Um der Filialnetz-Pflicht nachzukommen, betreibt die Post rund 1.200 Interimsfilialen - sie schickt also eigenes Personal, das in einem Container oder einem zuvor leerstehenden Geschäft eine kleine Postfiliale betreibt, die in der Regel nur für einige Stunden am Tag geöffnet ist. Diese Interimsfilialen möchte die Post loswerden und setzt hierbei verstärkt auf Automaten.
Die Zahl der unbesetzten Pflichtstandorte schwankt seit langem. Manchmal ist ein Ort nur kurz ein weißer Fleck - und dann ist doch wieder eine Filiale zu finden, wenn die Post dort einen neuen Partner gefunden hat. Es handele sich nur um eine Momentaufnahme, heißt es von der Bundesnetzagentur.
Überraschend ist aber, dass der Wert der Filialvakanzen im Vergleich zu Juli 2024 um 19 gestiegen ist, obwohl die Filialnetz-Regeln seither erleichtert wurden: 2024 konnten noch keine Automaten angerechnet werden, nun ist das möglich, und es wird auch gemacht - doch anstatt nach unten geht der Wert nach oben.
Die Post stellt Besserung in Aussicht. Ein Firmensprecher sagt, man habe für etwa die Hälfte der 160 Standorte bereits Lösungen gefunden, die zeitnah umgesetzt werden. Bei der anderen Hälfte arbeite man intensiv an einer Lösung – entweder durch Filialen oder Poststationen. Mancherorts müssten aber auch andere Beteiligte mitwirken, etwa für die Erteilung einer Baugenehmigung.
Automatenfilialen sollen kein Massenphänomen werden
Bevor die Bundesnetzagentur grünes Licht gibt für die Automaten-Filialen, hört sie die betroffenen Gemeinden an - die Kommunen sind also mit im Boot. Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Achim Brötel (CDU), äußert sich zurückhaltend. Klassischen Postfilialen sei grundsätzlich immer der Vorzug zu geben.
Postfilialen seien «wichtige Einrichtungen der Daseinsvorsorge, die jedermann einen einfachen Zugang zum Postnetz bieten», sagt Brötel. Es gehe um Nutzerfreundlichkeit. «Die Nutzerperspektive muss deshalb auch der entscheidende Maßstab sein und nicht etwa das Bestreben der Post, sich ihrer Verpflichtung zur flächendeckenden Gewährleistung ihrer Dienstleistungen auf möglichst einfache Weise zu entledigen.»
Der Gesetzgeber möchte nicht, dass das Filialnetz irgendwann nur noch aus Automaten besteht. «Ein Automat als Filiale ist zwar nicht ideal, aber besser als nichts - er kann die Situation in strukturschwächeren Gegenden verbessern», sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff.
«Es sollte aber kein Massenphänomen werden, sondern eher eine Ausnahme - wenn jeder zwanzigste Standort ein Automat wäre, fände ich das noch angemessen, beispielsweise jeder dritte sollte es aber nicht sein.» Nur um Kosten zu senken, dürfe die Post nicht auf Automaten setzen.
Kritik äußert der Sozialverband VdK. Dessen Präsidentin Verena Bentele sagt, das sei ein deutlicher Rückschritt auf dem Weg zu mehr Inklusion. «Postautomaten sind für Rollstuhlfahrer, Kleinwüchsige und Menschen mit Sehbehinderungen häufig nicht nutzbar.» Ältere Menschen seien oft auf persönliche Hilfe vor Ort angewiesen. Die Automaten sollten verbessert werden und größere Displays und Bedienelemente mit Brailleschrift bekommen.