Nachdem sie Betrügern aufgesessen ist, beschließt die verwitwete Irene (Uschi Glas), dass es an der Zeit für den Umzug in eine Seniorenresidenz ist. Dort schließt sie Freundschaft mit drei Damen. Gemeinsam beschließen sie die Betrüger selbst zu betrügen ...
Der neue ARD-Film "Wir vier und der Enkeltrick" von Mia Spengler (Regie) und Kai Kreuser (Buch) beginnt mit einer Szene, wie man sie nur allzu gut aus der Zeitung kennt: Die alleinstehende Seniorin Irene Steinwirt (Uschi Glas) bekommt frühmorgens einen Anruf, der ihr Leben auf den Kopf stellt: "Mama, ich hatte einen Unfall", hört sie ihren erwachsenen Sohn Markus (Jakob Geßner) am anderen Ende der Leitung schluchzen: "Sie ist tot! Ich hab sie umgebracht."
Ehe sie auch nur versucht, ihren aufgelösten Sohn zu trösten, übernimmt eine andere, fremde Stimme die Kontrolle des Gesprächs: "Frau Steinwirt? Patrick Stang von der Polizei hier! Ihr Sohn Markus hat einen tödlichen Unfall verursacht und befindet sich gerade bei uns in Gewahrsam. Er ist unverletzt, aber das Unfallopfer, eine junge Mutter, ist tot." Es gebe nun genau zwei Möglichkeiten, um die Situation zu lösen: "Entweder muss ihr Sohn noch heute ins Gefängnis oder Sie zahlen eine Kaution von 20.000 Euro, und er kann sofort nach Hause."
Ohne lange nachzudenken, kratzt Irene ihr gesamtes Bargeld und alle Wertgegenstände, die sie in ihrer Wohnung finden kann, zusammen. Selbst den Ehering ihres verstorbenen Mannes packt sie mit der teuren Armbanduhr in eine Tüte, die sie wenig später dem Polizeibeamten übergibt. Erst als der Polizist aus dem Haus ist und ihr Sohn sie vergnügt anruft, wird ihr klar, was soeben passiert ist: Irene wurde, wie etliche Personen vor ihr, Opfer eines sogenannten Schockanrufs.
So viele Schockanrufe gab es 2024
Nach der Kriminalstatistik des BKA wurden im vergangenen Jahr 6.656 derartige Fälle in Deutschland bei der Polizei gemeldet. Davon wurden nur rund 1.500 Fälle letztlich von der Polizei aufgeklärt. Die Schadenssumme liegt im mehrstelligen Millionenbereich. Experten gehen zudem von einer Dunkelziffer aus. Viele Opfer schämen sich für ihre Leichtgläubigkeit.
Genauso ist es bei Irene: Sie beschließt, in eine Seniorenresidenz zu ziehen, noch ehe ihre erwachsenen Kinder denselben Vorschlag unterbreiten. In ihrem neuen zu Hause macht sie schnell Bekanntschaft mit drei Damen: Helene Jansen (Katharina Thalbach), Christel Hallmann (Ursula Werner) und Annemarie Fohlbek (Soogi Kang) sind gute Freundinnen und trotz ihres Alters bereit für neue Abenteuer im Leben. Als sie erfahren, was Irene widerfahren ist und feststellen, dass es in ihrem Umfeld noch weitere Opfer gibt, schmieden die vier Frauen einen Plan: Zuerst wollen sie potenzielle Opfer persönlich vor den Betrügern warnen und die Hallunken anschließend selbst bei frischer Tat überführen!
Hölzenere Dialoge, aber gute Besetzung
Es ist eine etwas waghalsige Geschichte, die der Drehbuchautor Kai Kreuser in dem vom SWR produzierten Beitrag zum "FilmMittwoch im Ersten" da zusammenstrickt: Beim Schreiben, so heißt es, habe er seine eigenen Omas vor Augen gehabt. Als besorgter Enkel will er sie mit seinem Film bestimmt vordergründig vor möglichen Schockanrufen warnen. Anders sind die stellenweise etwas hölzernen Dialoge, in denen allzu sehr betont wird, was Irene nun eigentlich genau falsch gemacht hat, kaum zu erklären. Immerhin: Die talentierte Hauptbesetzung macht die dramaturgischen Makel leicht wieder wett.
Wir vier und der Enkeltrick - Mi. 17.09. - ARD: 20.15 Uhr