnell wollen.
Was höchst dringlich ist - aber von Scholz nicht genannt wurde
Der Bundestag muss für das laufende Jahr noch einen Nachtragshaushalt beschließen. Dieser steht nun auf der Kippe - die FDP machte deutlich, dass sie dem bisher vorliegenden Entwurf im Bundestag nicht zustimmen kann.
Im Sommer hatte die Koalition angekündigt, dass sie einige Milliarden aus zusätzlichen Krediten braucht, um geringere Steuereinnahmen, höhere Ausgaben beim Bürgergeld sowie höhere Kosten zur Förderung der erneuerbaren Energien auszugleichen. Weil die Konjunktur in Deutschland schwächer als erwartet läuft, lässt die Schuldenbremse diese größere Kreditaufnahme zu.
Ohne die zusätzlichen Mittel könnte für manches Anliegen schlicht kein Geld mehr sein. Zwar müssen Pflichtleistungen wie das Bürgergeld weiter bedient werden, das Geld muss dann aber woanders eingespart werden. Es droht eine Haushaltssperre zum Beispiel bei Fördermitteln im Wohnungsbau, bei der Mobilität, bei Bauvorhaben und in anderen Bereichen. Helfen könnte zwar, dass in einem Haushaltsjahr nie alle geplanten Mittel abfließen und so zu Jahresende üblicherweise Geld übrig ist. Aber dass das die Milliardenlücke ausgleicht, die ohne Nachtragshaushalt gerissen wird, ist unwahrscheinlich.
Große Unsicherheit über Haushalt 2025
Auch der Haushalt für 2025 ist lange noch nicht unter Dach und Fach. SPD, Grüne und FDP konnten sich nicht einigen, wie man Milliardenlücken schließen soll - einer der Hauptgründe für das Scheitern der Ampel. Das Jahr startet also wahrscheinlich mit einer vorläufigen Haushaltsführung, während der man sich auf unerlässliche und dringende Ausgaben beschränken muss.
Dass Scholz' Minderheitsregierung irgendwie einen Haushaltsbeschluss für 2025 durchbringt, ist unwahrscheinlich - auch, weil sie damit eine neue Regierung ja auf Ausgaben festlegen würde, noch bevor überhaupt ein Koalitionsvertrag steht.
Das bedeutet aber große Unsicherheit für viele Angestellte auf Projektbasis oder mit befristeten Arbeitsverträgen, die erstmal nicht wissen, wie es zu Jahresbeginn weitergeht. Auch neue Investitionen und der Beschluss kostspieliger Gesetze sind schwierig. Bei Neuwahlen im März könnte es bis zum Sommer dauern, bis eine neue Regierung einen Haushalt verabschiedet.
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