Die Retter, die sich nach stundenlanger Koordination auf den Weg machten, wurden demnach auf ihrem Weg zu Hind Rajab selbst getötet. Anschließend brach die Verbindung zu Hind ab, die 12 Tage später gemeinsam mit ihrer Familie und den Sanitätern tot geborgen wurde.
Premiere von jüdischem Filmemacher Schnabel ohne Gal Gadot?
Der Gaza-Krieg beeinflusste am Mittwoch das weitere Festival-Geschehen. Nach «The Voice of Hind Rajab» war die Premiere von «In The Hand of Dante» geplant - ein historischer Krimi unter der Regie des jüdischen US-Regisseurs Julian Schnabel. Zwei der Darsteller, die Israelin Gal Gadot und der Brite Gerard Butler, waren vor Start des Festivals von propalästinensischen Aktivisten angefeindet worden, die ihre Ausladung forderten.
Gadot, die in Israel Wehrdienst leistete, hatte sich nach dem Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 solidarisch mit den israelischen Opfern erklärt und sich für die Freilassung der israelischen Geiseln ausgesprochen. Auch Butler hatte sich in der Vergangenheit öffentlich zu Israel bekannt. Sie wurden nicht in Venedig erwartet. Ihr Management äußerte sich auf Nachfrage nicht.
Regisseur Schnabel sagte vor der Premiere: «Ich denke, es gibt keinen Grund, Künstler zu boykottieren. Ich habe diese Schauspieler wegen ihrer schauspielerischen Leistung ausgewählt, und sie haben in dem Film Außergewöhnliches geleistet.» Zu «Hind Rajab» und der Debatte über den Gaza-Krieg auf dem Festival wollte er sich auf Nachfrage nicht äußern.
Filmemacherin nutzt Pressekonferenz für politischen Appell
Auslöser des Gaza-Krieges war der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt worden waren, darunter auch Kinder. Das wird im Film nicht thematisiert, der sich auf das Schicksal von Hind und ihrer Familie fokussiert.
Israel spricht von Selbstverteidigung nach dem Terrorangriff und hat zugesagt, den Schaden für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich halten zu wollen. Die hohe Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg wird aber international kritisiert.
Das Filmteam drückte in Venedig seine Trauer über das Schicksal von Hind Rajab aus und nutzte die Pressekonferenz gleichzeitig für einen politischen Appell. «Genug von diesem Völkermord», sagte Kaouther Ben Hania. Auch mehrere Schauspieler warfen Israel vor, im Kampf gegen die Hamas im Gazastreifen einen Genozid zu begehen.
Den Genozid-Vorwurf weisen Israel und auch die deutsche Regierung zurück. Der Begriff Völkermord bezeichnet laut UN-Konvention die Absicht, eine Bevölkerungsgruppe zu vernichten. Israel strebt nach eigenem Bekunden die Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas an, nicht jedoch die Zerstörung des palästinensischen Volkes.