Monster-Hurrikan "Milton" und die Folgen: Mehrere Tote - Millionen ohne Strom

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Im Morgengrauen wird klar, wie groß die Zerstörung in Florida ist. Menschen sind gestorben, viele haben kein Wasser, andere keinen Strom. Und die Gefahr ist noch nicht vorbei.

Update vom 11.10.2024, 08.33 Uhr: Hurrikan "Milton" in den USA - Mehrere Tote

Nach dem Durchzug von Hurrikan "Milton" sind im US-Bundesstaat Florida weiterhin mehrere Millionen Menschen ohne Strom. In der Nacht zu Freitag waren immer noch rund 2,6 Millionen Menschen von Stromausfällen betroffen, wie aus Daten der US-Website PowerOutage hervorging. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit "Milton" stieg derweil nach Zählungen des US-Senders CBS auf mindestens 16. Knapp 1000 Menschen hätten die Einsatzkräfte bislang im Sturmgebiet gerettet, zitierte der Sender CNN Floridas Gouverneur Ron DeSantis. 

Als Hurrikan der Kategorie 3 war der Sturm am späten Mittwochabend beim Ort Siesta Key an der Westküste Floridas auf Land getroffen und hatte eine weit ausgedehnte Schneise der Verwüstung durch die Halbinsel im Golf von Mexiko geschlagen, bevor er abgeschwächt auf den Atlantik hinausgezogen war.

Das US-Hurrikanzentrum verwies auf weiter bestehende Gefahren durch herabgestürzte Stromleitungen und überflutete Gebiete vielerorts im Zentrum Floridas. Entsprechend sei Vorsicht beim Einsatz elektrischer Gerätschaften für die Aufräumarbeiten geboten.

Update vom 10.10.2024, 14.30 Uhr: Florida nach dem Monstersturm

Hurrikan "Milton" befindet sich nach seinem verheerenden Zug quer durch den US-Bundesstaat Florida wieder über dem Meer. Er hinterlässt Tote und Verletzte, auch sind Millionen Haushalte ohne Strom und viele Tausend Menschen ohne Trinkwasser. 

Obwohl das Auge des Sturms weiterzieht, warnen die Behörden auch weiterhin vor Starkregen und heftigen Winden, vor allem im Osten und im Zentrum Floridas. Im Teilen des Staates werden noch immer zwischen 50 und 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erwartet. Das US-Hurrikanzentrum warnte auch vor Sturmfluten an der Westküste.

Tote und Verletzte

In einer Wohnwagensiedlung für Senioren kamen nach Angaben eines Sheriffs mehrere Menschen durch einen Tornado in Verbindung mit "Milton" ums Leben. Der Sheriff des St. Lucie County, Keith Pearson, machte im Gespräch mit dem Sender CNN keine genauen Angaben zu der Zahl der Toten.

"Ich kann Ihnen sagen, dass es mehr als eine Person ist, die ihr Leben verloren hat und die wir bereits geborgen haben." Etwa 200 Einsatzkräfte seien weiter auf der Suche nach Menschen, die noch in der Anlage eingeschlossen seien.

In der Stadt Palm Beach an der Westküste retteten Einsatzkräfte mehrere Menschen aus eingestürzten Gebäuden oder Autos, die der Wind umgeworfen hatte. Mehrere Menschen seien mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, teilte die örtliche Feuerwehr mit. 

Stromausfälle und Wasserrohrbruch

Mehr als 3,2 Millionen Haushalte in Florida waren zeitweise ohne Strom, wie aus Daten der Seite poweroutage.us hervorging. Mindestens 70.000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften, sagte die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde, Deanne Criswell, dem britischen Sender BBC Radio 4.

Vor der Ankunft des Sturms hätten 31 Bezirke Evakuierungen angeordnet gehabt. Noch sei die Gefahr nicht gebannt: "Obwohl der Wind abnimmt, lässt die Bedrohung nicht nach."

