Die fränkische Schaeffler-Gruppe darf den Autozulieferer Continental für mehr als zehn Milliarden Euro übernehmen.
Die Börse feierte den Schritt, nachdem manche Anleger zuletzt gebangt hatten, dass die Finanzkrise dem Schaeffler- Angebot von 75 Euro je Aktie für Conti-Aktionäre nach starkem Kursverfall noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte.
Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger bekräftigte in einer Stellungnahme in Herzogenaurach, der Deal solle jetzt schnell vollzogen werden.
Kurse springen in die Höhe
Conti-Papiere sprangen in Frankfurt im Vergleich zum Schluss des elektronischen Xetra-Handels um 19,35 Prozent auf 44,35 Euro nach oben. „Da fließt bei manchen Anlegern jetzt der Schampus nach den Nervenzusammenbrüchen, die viele zwischendurch erlitten haben“, kommentierte ein Händler die späte Kursentwicklung.
Die freie Konkurrenz in der EU werde nicht gestört, berichteten die EU-Wettbewerbshüter. „Die Tätigkeiten der beiden Parteien überschneiden sich nicht.“ Deshalb rechneten Börsen und Wettbewerbsexperten seit längerem mit dem grünen Licht Brüssels.
Die Unternehmen seien allerdings in einem geringen Maße verbunden, schrieb die Kommission. Schaeffler stelle Wälzlager her, die in Conti-Fahrzeugteilen verarbeitet werden. Der neue Verbund können jedoch Konkurrenten nicht beinträchtigen, da es mehrere große Hersteller von Wälzlagern gebe.
Die Kommission prüft große Zusammenschlüsse, wenn bestimmte Umsatzschwellen erreicht werden.
Zügiges Angebot an Conti-Aktionären
Das Angebot an die Aktionäre der Continental AG werde jetzt zügig vollzogen, voraussichtlich am 8. Januar, teilte Schaeffler am Freitag mit.
„Gerade die aktuell schwierige Marktsituation zeigt, wie richtig unsere Entscheidung ist, zwei international führende Automobilzulieferer zusammenzubringen“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schaeffler Gruppe Geißinger.
„Angesichts der massiven Veränderungen unseres Umfelds ist es notwendig, die Stärken beider Unternehmen im Automotive-Bereich jetzt schnell zusammenzuführen und die Synergien aus neuen Produkten, Prozessen sowie im Einkauf zügig zu realisieren.“ Seine Vorgabe: „Unser Ziel ist, ganz vorne in der Weltspitze zu liegen.“
Komplette Integration?
Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ dringen die Banken des fränkischen Familienunternehmens verstärkt darauf, dass Schaeffler die Investorenvereinbarung zur Übernahme von 49,9 Prozent von Conti auflöst und den Hannoveraner Zulieferer komplett integriert.
Die Investorenvereinbarung beschränkt das Schaeffler- Engagement bei Conti in den nächsten vier Jahren auf diese Minderheitsbeteiligung. Schaeffler wurden jedoch 82 Prozent der Anteile angedient, acht Prozent hielten die Franken bereits. Schaeffler muss die überzähligen Aktien deshalb bei Banken parken und einen Co-Investor suchen.
Im Bemühen die jüngsten Querelen mit den Hannoveranern zu glätten, sagte Geißinger: „Machtkämpfe machen jetzt keinen Sinn. Wir sollten jetzt an die Arbeit gehen.“
Seit längerer Zeit StreitigkeitenZwischen den beiden Unternehmen gibt es seit längerem Streit. Angeblich soll Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg aus dem Amt gedrängt werden. Beide Konzerne beschäftigten nach früheren Angaben zusammen weltweit rund 213 000 Menschen.
Die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach im Raum Nürnberg hatte sich im Sommer eine Übernahmeschlacht mit dem Conti-Management geliefert. Schaeffler handelte für die Übernahme milliardenschwere Kredite aus. Wegen der Finanzkrise wird an den Märkten darüber spekuliert, dass die Franken Finanzierungsprobleme bekommen könnten. Schaeffler wies dies bisher stets zurück. dpa