ArcelorMittal wollte ursprünglich bis 2030 einen Hochofen in Bremen und einen in Eisenhüttenstadt ersetzen. In Bremen sollten eine sogenannte Direktreduktionsanlage und ein sogenannter Elektrolichtbogenofen aufgebaut werden. Die neuen Anlagen sollten perspektivisch «grünen» Wasserstoff nutzen.
Das Unternehmen hatte wiederholt erklärt, Voraussetzung für den Umbau der Stahlerzeugung seien wettbewerbsfähige Strompreise und ausreichend Wasserstoff. Wasserstoff ist aus Sicht der Energiebranche aber derzeit noch nicht ausreichend vorhanden und viel zu teuer. Zudem klagen Unternehmen in Deutschland seit langem über im internationalen Vergleich hohe Strompreise.
Probleme bei Wasserstoff und Strompreis
Die Stahlindustrie ist einer der größten CO2-Emittenten in Deutschland. Sie spielt damit eine Schlüsselrolle, damit in Deutschland Klimaziele erreicht werden. Eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung soll statt Kokskohle der Einsatz von «grünem» Wasserstoff zur Stahlerzeugung spielen, über Direktreduktionsanlagen (DRI). Wasserstoff wird als «grün» bezeichnet, wenn er auf Basis erneuerbarer Energien aus Wind und Sonne hergestellt wird.
ArcelorMittal erklärte, «grüner» Wasserstoff sei noch keine tragfähige Energiequelle und die DRI-Produktion auf Erdgasbasis als Übergangslösung nicht wettbewerbsfähig.
Die Umstellung von Hochofen auf Elektrolichtbogenofen bedeute den Wechsel von Kohle als Energieträger zu einem Ofen, der mit Erdgas und Strom betrieben werde. Aber: «Die aktuellen Strompreise in Deutschland sind sowohl im internationalen Vergleich als auch im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern hoch.»
Die ersten neuen Elektrolichtbogenöfen würden in Ländern gebaut, die eine wettbewerbsfähige und planbare Stromversorgung bieten könnten. ArcelorMittal habe im Mai erklärt, den nächsten Elektrolichtbogenofen in Dünkirchen in Frankreich zu bauen.
Zweifel an CO2-Zielen
Der Konzern erklärte weiter, er halte an dem Ziel fest, die CO2-Bilanz seiner Anlagen weiter zu verbessern - auch wenn es zunehmend unwahrscheinlicher werde, die CO2-Reduktionsziele bis 2030 zu erreichen. «Es wird immer deutlicher, dass die Energiewende in allen Bereichen langsamer als erwartet vorankommt.»
Branche in Krise
Die deutsche Stahlindustrie befindet sich in einer Krise. 2024 blieb die erzeugte Rohstahlmenge auf «Rezessionsniveau», wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitgeteilt hatte. Den Unternehmen machten der enorme Zuwachs von Billigimporten aus China und nicht wettbewerbsfähigen Kosten für Strom schwer zu schaffen.
Poelvoorde erklärte, die europäische Stahlindustrie stehe derzeit unter einem noch nie dagewesenem Druck, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten - und das bereits ohne die zusätzlichen Kosten, die für die Dekarbonisierung erforderlich seien. «Die Europäische Kommission und ihre Mitgliedstaaten unternehmen Schritte, um dieses Problem mit dem Aktionsplan für Stahl und Metalle zu lösen.» Das aber gehe zu langsam. Europa könne eine starke Stahlindustrie erhalten, müsse aber entschlossen handeln.
Fördergelder
Der frühere Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte den Umbau der Stahlindustrie mit milliardenschweren Fördergeldern vorangetrieben. Er hatte die Transformation der Stahlindustrie als riesigen Beitrag zum Klimaschutz bezeichnet. Die Stahlprojekte leisteten als wichtige Abnehmer einen entscheidenden Beitrag zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.