Kampf auf verlorenem Posten? Wie eine "Bambergerin" Trump noch stoppen will

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Kampf auf verlorenem Posten? Wie eine "Bambergerin" Trump noch stoppen will
Trump hat Konkurrenz aus Bamberg (South Carolina). Der Gründer des kleinen Städtchens kam aus der fränkischen Namensschwester. Heute zeigt der Ort einige Probleme der USA auf.
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Collage inFranken.de: Matt Rourke/AP/dpa ; Bill Fitzpatrick/Wikipedia/CC BY-SA 3.0
Nikki Haley und Donald Trump
US-Präsident Donald Trump und die Botschafterin der USA bei den UN, Nikki Haley, bei einem Treffen, im Vorfeld einer UN-Generaldebatte.
Nikki Haley und Donald Trump
Seth Wenig

Nikki Haley ist für viele, die Trump verhindern wollen, die letzte Hoffnung. Die US-Politikerin stammt aus Bamberg - einem kleinen Ort in South Carolina. Das Städtchen hat wenig mit der fränkischen Namensschwester zu tun - zeigt aber viele Probleme auf, die für große Teile der USA gelten.

Am Samstag, dem 24. Februar 2024, könnte es eine der letzten Chance geben, eine zweite Amtszeit von Donald Trump zu verhindern. Denn bevor sich Trump bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen am 4. November mit seinem demokratischen Gegner auseinandersetzen kann, muss er die republikanischen Vorwahlen für sich entscheiden.

Auf dem Weg dahin steht am Samstag eine wegweisende Wahl an. Denn dann haben die Menschen in South Carolina die Chance, sich zwischen Donald Trump und seiner letzten Herausforderin Nikki Haley zu entscheiden. Für die 52-jährige Haley ist es vielleicht die letzte Chance, den Trend umzukehren und Trump noch zu verhindern. Und das hängt auch mit Bamberg zusammen - wenn auch nicht mit dem Bamberg in Franken. 

Bamberg in South Carolina: Ein Spiegel der amerikanischen Lage

Denn die Wahl ist ein Heimspiel für Nikki Haley: Im Januar 1972 wurde sie in Bamberg geboren. Nicht im fränkischen, sondern in der gleichnamigen Kleinstadt im an der Ostküste gelegenen US-Bundesstaat South Carolina. Außerdem war sie von 2010 bis zu ihrer Ernennung zur US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen 2017 Gouverneurin in South Carolina. Wenn sie hier also nicht gegen Trump gewinnen kann, wo dann? Ganz so einfach ist es natürlich nicht: Denn in ihrer Heimat Bamberg und South Carolina zeigt sich, wie schwierig die politische Lage in den USA mittlerweile ist.

Das amerikanische Bamberg ist eine Kleinstadt mit rund 3000 Einwohnern. Bilder zeigen eine Stadt, die aus amerikanischen Filmen der 1980er Jahre entsprungen sein könnte: Beim lokalen Immobilienhändler werden Häuser für wenig Geld angeboten, auf deren weiß gestrichenen Veranda man jederzeit einen im Schaukelstuhl sitzenden Tom Hanks als "Forrest Gump" erwarten könnte: Der Film aus den 1990er Jahren spielte unter anderem im benachbarten Bundesstaat Alabama. Der Ortskern ist geprägt von niedrigen Backsteinbauten in bedenklichem Zustand. Eine Schnellstraße führt mitten durch den Ort, am Straßenrand parken Pick-Ups.

Rund 100 Kilometer liegt der kleine Ort entfernt von Charleston und der atlantischen Küste. Auf der Internetseite der Stadt wirbt Bamberg um Familien, die "ein sicheres, gesünderes Leben suchen" und um Unternehmen, denen man "finanzielle Anreize" verspricht, um ihr "Start-Up aufzubauen".  Erfolgreich ist man dabei eher weniger: Seit Jahren befinde sich das Städtchen und das gleichnamige County im Niedergang, so eine lokale Zeitung. Im Januar 2024 traf ein Tornado Bamberg und sorgte für weitere Probleme.

Ein Bamberger gründete den Ort, der heute von Gegensätzen geprägt ist

Entstanden ist das Städtchen als Eisenbahner-Ort: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier ein Wasserturm errichtet - der Kristallisationspunkt des Ortes. Seinen Namen verdankt der Ort William Seaborn Bamberg, der in den 1840er Jahren in die Region kam und durch seine "Voraussicht, Führerschaft und Einfallsreichtum" zu überzeugen wusste, wie es in der Stadtgeschichte von Bamberg heißt.

