Mehrere Kinder in Klinik: Gummibärchen-Droge überschwemmt Nachbarland - so ist die Lage in Bayern

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Bisher ist das synthetische Cannabinoid HHC in Tschechien legal - man kann das Rauschmittel unter anderem in Form von Süßigkeiten kaufen. In den vergangenen Wochen hatten sich mehrere Kinder und Jugendliche damit vergiftet und die Regierung in Prag will reagieren. Doch auch in Deutschland ist der Verkauf der Droge möglich.

Entweder man dampft es über sogenannte Vape-Sticks oder isst sie als Gelee-Bonbons, die aussehen wie Gummibärchen: Derzeit hält das synthetische Cannabinoid HHC Tschechien in Atem - denn das Rauschmittel ist bisher vollkommen legal. Man bekommt die Vapes und "Edibles", wie die Gummibärchen im Fachjargon heißen, an jeder Ecke in Kiosken oder an Automaten. Und auch eine Altersgrenze für den Kauf des Rauschmittels gibt es in dem Nachbarland bisher nicht.

Nach einer Welle mutmaßlicher Vergiftungsfälle bei Kindern und Jugendlichen will Tschechien zumindest die Süßigkeiten mit dem Stoff Hexahydrocannabinol (HHC) nun verbieten. "Die Situation ist ernst und deshalb werden wir so schnell wie möglich eine Lösung finden", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Agentur ČTK zufolge Anfang der Woche in Prag. Man könne eigens eine Verordnung herausgeben oder den Stoff auf eine bestehende Liste verbotener Drogen setzen.

Mehrere Kinder vergiften sich mit HHC-Gummibärchen - deshalb will Tschechien die Droge trotzdem wieder legalisieren

Die tschechische Regierung geht davon aus, dass das HHC-Verbot ab kommenden Monat gelten könnte. Es sei aber nur vorübergehend, bis man sich auf genaue Regeln für den Verkauf vergleichbarer Drogen einigt, heißt es weiter. An einem entsprechenden Gesetz arbeitet die Mitte-rechts-Koalition in Prag derzeit. Unter anderem der Koordinator der tschechischen Regierung für die Drogenpolitik, Jindřich Vobořil, warnte am Mittwoch (7. Februar) gegenüber der ČTK vor einem kompletten Verbot sogenannter Neuer psychoaktiver Substanzen (NPS) wie eben HHC. Laut dem Suchtexperten zeigten beispielsweise positive Beispiele aus Frankreich, dass ein geregelter Verkauf solcher "leichterer" Drogen stärkere Rauschmittel verdrängt habe.

Vor allem in der nordwestlichen Verwaltungsregion um Karlsbad (Karlovy Vary) an den Grenzen zu Sachsen und Franken hatten Ärzte zuletzt vermehrt über Vergiftungen oder Unverträglichkeitsreaktionen bei Kindern und Jugendlichen berichtet, die Süßigkeiten wie Bonbons mit HHC konsumiert hatten. Allein am zurückliegenden Wochenende soll der Rettungsdienst dort siebenmal zu solchen Fällen ausgerückt sein. Die Mediziner berichteten von Bewusstseinsstörungen, Stimmungsschwankungen, Übelkeit und Anzeichen von Aggressivität. Die tschechische Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. 

Dem Verbot der Regierung sind mehrere Einzelhändler jedoch zuvorgekommen und wollen schon bald entsprechende Produkte aus dem Verkauf nehmen. Zu dem Schritt hatten sich laut Informationen des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunks zwei Branchenverbände entschieden. Wie unter anderem der Chef des "Verbandes sicherer Verkaufsautomaten", Vojtěch Ulman, am Mittwoch gegenüber dem Sender bestätigte, sollen die HHC-Gummibärchen bis Ende der Woche aus den Regalen der teilnehmenden Händler verschwinden.

Hexahydrocannabinol ist ein psychoaktives Cannabinoid. In Deutschland wird es nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) von den einschlägigen Gesetzen wie dem Betäubungsmittelgesetz und dem Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz bisher nicht erfasst - es ist also auch hierzulande vollkommen frei für den Verkauf. In anderen Ländern wie Österreich und Finnland sind Handel und Herstellung bereits verboten. In Bayern hatte es laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) bisher nur sehr wenige Fälle von HHC-Vergiftungen bei Minderjährigen gegeben. "Es ist allerdings eine gewisse Dunkelziffer möglich, da sich die Symptome von Cannabis und Cannabinoiden klinisch praktisch nicht unterscheiden lassen", so ein Sprecher des Münchner Giftnotrufs gegenüber dem Sender.

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Vorschaubild: © Elsa Olofsson/unsplash (Symbolbild)