Herrmann fordert an Bahnhöfen mehr Videoüberwachung

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Beim Lokalderby zwischen Nürnberg und Fürth warf ein Hooligan einen Feuerlöscher durch die Scheibe einer entgegenkommenden U-Bahn und die Fahrerin wurde schwer verletzt. Dank eines Überwachungsvideos konnte der Täter schnell ermittelt werden. Foto: dpa
Beim Lokalderby zwischen Nürnberg und Fürth warf ein Hooligan einen Feuerlöscher durch die Scheibe einer entgegenkommenden U-Bahn und die Fahrerin wurde schwer verletzt. Dank eines Überwachungsvideos konnte der Täter schnell ermittelt werden.  Foto: dpa

Bayerns Innenminister Herrmann will mehr Kameras in Bahnhöfen, auch in Erlangen und Fürth.

Im öffentlichen Personenverkehr haben sich Videokameras, installiert zum Beispiel in Zügen und an Bahnsteigen, längst als probates Mittel erwiesen nicht nur zur Stärkung des Sicherheitsgefühls der Fahrgäste, sondern auch zur Abschreckung von Straftätern oder zu deren rascher Ermittlung. "Ich setze mich mit Nachdruck dafür ein, die Videoüberwachung im öffentlichen Personenverkehr noch weiter auszubauen," sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gestern.

Der Fußballrowdy, der auf der Fahrt mit der U-Bahn zum Franken-Derby zwischen Nürnberg und Fürth durch ein zuvor zerstörtes Fenster einen Feuerlöscher in das Führerhaus einer entgegenkommenden U-Bahn geworfen hatte, konnte rasch gefasst werden. Zwar hatten die Hooligans die Videokameras in ihrem Zug zuvor abgeklebt, aber die Aufnahmen am Bahnsteig führten zur Festnahme.
Die Zugführerin überlebte schwer verletzt, und die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen versuchten Mordes.

Zuständig für Installation und den Betrieb der Kameras ist nicht der Freistaat, sondern das jeweilige Unternehmen, also zum Beispiel die Deutsche Bahn (DB) oder ein kommunaler Anbieter wie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Bayern fördert aber solche Einrichtungen finanziell.

Derzeit sind in Bayern 1817 Kameras in U-Bahnhöfen und 677 in S-Bahnhöfen installiert. Dazu kommen mehrere Tausend in den Zügen, Bussen und Trambahnen selbst.

Schwerpunkt war bisher München, aber in Nürnberg kommt der Ausbau voran. Dort sind allein am Hauptbahnhof 84 Bahnsteigkameras installiert. Zudem werden mit 400 Kameras im U-Bahnnetz Nürnberg/Fürth alle Bahnsteige und eine Vielzahl Verteilergeschosse überwacht. Das sind 160 Kameras oder 67 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr.

Handlungsbedarf sieht Herrmann an den Hauptbahnhöfen in Fürth und Erlangen.Dort gibt es zwar Kameras für die interne Überwachung des Betriebsablaufs der Bahn, aber: "Hier ist der schnelle weitere Ausbau nötig, damit die Polizei auf die Kameras zugreifen kann."

"Dringender Nachholbedarf", so Herrmann, besteht in Augsburg, Regensburg und Ingolstadt. In den dortigen Bahnhöfen ist derzeit keinerlei Videoüberwachung installiert. In Augsburg sind zwar Kameras an den Zugängen geplant, aber, so Herrmann: "Das heißt jedoch frühestens 2018."

Der Innenminister will den Ausbau der Videoüberwachung forcieren, denn: "Die Kameras tragen nachweislich zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls bei und sind vor allem bei der Aufklärung von Straftaten äußerst wirkungsvoll."

Zudem sieht Herrmann in der Installation von Kameras ein Instrument der Abschreckung vor Straftaten. Die sind zwar im bayerischen öffentlichen Personenverkehr im vergangenen Jahr um 7,4 Prozent auf 22 790 Fälle gestiegen, aber hier schlägt die höhere Zahl der ertappten Schwarzfahrer zu Buche. Herrmann setzt sich auf Bundesebene dafür ein, dass deren Bestrafung, das sogenannte erhöhte Beförderungentgelt, von 40 auf 60 Euro angehoben wird.

Rückläufig um zwei Prozent auf 2195 Fälle war im letzten Jahr hingegen die Zahl der Rohheitsdelikte. Auch heuer setzt sich der Trend zu weniger Fällen von Körperverletzung fort.

Der öffentliche Personenverkehr in Bayern ist also nicht nur sicher, findet Herrmann, sondern auch angenehmer: "Busse und Bahnen sind im Vergleich zu anderen Bundesländern wesentlich gepflegter." Tatsächlich sank die Zahl der Sachbeschädigungen im letzten Jahr um 8,7 Prozent auf 2451 Fälle.

Eine noch deutlichere Bilanz zog MVG-Chef Herbert König gestern für sein Münchner System, in dem die Überwachung am weitesten ausgebaut ist. Dort schätzt er das Risiko, in U-Bahn, Bus oder Tram Opfer einer Gewalttat zu werden, ein als "äußerst gering und nicht höher als im übrigen öffentlichen Raum." Zudem liegt im MVG-Bereich die Zahl der Fälle von Vandalismus nur noch bei einem Drittel des vor zehn Jahren ermittelten Werts.
Dies führt Herrmann auch auf die bayernweit geltende Vereinbarung zurück, dass Polizisten in Uniform die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen dürfen. Ihre Präsenz, auch in der Freizeit, schreckt ab.