Besonders betroffen war ersten Berichten zufolge die Region südlich der Stadt Tampa an der Westküste, die bereits vor dem Eintreffen des Hurrikans als Hochrisikogebiet eingestuft worden war. In der Stadt St. Petersburg stellte die Stadt nach einem Wasserrohrbruch das Trinkwasser ab. Die Reparaturen sollten beginnen, sobald dies für die Arbeiter sicher sei. In St. Petersburg leben etwa 260.000 Menschen.

Rasante Winde

Auch US-Präsident Joe Biden hatte mit eindringlichen Worten vor dem Hurrikan gewarnt und deswegen seine geplante Deutschlandreise abgesagt. Bewohner betroffener Gebiete sollten sich in Sicherheit bringen. 

Der Hurrikan hatte am Mittwochabend (Ortszeit) die Küste erreicht, dabei wies er die Kategorie 3 von 5 auf. Zu Beginn wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde gemessen worden.

Inzwischen hat sich der Sturm auf die Hurrikan-Stufe 1 abgeschwächt, was Windgeschwindigkeiten von 119 bis 153 Stundenkilometern entspricht. Zeitweise konnten Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Polizei wegen der Gefahren durch den Sturm nicht ausrücken. 

Klimawandel sorgt häufiger für starke Hurrikans

Der deutsche Klimaforscher Mojib Latif wies auf die Zunahme heftiger Hurrikans im vergangenen Jahrzehnt durch den Klimawandel hin. "Insgesamt hat die Zerstörungskraft von Hurrikans zugenommen", sagte der Meteorologe im Deutschlandfunk. "Das hat ganz eindeutig mit der Erwärmung der Weltmeere zu tun." Sie seien in den vergangenen Jahren sehr, sehr warm geworden.

Ken Welch, Bürgermeister von St. Petersburg, erinnerte daran, dass erst vor zwei Wochen der Hurrikan "Helene" Florida getroffen hatte, wobei weit mehr als 200 Menschen starben. Dem Sender MSNBC sagte er: "Dies ist nur ein Beispiel für die neue Normalität: Die Stürme werden stärker, sie bewegen sich schneller und stellen unsere Infrastruktur auf die Probe."

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die Hurrikansaison im Atlantik dauert von Juni bis Ende November.

Meldung vom 10.10.2024, 7 Uhr: Hurrikan "Milton" trifft auf Florida: Naturkatastrophe fordert erste Opfer

Hurrikan "Milton" ist nun an der Westküste Floridas eingetroffen. Der Sturm prallte mit andauernden Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde aufs Land, laut dem US-Hurrikanzentrum. Vor seinem Landfall wurde "Milton" von der höchsten Kategorie 5 zuerst auf Stufe 4 und schließlich auf 3 herabgestuft.  Hurrikan "Kirk" erreicht am Donnerstag (10. Oktober 2024) Deutschland - hier warnt der Deutsche Wetterdienst. Es sei mit "massiven Schäden" zu rechnen.

Im Zusammenhang mit Hurrikan "Milton" gibt es Medienberichten zufolge erste bestätigte Todesfälle im US-Bundesstaat Florida. Ein Tornado, der bereits vor der Ankunft des Sturms im St. Lucy County an der Ostküste Floridas wütete, tötete mehrere Menschen, wie US-Medien unter Berufung auf den örtlichen Sheriff Keith Pearson berichteten. Nach Angaben von Floridas Gouverneur Ron DeSantis wurden am Mittwoch mindestens 19 bestätigte Tornados gezählt. Es seien auch Schäden gemeldet worden.

Sturmfluten, Überschwemmungen, Sturm: "Milton" trifft auf Land

Besonders betroffen ist die Region um Tampa, die als Hochrisikogebiet eingestuft wurde, bevor der Hurrikan ankam. "Milton" soll nun von der Golfküste Floridas über den Staat hinweg in Richtung Atlantik ziehen. Auch abseits der Küsten wird mit schweren Zerstörungen gerechnet.

