Weil zwei Pfarrer auf dem Wiesenfest in Rehau vor nationalistischen Entwicklungen warnten, hat der Bürgermeister die Predigten fürs nächste Wiesenfest aus dem Programm gestrichen. Zurecht?
Eine kritische Predigt beim ökumenischen Gottesdienst zum Wiesenfest im oberfränkischen Rehau (Landkreis Hof) hat ein kommunalpolitisches Nachbeben ausgelöst.
Weil die Dialogpredigt der beiden Ortspfarrer am Festsonntag (7. Juli) als zu politisch empfunden wurde, hat der Rehauer Bürgermeister Michael Abraham (CSU) den Gottesdienst fürs nächste Wiesenfest aus dem Programm gestrichen.
Pfarrer beklagen nationalistische Tendenzen
Der evangelische Pfarrer Thomas Wolf und sein katholischer Kollege Dieter Jung hatten unter anderem zunehmende nationalistische Tendenzen beklagt, mit denen etwa in der Flüchtlingsfrage die europäische Idee von Zusammenhalt, Verlässlichkeit und Solidarität aufs Spiel gesetzt werde. Dieser "rechte Exit-Virus" grassiere auch in Rehau, kritisierten die Theologen mit Blick auf die Ergebnisse der letzten Wahlen.
Nachdrücklich verwiesen sie auf die Verantwortung, die gerade Christen für ihre Mitmenschen übernehmen müssten: "Das Kreuz soll in Bayern nicht nur als Modeschmuck auf dem Rehauer Wiesenfest und in den Amtsstuben prägen - dann wäre es oberflächlich und ohne jede Wirkung."
Frohe Botschaft - kein "schlechtes Gefühl"
Nach Ansicht des Rehauer Bürgermeisters und anderer Gottesdienstbesucher hätten sich die beiden Pfarrer mit solchen Aussagen im Ton vergriffen. Er wolle beim Gottesdienst "die frohe Botschaft hören und kein schlechtes Gefühl bekommen", sagte Abraham gegenüber der Hofer "Frankenpost". Beim nächsten Wiesenfest solle es für solche Predigten keine Plattform geben.
Der Rehauer AfD-Ortsverband warf auf seiner Facebook-Seite dem evangelischen Pfarrer einen "politischen Missbrauch" des Hirtenamts vor. Wolf habe "den Rehauer Christen, die in den letzten Wahlen reihenweise AfD gewählt hatten, quasi das Christsein abgesprochen".