Sein Großvater, John George Bamberg, wurde 1760 in Bamberg geboren - diesmal das fränkische Bamberg  - und soll in den 1780er Jahren in die USA eingewandert sein. Dort hatte er wohl erst als Offizier des preußischen Königs Friedrich des Großen die amerikanischen Truppen im Unabhängigkeitskrieg unterstützt und später wohl eingewanderten Kolonisten geholfen. Dabei wurde dann wohl sein Geburtsort als Nachname übernommen - nicht unüblich in einer Zeit, als die noch jungen USA von massenweiser Einwanderung aus Europa geprägt waren.

Bamberg, aber auch ganz South Carolina ist wie die Vereinigten Staaten insgesamt von zunehmenden Gegensätzen geprägt. South Carolina ist der Staat in den USA mit dem höchsten Anteil von afroamerikanischen Menschen. Im 19. Jahrhundert startete kaum mehr als 100 Kilometer entfernt von Bamberg der amerikanische Bürgerkrieg. Auch nach der Abschaffung der Sklaverei, die in South Carolina eine große Bedeutung besaß, blieben Rassentrennung und Konflikte zwischen den Ethnien lange ein großes Problem. Bis heute gibt es vielerorts klare Trennungen zwischen den Menschen - im Alltag, Kirche und Wohngebieten.

Tricks im amerikanischen Wahlkampf: Mit Gerrymandering zum Sieg?

Letzteres wird genutzt, um durch "Gerrymandering" die Wahlergebnisse zu steuern. Dabei wird versucht, die Wahlkreisgrenzen so zu verschieben, dass Menschen, die überwiegend für einen Kandidaten stimmen, in einem Wahlkreis konzentriert werden. Ein Beispiel: Nehmen wir an, in einem Gebiet mit drei Wahlkreisen wohnen jeweils genau 50 Prozent Menschen, die Joe Biden wählen wollen und 50 Prozent, die Trump ihre Stimme geben wollen.  Schafft man es, dass in einem der drei gleich großen Wahlkreise 60 Prozent für Biden stimmen und nur 40 für Trump, gehen die anderen Wahlkreise wahrscheinlich mit jeweils 55 zu 45 Prozent der Stimmen an Trump.

Da in den USA kein Verhältniswahlrecht gilt, sondern Wahlmänner- und -frauen den Präsidenten wählen, hätten in obigem Beispiel die Republikaner trotz ausgeglichener Wahlunterstützung am Ende 66 Prozent der Wahlleute für sich. South Carolina ist auch deswegen seit Jahrzehnten eine Hochburg der Republikaner: Im Jahr 2020 stimmten hier 55 Prozent für Trump als Präsidenten. Der Staat hat damit für die Republikaner in den gesamten USA Bedeutung. 

Am 24. Februar wird in South Carolina vielleicht die Präsidentenwahl in den USA vorentschieden. Umfragen sehen Trump vor Haley, die gibt sich aber weiter kämpferisch: Sie sei "weit entfernt" davon aufzugeben, sagte die ehemalige Gouverneurin von South Carolina bei einer Rede in ihrem Heimatbundesstaat am Dienstag. "Auszusteigen wäre der einfache Weg. Ich habe nie den einfachen Weg gewählt. In jedem Rennen, das ich je gewonnen habe, war ich die Außenseiterin." 

Warum die Wahl in South Carolina so entscheidend ist

Bislang wurde in Iowa, New Hampshire und Nevada abgestimmt - der ehemalige US-Präsident Donald Trump gewann in all diesen Bundesstaaten mit großem Abstand. Viele jener Republikaner, die Trump offen unterstützen, fürchteten ihn insgeheim, so Haley. Sie wüssten, welch ein Desaster er für die Partei sei, sprächen dies aber nicht laut aus. "Ich habe keine Angst davor, die harte Wahrheit zu sagen. Ich habe nicht das Bedürfnis, den Ring zu küssen."

Für "die politische Elite, die Parteibosse, die Cheerleader in der Welt der Kommentatoren" sei das Rennen anscheinend schon in Iowa vorbei gewesen, sagte Haley und betonte: "Nur drei Staaten haben abgestimmt, drei." Sie werde "so lange kämpfen, bis das amerikanische Volk die Türe schließt. Dieser Tag ist nicht heute, und er wird auch nicht am Samstag sein, bei Weitem nicht. Die Präsidentschaftsvorwahlen haben gerade erst begonnen.

Trotz dieser Aussagen: Die Wahl in South Carolina könnte für die gebürtige Bambergerin zur Schicksalswahl werden. Wahlkampf in den USA ist teuer. Haley, die unter anderen von einigen größeren Unternehmen unterstützt wird und der libertären und rechtskonservativen "Tea Party"-Bewegung zugerechnet wird, muss Erfolge vorweisen, um auch ihre Geldgeber davon zu überzeugen, dass sie ihre Dollar nicht für einen verlorenen Kampf aus dem Fenster schmeißen.  rowa/mit dpa