Noch vor dem Eintreffen des Hurrikans tobten in Teilen Floridas Tornados. Die Wasserstände stiegen rapide an, da die kräftigen Winde das Meerwasser ins Landesinnere drückten. Meteorologen prognostizierten, dass dieser Sturm einer der gefährlichsten in der Geschichte des Bundesstaates sein könnte. Neben extremen Windgeschwindigkeiten wird mit starken Regenfällen und gefährlichen Sturmfluten gerechnet, die großflächige Überschwemmungen hervorrufen könnten. Die Behörden ordneten die Evakuierung mehrerer Küstengebiete an.

Millionen von Menschen wurden aufgefordert, ihre Wohnorte zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Viele kamen diesem Aufruf nach – es gab Berichte über Verkehrsstaus und Engpässe bei Treibstoff und Unterkünften. Zuletzt rieten die Behörden den Menschen, sich an ihrem Standort zu verbarrikadieren ("shelter in place"), da eine sichere Evakuierung nicht mehr möglich war. Die Vorbereitungen fanden bis zur letzten Minute auf Hochtouren statt. Die US-Regierung leitete umfangreiche Hilfsmaßnahmen ein, um die betroffenen Regionen zu unterstützen.

Biden warnt vor Falschinformationen - und schießt gegen Trump

Das Pentagon mobilisierte Tausende Nationalgardisten, die bei Rettungsaktionen und der Verteilung von Hilfsgütern helfen sollen. Darüber hinaus wurden Notfallzentren eingerichtet, um schnelle Hilfe während und nach dem Sturm zu gewährleisten. Rund anderthalb Wochen zuvor hatte der Sturm "Helene" in Florida und anderen Bundesstaaten erhebliche Schäden verursacht. Dabei kamen weit über 200 Menschen ums Leben. Vielen Betroffenen in Florida blieb angesichts der Ankunft von "Milton" kaum Zeit, sich von den Zerstörungen zu erholen.

US-Präsident Joe Biden kurzfristig seine geplante Reise nach Deutschland und Angola. Kurz vor dem Eintreffen des Hurrikans warnte er erneut vor der enormen Stärke des Sturms. "Es sieht aus wie der Sturm des Jahrhunderts", äußerte er bei einem Treffen mit hochrangigen Behördenvertretern. Auch Vizepräsidentin Kamala Harris nahm an der live im Fernsehen übertragenen Besprechung teil. Später wandte sich Biden erneut an die Bevölkerung, um vor den drohenden Gefahren zu warnen.

Der US-Präsident thematisierte auch die Verbreitung von Falschinformationen. In den letzten Wochen seien "rücksichtslose, unverantwortliche und erbarmungslose" Lügen verbreitet worden, die die Menschen verunsicherten. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump stehe an der Spitze dieser Desinformationskampagne, so Biden. Trump hatte bei Wahlkampfauftritten die Verschwörungstheorie verbreitet, dass Mittel der Katastrophenschutzbehörde Fema an Migranten ohne legalen Status gehen würden, um sie zur illegalen Stimmabgabe für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Harris zu bewegen.

US-Wahlkampf im Blick

Biden wies diese Darstellung entschieden zurück. Falschbehauptungen der republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene, wonach die Bundesregierung das Wetter kontrolliere, bezeichnete der US-Präsident als "mehr als lächerlich". Es ist nicht üblich, dass Biden in seinen Reden Trump oder andere Politiker namentlich erwähnt – dies verdeutlicht, wie stark der Hurrikan zum politischen Thema wird und im Wahlkampf eine Rolle spielt. Weniger als einen Monat vor der Präsidentschaftswahl am 5. November deutet sich Umfragen zufolge ein sehr knappes Rennen zwischen Harris und Trump an.

Vorschaubild: © Chris Urso/Tampa Bay Times/AP/dpa