Nato-Generalsekretär Mark Rutte verwies in einer Gedenkbotschaft per Video als Niederländer auf die «Verbindung (des damaligen Massakers) mit meinem Land». Auch die Staatschefs Italiens, Frankreichs und der Türkei, Sergio Mattarella, Emmanuel Macron und Recep Tayyip Erdogan meldeten sich per Videobotschaft.
Serbiens Präsident Vucic nicht dabei
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach in einer Mitteilung von einem «Schatten, der sich über Generationen zieht» und betonte die Verantwortung Europas, das Geschehene anzuerkennen und Leugnung und Verharmlosung zurückzuweisen. Auch EU-Ratspräsident António Costa, der nach Potocari kam, mahnte, es gebe keinen Platz für Geschichtsrevisionismus oder Genozid-Leugnung. Die Leugnung des Völkermord-Charakters des Massakers ist in Bosnien-Herzegowina seit 2021 verboten.
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic nahm nicht an der Gedenkfeier teil. Er kondolierte den Familien der bosniakischen Opfer auf der Plattform X. Serbien erkennt die Einstufung des Massakers als Völkermord nicht an. Vucic bezeichnete die Geschehnisse in seinem Post als «schreckliches Verbrechen».
Grundstein für Denkmal in Den Haag
In Den Haag waren mehrere Hundert Menschen bei einer Gedenkfeier dabei, bei der der Grundstein für ein nationales Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord gelegt wurde. Vor dem früheren UN-Kriegsverbrechertribunal zu Jugoslawien wurde der Stein mit 8.372 kleineren Steinen gelegt - entsprechend der Zahl der Opfer.
AfD-Reden im Bundestag stoßen auf Protest im Plenum
Der Bundestag unterbrach die laufenden Haushaltsberatungen für eine Gedenkdebatte zu dem Völkermord. «Srebrenica war das schlimmste Kriegsverbrechen auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg», sagte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) zum Auftakt.
Der AfD-Abgeordnete Alexander Wolf kritisierte anschließend die Einstufung des Kriegsverbrechens als Genozid und sagte, «die Serben erschossen dort Männer, verschonten grundsätzlich Frauen und Kinder». Die Erinnerungskultur, die man dem ohnehin fragilen Staat Bosnien-Herzegowina von außen aufzwinge, trage nicht zur Besänftigung der Spannungen im Staat bei. Redner der anderen Fraktionen kritisierten die Aussagen scharf und warfen Wolf vor, den Völkermord zu leugnen.
Lautstarken Protest gab es auch, als der AfD-Abgeordnete Martin Sichert seine Rede vor allem für innenpolitische Themen nutzte, die der AfD wichtig sind. «Srebrenica mahnt uns, Multikulti zu beenden, bevor es zu spät ist», sagte er.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) ergriff nach den AfD-Reden ungeplant das Wort. Der Bundestag diskutiere über den anerkannten Völkermord, sagte er auch an die Gäste auf der Tribüne gerichtet: «Und ich bedaure, dass wir den Opfern den Angehörigen, insbesondere hier Anwesenden und dem Herrn Botschafter, derartige Debatten zumuten», fügte er hinzu.
- Live-Ticker zur Gedenkfeier, Text und Video, Bosnisch