ARTE zeigt den in Bild und Ton vollständig restaurierten Konzertfilm "Pink Floyd: Live at Pompeii" von 1971 als Erstausstrahlung. Im Frühjahr tourte das Zeitdokument noch durch die Kinos. Bereits um 21.40 Uhr läuft der sehr sehenswerte Dokumentarfilm "Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd".
Natürlich kann der 1971 gedrehte Konzert- und Interviewfilm "Pink Floyd: Live at Pompeii" nicht mit modernen Hochglanz-Musikerporträts des Netflix-Zeitalters mithalten. Dennoch kam der Kultfilm von Regisseur Adrian Maben im Frühjahr 2025 noch einmal in die Kinos - in einer sorgfältig in Bild und Ton restaurierten Version. ARTE zeigt das 80 Minuten-Werk nun als TV-Premiere. Wer sich auf die Langsamkeit und das geradezu greifbar Historische des Films einlassen kann, dem winkt jedoch eine soundtechnisch brillante Zeitreise.
Der Film entstand vor der Veröffentlichung von "The Dark Side Of The Moon", einem der meistverkauften Alben aller Zeiten, das 1973 erschien. Neben den Aufnahmen aus dem leeren Amphitheater mit ganzen Stücken wie "Echoes", "Careful With That Axe, Eugene" oder "One Of These Days" sieht man Roger Waters, Dave Gilmour, Richard Wright und Nick Mason zwischendurch bei Aufnahmesessions zum kommenden Superalbum und Interviews, die auch das Hadern und Fremdeln der Band mit sich selbst und dem kommenden Status der Band als größter Rockshow des Planeten zeigt.
Mindestens ebenso interessant ist an diesem Pink Floyd-Abend bei ARTE der bereits um 21.40 Uhr ausgestrahlte Dokumentarfilm "Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?" aus dem Jahr 2023. Die Filmemacher Roddy Bogawa und Storm Thorgerson forschen darin nach einer der mysteriösesten Figuren der Popgeschichte: dem frühen Mastermind und Gründungsmitglied Pink Floyds, Syd Barrett.
Der bereits 2006 mit 60 Jahren verstorbene Musiker und Multikünstler prägte die Frühphase der Band und sorgte ab 1967 für deren erste Hits - damals noch als innovative Psychedelic-Popband. Wegen seines Drogenkonsums und psychischer Probleme musste Barrett die Band früh verlassen - und tauchte danach unter. Von seinen Bandkollegen wird er bis heute geliebt und verehrt. Der berühmte Pink Floyd-Song "Shine On You Crazy Diamond" vom Album "Wish You Were Here" (1975) ist Syd Barrett gewidmet.
Was "Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?" so reizvoll macht, ist die sehr sensibel erzählte Spurensuche nach dem verschwundenen großen Popstar seiner Zeit durch Menschen, die ihn gut kannten. Der bereits 2013 verstorbene Grafikdesigner Storm Thorgerson, ein Intimus der Band und Schöpfer vieler berühmter Cover der Popgeschichte, führte viele der Gespräche, die bereits vor mehr als einem Jahrzehnt stattfanden. Roddy Bogawa machte 2023 diesen Film daraus. Es äußern sich die Bandmitglieder Roger Waters, Dave Gilmour und Nick Mason, dazu Ex-Freundinnen und andere Weggefährten Syd Barretts. Die Intimität und Trauer darüber, wie der sehr besondere Mensch Syd Barrett seinen Ruhm nicht vertrug und somit einer der vielleicht potentesten Künstler der Musikgeschichte nichts mehr zu deren Fortschreiben beitragen konnte, durchzieht die Atmosphäre vieler Gespräche.
In den englischen Tabloids war es zu Lebzeiten Syd Barretts gang und gäbe, dass man hin und wieder fragte: Was macht eigentlich Syd Barrett heute? So kursierten immer mal wieder Bilder eines unscheinbaren Mannes, der auf dem Fahrrad durch seinen Heimatort Cambridge fuhr und ansonsten wenig mit der Außenwelt kommunizierte. "I Know Where Syd Barrett Lives" hieß ein schöner Song der Band Television Personalities, die das Mysterium des frühen Pink Floyd Masterminds 1981 in Musik verwandelte. Wer den nun bei ARTE gezeigten, starken Dokumentarfilm über Syd Barrett anschaut, lernt durch die Augen seiner Buddys und Zeitgenossen einen besonderen Menschen und Künstler kennen.
Pink Floyd: Live at Pompeii - Mi. 10.09. - ARTE: 23.15 Uhr