Strahle, verrückter Diamant: Das britische Band-Mysterium Pink Floyd

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Pink Floyd: Live at Pompeii
Konzert ohne Publikum, aber vor dennoch beeindruckender Kulisse: Roger Waters von der Band Pink Floyd in Pompeji 1971. In den Ruinen des antiken römischen Amphitheaters führt die Band einige Songs auf. Dazwischen gibt es Interviews und Studioszenen. Gezeigt wird die in Bild und Ton vollständig restaurierte Kinofassung von 2025.
Sony Music Entertainment
Pink Floyd: Live at Pompeii
Der Konzertfilm "Pink Floyd: Live at Pompeii" zeigt die band bei einem Auftritt im Amphitheater von Pompeji. Die Band spielte im Oktober 1971 unter anderem die Songs "Echoes", "Careful With That Axe, Eugene" und "One Of These Days".
Sony Music Entertainment
Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?
Der Dokumentarfilm "Have You Got It Yet?" analysiert feinfühlig und geduldig die komplexe Beziehung zwischen Pink Floyd und ihrem Gründungsmitglied Syd Barrett. Viele Interviews führte ein mittlerweile verstorbener Intimus der Band, ihr Albumcover-Designer Storm Thorgerson.
yd Barrett Music Ltd.
Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?
Der Künstler, der im Nichts verschwand: Nach dem frühen Ende bei Pink Floyd wurde deren Gründer und kreativer Kopf Syd Barrett zu einem Mysterium.
© Aubrey Powell/Hipgnosis
Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?
Syd Barrett gilt als kreativer Kopf und Mitbegründer der Band Pink Floyd. Wegen seines Drogenkonsums und psychischer Probleme musste er die Band früh verlassen. Er tauchte danach unter - und verstarb mit 60 Jahren. Von seinen Bandkollegen wird er bis heute bewundert.
Pink Floyd Archive
Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?
Die Urbesetzung von Pink Floyd bei ihrem ersten Foto-Shooting im April 1967 im Londoner Ruskin Park (von links): Roger Waters, Richard Wright, Nick Mason und Syd Barrett.
Colin Prime/Jill Furmanovsky Archive

ARTE zeigt den in Bild und Ton vollständig restaurierten Konzertfilm "Pink Floyd: Live at Pompeii" von 1971 als Erstausstrahlung. Im Frühjahr tourte das Zeitdokument noch durch die Kinos. Bereits um 21.40 Uhr läuft der sehr sehenswerte Dokumentarfilm "Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd".

Natürlich kann der 1971 gedrehte Konzert- und Interviewfilm "Pink Floyd: Live at Pompeii" nicht mit modernen Hochglanz-Musikerporträts des Netflix-Zeitalters mithalten. Dennoch kam der Kultfilm von Regisseur Adrian Maben im Frühjahr 2025 noch einmal in die Kinos - in einer sorgfältig in Bild und Ton restaurierten Version. ARTE zeigt das 80 Minuten-Werk nun als TV-Premiere. Wer sich auf die Langsamkeit und das geradezu greifbar Historische des Films einlassen kann, dem winkt jedoch eine soundtechnisch brillante Zeitreise.

Der Film entstand vor der Veröffentlichung von "The Dark Side Of The Moon", einem der meistverkauften Alben aller Zeiten, das 1973 erschien. Neben den Aufnahmen aus dem leeren Amphitheater mit ganzen Stücken wie "Echoes", "Careful With That Axe, Eugene" oder "One Of These Days" sieht man Roger Waters, Dave Gilmour, Richard Wright und Nick Mason zwischendurch bei Aufnahmesessions zum kommenden Superalbum und Interviews, die auch das Hadern und Fremdeln der Band mit sich selbst und dem kommenden Status der Band als größter Rockshow des Planeten zeigt.

Mindestens ebenso interessant ist an diesem Pink Floyd-Abend bei ARTE der bereits um 21.40 Uhr ausgestrahlte Dokumentarfilm "Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?" aus dem Jahr 2023. Die Filmemacher Roddy Bogawa und Storm Thorgerson forschen darin nach einer der mysteriösesten Figuren der Popgeschichte: dem frühen Mastermind und Gründungsmitglied Pink Floyds, Syd Barrett.

Der bereits 2006 mit 60 Jahren verstorbene Musiker und Multikünstler prägte die Frühphase der Band und sorgte ab 1967 für deren erste Hits - damals noch als innovative Psychedelic-Popband. Wegen seines Drogenkonsums und psychischer Probleme musste Barrett die Band früh verlassen - und tauchte danach unter. Von seinen Bandkollegen wird er bis heute geliebt und verehrt. Der berühmte Pink Floyd-Song "Shine On You Crazy Diamond" vom Album "Wish You Were Here" (1975) ist Syd Barrett gewidmet.

Was "Die Geschichte von Syd Barrett & Pink Floyd - Have You Got It Yet?" so reizvoll macht, ist die sehr sensibel erzählte Spurensuche nach dem verschwundenen großen Popstar seiner Zeit durch Menschen, die ihn gut kannten. Der bereits 2013 verstorbene Grafikdesigner Storm Thorgerson, ein Intimus der Band und Schöpfer vieler berühmter Cover der Popgeschichte, führte viele der Gespräche, die bereits vor mehr als einem Jahrzehnt stattfanden. Roddy Bogawa machte 2023 diesen Film daraus. Es äußern sich die Bandmitglieder Roger Waters, Dave Gilmour und Nick Mason, dazu Ex-Freundinnen und andere Weggefährten Syd Barretts. Die Intimität und Trauer darüber, wie der sehr besondere Mensch Syd Barrett seinen Ruhm nicht vertrug und somit einer der vielleicht potentesten Künstler der Musikgeschichte nichts mehr zu deren Fortschreiben beitragen konnte, durchzieht die Atmosphäre vieler Gespräche.

In den englischen Tabloids war es zu Lebzeiten Syd Barretts gang und gäbe, dass man hin und wieder fragte: Was macht eigentlich Syd Barrett heute? So kursierten immer mal wieder Bilder eines unscheinbaren Mannes, der auf dem Fahrrad durch seinen Heimatort Cambridge fuhr und ansonsten wenig mit der Außenwelt kommunizierte. "I Know Where Syd Barrett Lives" hieß ein schöner Song der Band Television Personalities, die das Mysterium des frühen Pink Floyd Masterminds 1981 in Musik verwandelte. Wer den nun bei ARTE gezeigten, starken Dokumentarfilm über Syd Barrett anschaut, lernt durch die Augen seiner Buddys und Zeitgenossen einen besonderen Menschen und Künstler kennen.

Pink Floyd: Live at Pompeii - Mi. 10.09. - ARTE: 23.15 Uhr