Debatte um Wehrpflicht: Bundeswehrverband will alle wehrfähigen Menschen erfassen

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Kommt wieder eine Art Wehrpflicht in Deutschland?
Bundeswehrsoldaten
Matthias Balk/dpa

Im Zuge der Debatte über die Wehrpflicht fordert der Bundeswehrverband eine Erfassung aller wehrfähigen Menschen in Deutschland. Verbandschef André Wüstner sieht vor allem wegen der aktuellen sicherheitspolitischen Lage Handlungsbedarf.

Der deutsche Bundeswehrverband sieht in der Debatte über die Wehrpflicht politischen Handlungsbedarf. In der Talksendung "Mitreden! Detuschland diskutiert" der ARD Inforadios äußerte sich Verbandschef André Wüstner entsprechend - in einem ersten Schritt sei festzustellen, wer überhaupt wehrfähig ist, erklärte er.

 Für Wüstner habe die Wehrpflicht und auch der Ersatzdienst viele Vorzüge, im Kern brauche es dafür eine sicherheitspolitische Begründung. "Die ist momentan eindeutig gegeben", sagte der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Bundeswehr umstrukturieren: Wehrpflicht oder Freiwilligkeit?

Deshalb sei der Schritt von Verteidigungsminister Pistorius richtig, die Bundeswehr umzustrukturieren mit Schwerpunkt Landes- und Bündnisverteidigung. Diese Fähigkeiten müssten aber auch personell unterfüttert werden. "Ich merke nur, dass in der Personalgewinnung auch mit Blick auf eine Reserve die aktuellen Konzepte nicht ausreichen." Die alte Form der Wehrpflicht steht laut Wüstner nicht zur Debatte, "dennoch müssen wir überlegen, in welcher Art und Weise wir erfassen oder wieder mustern." Konkret sollte die Bundeswehr noch in dieser Legislaturperiode die Möglichkeit bekommen, die Daten aller wehrfähigen Menschen zu erfassen, um diese anzuschreiben und über den Dienst in der Bundeswehr informieren zu können, heißt es in einer Pressemitteilung am Dienstag (7. Mai 2024).


Skeptisch zum Thema Wehrpflicht hat sich in der Talksendung die Präsidentin des deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, geäußert. Mit Blick auf die Wehrgerechtigkeit sei es am Ende "vielleicht doch klug, bei der bisherigen Regelung zu bleiben und den Wehrdienst nicht wieder einzuführen".

Stattdessen schlug Welskop-Deffaa vor, auf Basis von Freiwilligkeit nach neuen Möglichkeiten zu suchen, um junge Menschen zu gesellschaftlichen Diensten zu bewegen. Damit habe auch die Caritas nach dem Ende von Wehr- und Ersatzdienst gute Erfahrungen gemacht. "Überraschenderweise haben wir mit dem freiwilligen sozialen Jahr und den Bundesfreiwilligendienst die Lücke sofort schließen können." Die Caritas-Präsidentin sprach sich in diesem Zusammenhang für einen Rechtsanspruch für junge Menschen auf einen freiwilligen Dienst aus.