Die Dokuserie "Beckenbauer - Der letzte Kaiser" beleuchtet die Erfolge und den Einfluss der Fußball-Legende auf Deutschland. Der Skandal von 2006 wird nur kurz thematisiert.
Man kann die besondere Bewunderung in Günther Jauchs Stimme erkennen, wenn er über Franz Beckenbauer spricht. "Erstmal selber Weltmeister werden. Dann Trainer des Weltmeisterteams zu sein. Und dann eine Weltmeisterschaft ins eigene Land zu holen. Das ist ein Triple, das ist niemand anderem auf der Welt gelungen", sagt Jauch in der dreiteiligen Dokumentation "Beckenbauer - Der letzte Kaiser", deren erster Teil ab dem 31. Oktober auf MagentaTV verfügbar sein wird.
Immer wieder Beckenbauer - die deutsche Fußball-Legende zieht auch Jahre nach ihrem Tod am 7. Januar dieses Jahres die Fans in ihren Bann. In der Magenta-Doku erzählen zahlreiche bekannte Persönlichkeiten, von Jauch über Marius Müller-Westernhagen bis hin zu Wolfgang Thierse, wer Beckenbauer für sie war und welchen Einfluss er auf sie hatte. Für Walter, Beckenbauers Bruder, war es eine bestimmte Mischung, die die Popularität ausmachte: "Der kann Fußball spielen, spielt einen anderen Stil und schaut noch gut aus auch. Also was willst du eigentlich noch mehr?"
Die Karriere ging steil bergauf: "Glanzvolle Jahre" für Beckenbauer
Es ist wahr: Beckenbauers Leben verlief lange Zeit ausschließlich in eine erfolgreiche Richtung. Nach seiner Kindheit im Nachkriegs-München erlebte er glanzvolle Jahre beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft, wurde sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister und war als Organisationschef federführend bei der WM 2006 in Deutschland. All das zeigt die Dokumentation mit Videoausschnitten, Fotos und Audioaufnahmen aus vielen Jahrzehnten.
Der Dreiteiler soll jedoch mehr bieten als nur die Chronik eines Lebens. "Unsere Beckenbauer-Dokumentation ist zugleich eine Gesellschaftsbiographie, eine Erzählung, die dokumentiert, was der Fußball für die Bundesrepublik und was Beckenbauer als erfolgreichster Fußballer für das Leben vieler Menschen bedeutete", sagte Regisseur Torsten Körner der Deutschen Presse-Agentur.
Denn unter den Kommentatoren findet man keine Frau. Das hat laut Körner einen bestimmten Grund: "Wenn wir hier also nur Männer sprechen lassen, dann deshalb, um zu zeigen, dass es heute besser wäre, wenn der Fußball insgesamt diverser würde." Beckenbauers Schwierigkeiten nach 2016 hätten etwas mit den "klandestinen Männerbünden" zu tun gehabt, die im Fußball lange Zeit existierten.
Skandal ums Sommermärchen 2006: Nur kurz thematisiert - das steckt dahinter
Für Beckenbauer begann 2016 tatsächlich eine herausfordernde Phase seiner Fußball-Karriere. Als Leiter des OK für die Sommermärchen-WM war er in den Skandal um ungeklärte Millionen-Zahlungen im Zusammenhang mit der Vergabe des Turniers verwickelt. In der Schweiz liefen Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts auf Betrug, Geldwäscherei und Veruntreuung. Das Verfahren gegen ihn wurde im Sommer 2019 von dem gegen die anderen Beschuldigten getrennt. Letztlich verjährte es ebenso wie das gegen drei enge Weggefährten aus der Sommermärchen-Zeit. Dieser Abschnitt von Beckenbauers Leben wird in der Dokumentation nur kurz am Ende des Dreiteilers behandelt.
Auch das: kein Zufall. "Es gibt ja keine neuen Erkenntnisstände zu Beckenbauers Rolle bei der WM-Vergabe 2006 und darüber ist seit 2016 intensiv berichtet worden. Wir haben uns auch nicht eingebildet, mehr herauszufinden als Anwaltskanzleien, Gerichte und Investigativreporter", so der Regisseur. Stattdessen wollte man zeigen, wie die Interviewpartner mit der Veränderung des Beckenbauer-Bildes umgegangen sind.