Weil die Nachfrage nach Wohnungen in den Stadtteilen groß ist, richtet auch die Wohnbau zunächst den Blick weiter nach außen. In Seidmannsdorf, das 1972 im Zuge der Eingemeindung zu Coburg kommt, beginnt die Planung und Erschließung des Wohngebietes Seidmannsdorfer Hang. Gleichzeitig erwirbt die Wohnbau fast 153.000 Quadratmeter Bauland.
Trotz der großen Nachfrage nach solchen Wohnungen eine Entscheidung, die Mut verlangt. Doch die Weitsicht von damals zahlt sich aus. Bis heute ist der Seidmannsdorfer Hang weitgehend bebaut.
Im Juni 1977 fällt der Startschuss für Mieteinheiten in der Albrecht-Dürer-Straße. Die Wohnungen erhalten erstmals einen für diese Zeit sehr großzügigen Grundriss. Dank öffentlicher Fördermittel von Bund und Land sowie der Stadt Coburg entstehen 208 Mietwohnungen. 74 Einheiten werden im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms für sanierungsbetroffene Mieter gefördert. Das heißt, sie sind Ersatzwohnungen, während das eigentliche Zuhause der Bewohner modernisiert wird.
Altstadtsanierung im Fokus
Mit der Steinwegvorstadt wird 1982 das zweite Sanierungsgebiet festgelegt, in dem die Wohn- und Arbeitssituation der Menschen verbessert werden soll. Dicht und innerstädtisch besiedelt, blickt der Steinweg auf eine Geschichte als klassische Vorstadt zurück. Die einzelnen Grundstücke sind stark miteinander verflochten und überbaut, die Lebensqualität in den Gebäuden aufgrund baulicher Überalterung nur ungenügend. In den 1980er Jahren leben hier sozial schwache Bevölkerungsschichten, viele ältere Menschen oder Alleinerziehende. Es fehlen Freiflächen und Spielplätze, aber auch Anwohnerstellplätze in direkter Wohnnähe. Verstopfte Straßen schränken die Nutzung des Gebietes zusätzlich ein.
Das Parkplatzproblem wird 1984 mit dem Bau des Parkhauses Post deutlich entschärft. 482 Stellplätze stehen jetzt im Quartier zusätzlich zur Verfügung. Verkehrsberuhigte Flächen und der Ausbau der Fußgängerzone erhöhen die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt weiter.
Vor den Stadttoren geht derweil die Bautätigkeit Am Schießstand weiter. Bereits in den 1950er und 1960er Jahren entstanden hier mehr als 150 Wohnungen - damals noch mit Kohlebadeöfen, die die Räume heizten. Beim vorerst letzten Bauabschnitt Ende der 1980er Jahre ist die Entwicklung ein großes Stück weiter. 18 moderne ausgestattete Einheiten mit Zentralheizung und zentraler Warmwasserversorgung werden an die Mieter übergeben. Diese freuen sich außerdem über Garagen, Pkw-Stellplätze und auch einen Kinder
Ein neuer Stadtteil entsteht
D ie örtlichen Zeitungen titeln im März 1995: "Das größte Vorhaben seit dem Bau der Veste Coburg!" Mit der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung ist die Stadt aus dem Zonenrandgebiet in die Mitte der Bundesrepublik gerückt. Innerhalb kürzester Zeit steigt die Nachfrage nach günstigem Mietwohnraum, aber auch Flächen für Gewerbe und Dienstleistungen. Die Stadtlenker müssen schnell reagieren. Das Bebauungsgebiet Bertelsdorfer Höhe wird auf den Weg gebracht. Am nördlichen Stadtrand, auf einem sanft ansteigenden Hügel und gegenüber der östlich aufragenden Veste, entsteht auf einem 65 Hektar großen Areal ein neuer Stadtteil.
Im Frühjahr 1994 startet der Bau des Straßen- und Kanalsystems. Ein Jahr später im Juli erfolgt die Grundsteinlegung für die 49 Wohnungen, die im Max-Böhme-Ring entstehen.
Ein Stadtteil wandelt sein Gesicht
Die 2000er Jahre stehen ganz im Zeichen der Sanierung. Nicht nur an den Wohnungen, die in den 1950er und 1960er Jahren errichtet wurden, nagt der Zahn der Zeit. Auch die energetischen Anforderungen sowie die Lebensgewohnheiten der Menschen haben sich verändert. Zwar ist nach wie vor günstiger Wohnraum gefragt, doch auch Ausstattung und Komfort müssen stimmen. Mehr als 700 Bestandswohnungen werden daher zwischen 2000 und 2009 saniert. Fast 40 Millionen Euro nimmt die Wohnbau dafür in die Hand. Neben Sanierung und Modernisierung widmet man sich außerdem einem ganz besonderen Projekt: der "Sozialen Stadt" Wüstenahorn. 2006 erhält die Wohnbau den Auftrag, ein Konzept für den Stadtteil zu entwickeln, in dem nach dem Zweiten
Weltkrieg Barackensiedlungen entstanden waren, die den vielen Flüchtlingen Unterkunft bieten sollten. Im Laufe der Jahrzehnte ist daraus ein hoch verdichtetes Gebiet geworden, für das die Bevölkerungsstatistik 40 Häuser der Wohnbau und fast 2 500 Bewohner ausweist. Durch Zuzug der ausländischen Bürger besteht eine besondere Integrationsnotwendigkeit.
