Das Motiv ist auch nach dem monatelangen Prozess völlig unklar. Manche Experten gehen davon aus, dass L. nach Aufmerksamkeit suchte, etwa von einem jungen Arzt, in den sie sich verliebt hatte. "Wir werden womöglich nie erfahren, warum dies passiert ist", heißt es in einer Stellungnahme der betroffenen Eltern.
Lucy L. beteuert ihre Unschuld - doch es gibt Gegenbeweise
Die Ex-Krankenschwester wies die Vorwürfe bis zuletzt vehement zurück. Die Kinder seien eines natürlichen Todes gestorben oder wegen falschen Verhaltens anderer, behauptete sie. Eltern, deren Babys sie getötet hatte, schrieb sie Beileidskarten. Doch Unterlagen, die bei ihr gefunden wurden, belasteten die Krankenschwester schwer. "Ich bin böse, ich habe das getan", hieß es auf einem Zettel etwa.
Mehrere Ärzte, die bereits früh Alarm schlugen, erhoben schwere Vorwürfe gegen das Management des Krankenhauses. "Wir müssen uns anschauen, warum es so lange gedauert hat, bis sich das Management einverstanden erklärte, die Polizei einzuschalten", sagte der Kinderarzt John Gibbs, der inzwischen in Rente ist, dem Nachrichtensender Sky News am Samstag. Ein anderer Arzt, der früher mit L. zusammenarbeitete, sagte dem Sender ITV, er glaube, dass vier oder fünf der getöteten Babys inzwischen Schulkinder sein könnten, hätten die Bedenken früher Gehör gefunden.
  
  
  
  
  
    
    
    
Der ehemalige Geschäftsführer des Krankenhauses sowie der frühere medizinische Direktor kündigten ihre Zusammenarbeit mit dem Untersuchungsgremium an. Die Abgeordnete für Chester im Unterhaus, die Labour-Politikern Samantha Dixon äußerte indessen Zweifel, ob die Untersuchung über ausreichende Kompetenzen verfügen werde, wie sie der BBC sagte.
Fall der Krankenschwester erinnert an den "Todespfleger"
Der Fall erinnert an den als "Todespfleger" bekannt gewordenen Patientenmörder Niels Högel, den das Landgericht Oldenburg 2019 wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt hatte. Er war als Krankenpfleger in der Intensivmedizin tätig und tötete dort nach Feststellung des Landgerichts insgesamt 85 Patienten, indem er ihnen medizinisch nicht indizierte Medikamente verabreichte.
Der Schuldspruch werde "den extremen Schmerz, die Wut und die Not" nicht lindern, betonten die Familien in der gemeinsamen Erklärung der Eltern. "Wir sind untröstlich, am Boden zerstört, wütend und fühlen uns taub." Einige Familien hätten sich ein anderes Urteil gewünscht, hieß es mit Blick auf die übrigen Anklagepunkte. Die Staatsanwaltschaft prüft in diesen Fällen eine Revision. Medien betonten, es sei nicht ausgeschlossen, dass die Frau noch weitere Babys attackiert habe. In einer Klinik im nahen Liverpool, wo L. vorher arbeitete, werden zwei Todesfälle von Kindern untersucht.