Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es natürlich nicht. Von Russland und Putin wird häufig auf die Zwei+Vier-Vertrag verwiesen. In den Gesprächen zwischen der BRD und der DDR sowie den USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich zur Wiedervereinigung Deutschlands habe der Westen der Sowjetunion versprochen, nicht weiter nach Osten zu expandieren. So sieht es beispielsweise der russische Präsident Wladimir Putin.
Tatsächlich hatte unter anderem der damalige Außenminister der Bundesrepublik Hans-Dietrich Genscher im Januar 1990 klargestellt: "Eine Ausdehnung des NATO-Territoriums nach Osten, das heißt näher an die Grenzen der Sowjetunion heran, wird es nicht geben." Schriftlich festgelegt wurde diese Zusage aber nicht, argumentieren westliche Vertreter. Außerdem habe sich die Zusage an die Sowjetunion und den Warschauer Pakt gerichtet. Beide existieren jedoch nicht mehr und die geopolitische Lage sei heute eine gänzlich andere als in den 1990er Jahren.
Die NATO: Vom Verteidigungs- zum Angriffsbündnis?
Was sich jedoch auch verändert hat, ist die NATO selbst: denn diese, eigentlich als reines Verteidigungsbündnis gegründete Organisation, gab sich Ende der 1990er eine neue Aufgabe. Damals wurde festgelegt, dass die NATO auch außerhalb des eigenen Bündnisgebietes eingesetzt werden kann - was auch gleich 1999 geschah: Damals griff die NATO in den Kosovokrieg gegen Serbien ein.
Dieser Einsatz war aus der Sicht Russlands völkerrechtswidrig, da er ohne UN-Mandat erfolgte. Eben dieses UN-Mandat hatte Russland selbst mit einem Veto verhindert. Russland war und ist Verbündeter der serbischen Seite im Balkankonflikt um die Nachfolge Jugoslawiens.
Und dies ist sicher auch ein Hinweis darauf, worum es im Ukraine-Konflikt wirklich geht. Dieser ist nämlich nicht an der Frage entbrannt, ob die Ukraine der NATO beitritt. Auslöser waren vielmehr die Maidan-Proteste 2013 und die Frage, ob sich die Ukraine wirtschaftlich eher der EU als Russland zuwendet und ob ein prorussischer Präsident wie damals Wiktor Janukowytsch oder ein prowestlicher Präsident die Geschicke des Landes steuert.
Es ist also stark anzunehmen, dass die militärische Bedrohung Russlands durch die NATO, die Putin zuletzt immer wieder betont hat, Vorwand ist, um politische und vor allem ökonomische Interessen in der Ukraine notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Und das völlig unabhängig davon, ob die NATO-Osterweiterung nun tatsächlich gegen Vereinbarungen zwischen der NATO und Russland verstieß oder nicht.
Vorschaubild: © Stringer (TASS)
Bis in der NATO und in der EU was beraten und viel später entschieden wird, hat Putin längst Fakten geschaffen. Er verachtet den Westen und erkennt Grenzen der Ukraine nicht an. Er wird also weiter machen. Wenn's dann die Ukraine nicht mehr gibt, wo geht er dann hin? Was sagen die Geheimdienste? Die Zeit wird es bringen. Ob die Ost-Erweiterung der jetzige Grund ist? Naja, das könnte bei Putin durchaus seit langem gewachsen sein.
Bleibt nur zu hoffen, dass es keinen NATO-Verteidigungsfall geben wird. D hat sich schon genug blamiert. Es gibt keine Armee mehr in D. Wir können gar nicht eingreifen oder uns militärisch beteiligen. Bundeswehr ist totgespart. Ob die Verteidigungsministerin für den zu erwartenden Ernstfall geeignet ist?
Auch das wird die Zeit bringen.