Auf dem Weg in die Zukunft
Globalisierung, Digitalisierung und ein Wandel im Konsum- und Lebensverhalten: Die 2010er Jahre sind geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen und einem neu erwachten Bewusstsein für Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. Darauf muss auch die Stadtentwicklung reagieren. Denn längst sind es nicht mehr die Großstädte, die ein Abonnement auf Zuzug haben. Vielmehr ist es das Gesamtpaket, das junge Menschen und Familien überzeugen muss. Genau hier setzt "Junges Leben" an. "Wir wollen Schwarmstadt werden", heißt das Ziel eines kreativen und innovativen Teams der Wohnbau. Coburg soll attraktiv für Menschen von außen gemacht werden. Der Startschuss soll dort fallen, wo jahrzehntelang die Stadtentwicklung vorangetrieben wurde - am ehemaligen Unternehmenssitz in der Heiligkreuzstraße 26. Das Konzept sieht hier ein Impulsprojekt des modernen, smarten und flexiblen Wohnens vor. Mit Blick zur Veste und dem direkten Anschluss zum Sanierungsgebiet Steinwegvorstadt. Und dass das gelingen kann, zeigt das große Vorbild am anderen Ende der Fußgängerzone: die Ketschenvorstadt.
Erstklassige Wohnverhältnisse, beeindruckende Aufenthaltsqualität und Ansiedlung von Handel, Dienstleistung, Gastronomie und Gewerbe gleichermaßen - das Gebiet rund um die Ketschengasse mit dem Albertsplatz als Zentrum ist nach der Sanierung nicht mehr wiederzuerkennen. Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, dieses 6,7 Hektar große Areal zu entwickeln. Gestaltlose Straßenräume, mangelhafte Bausubstanz und viel Leerstand prägten früher diesen Teil der Innenstadt, durch den bis in die 1980er Jahre die Bundesstraße 4 führte.
2009 rollen dann die ersten Bagger - und das in einem Stadtviertel, in dem ein Drittel aller Häuser unter Denkmalschutz steht. Mit der Fertigstellung der beiden öffentlichen Plätze Albertsplatz und Säumarkt im Jahr 2012 wird der erste Meilenstein gesetzt. Die zweigeschossige Quartierstiefgarage mit 174 Plätzen, der Neubau von 1 200 Quadratmetern Gewerbefläche mitten am Albertsplatz sowie die Kubenhäuser und 44 Wohnungen - neu errichtet oder saniert - machen die Ketschenvorstadt seitdem zu einer der beliebtesten Lagen in der Innenstadt.
Heute wohnt fast jeder fünfte Coburger in einer Wohnbauwohnung. Die Wohnbau und die Stadtentwicklungsgesellschaft haben viel geschaffen und geschafft - auch wenn noch viel zu tun bleibt!
"Alle arbeiten mit Herzblut"
Grußwort von Wohnbau Stadt Coburg Geschäftsführer Christian Meyer
Auch das beste Team braucht die Unterstützung von außen. Deshalb bin ich dankbar für die gute, konstruktive und vertrauensvolle Arbeit mit der Politik und der Stadt Coburg - denn zukunftsweisende Stadtentwicklung funktioniert nur gemeinsam! Was die WSCO ausmacht sind die Menschen, die dahinter stehen. 70 Jahre "entwickeln - wohnen - leben" sind natürlich ein Grund zu feiern, aber vor allem auch ein toller Anlass, Danke zu sagen.
Denn hinter der Erfolgsgeschichte stehen die Mitarbeiter der WSCO, aber auch die zahlreichen Wegbegleiter und Unterstützer, die das Gesicht und das Wirken der Wohnbau geprägt haben. Außerdem gilt der Dank natürlich auch unseren treuen, oft sehr langjährigen Mietern. Deshalb soll dieses Jubiläum vor allem auch eine Würdigung und ein Dank für all diese Menschen sein - ob hinter den Kulissen oder an vorderster Front.
Treue Wohnbau-Familie
Es ist beeindruckend wie in der Wohnbau-Familie Kollegen seit Jahrzehnten zuverlässig zu "ihrer" Wohnbau stehen und sie bis heute geprägt haben. Vom Matrizendrucker, zur Schreibmaschine bis zu den modernen Techniken haben sie den Wandel miterlebt und mitgestaltet. Schreibmaschinen findet man in unserem Büro nicht mehr, die Wünsche der Mieter haben sich gewandelt und viele neue, junge Kollegen unterstützen das Team. Aber eines ist über die Jahrzehnte gleich geblieben: alle arbeiten mit Herzblut und dem Anspruch, ein verlässlicher Partner für die Stadt Coburg und ihre Bürger zu sein.
Ich persönlich bin stolz auf dieses tolle Team im Rücken und das wir gemeinsam fast jedem fünften Coburger Bürger ein Zuhause geben und darüber hinaus unsere schöne Stadt maßgeblich mitgestalten dürfen.