Jeder dritte Polizist wird Opfer von Gewalt

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Symbolfoto: FT
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Die Ober- und Mittelfranken nehmen es mit dem Respekt vor der Staatsgewalt nicht so genau. Die Unterfranken schon eher. Negative Ausreißer sind Rhön-Grabfeld und Kulmbach.

Rund 14.000 bayerische Polizisten wurden im vergangenen Jahr in Ausübung ihres Dienstes Opfer von Übergriffen meist alkoholisierter oder ohnehin polizeibekannter Bürger. Diese Fallzahl hat sich im Vergleich zu den vorangegangenen beiden Jahren kaum verändert. Landespolizeipräsident Waldemar Kindler sagte dazu gestern im Landtagsausschuss für Innere Sicherheit: "Statistisch gesehen wurde damit jede dritte Kollegin und jeder dritte Kollege Opfer von Gewalt."

In Bayern wurden im vergangenen Jahr 6732 Fälle von Gewalt gegen einen oder mehrere Polizisten registriert. Zu diesen Übergriffen zählt die bayerische Polizei, im Gegensatz zu anderen Bundesländern, auch die Beleidigung von Beamten. Sie macht 40 Prozent der Fälle aus. Die anderen bestehen etwa zur Hälfte aus Körperverletzungsdelikten und dem Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte.

Für die regionale Darstellung der Übergriffe ist in der polizeilichen Statistik die so genannte Häufigkeitszahl maßgeblich, die sich errechnet aus der Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner. Sie liegt im bayerischen Durchschnitt bei 53.

Tendenziell ist dieser Wert in städtischen Zentren höher als im ländlichen Raum. Den absoluten Spitzenwert markiert Augsburg mit einer Häufigkeitszahl von 164, während die Landeshauptstadt München mit 81 im Mittelfeld der großen Städte liegt. Fürth bleibt mit 69 deutlich darunter, während Erlangen, ebenso wie im Vorjahr, mit 39 den günstigsten Wert hat. Dies führte Kindler gestern auch darauf zurück, dass die Stadt durch ihre Sperrzeiten "vorbildlich" vorgeht gegen nächtliche Alkohol- und Drogenexzesse.

Bei den kleineren Städten liegt Kulmbach mit einer Häufigkeitszahl von 161 hinter Memmingen und Rosenheim auf Platz drei der landesweiten Negativ-Liste. Günstiger sind die Werte für Forchheim (128), Lichtenfels (127), Schweinfurt (126), Hof (126), Coburg (120) und Bamberg (108).

Bei den Landkreisen weist Rhön-Grabfeld mit einer Häufigkeitszahl von 78 mit Abstand die höchste Belastung aus. Während Kulmbach bei 58 liegt, ist die Gewalt gegen Polizeibeamte in Bayreuth (15) und Kronach (19) vergleichsweise gering.

Unter den Regierungsbezirken liegen Oberfranken und Mittelfranken mit Häufigkeitszahlen von 52 und und 53 etwa im bayerischen Durchschnitt, ebenso wie Oberbayern mit 55. Die Spitze markiert hier Schwaben mit 67, während Niederbayern mit 44 den günstigsten Wert verzeichnet. Unterfranken liegt mit 45 nur knapp darüber.

Auf Unterfranken setzt die bayerische Polizei auch bei ihrem Bemühen, die Bedrohung und die akute Gefährdung ihrer Beamten zu verringern. Im Polizeipräsidium Unterfranken wurde unter der Leitung von Vizepräsident Olaf Schreiner eine bayerische Arbeitsgruppe installiert. Sie soll die bisherigen Ergebnisse analysieren und weitere Maßnahmen erarbeiten.