"Guy's Girl' von Emma Noyes behandelt die Geschichte zweier junger Menschen, die ihre eigene Vergangenheit verarbeiten müssen, um nach vorne schauen zu können. Dies gelingt der Autorin auf eine besonders einfühlsame und bewegende Art.
- Rezension zum Buch "Guy's Girl" von Emma V. R. Noyes
- Darum geht es in dem Roman - und darum ist er so besonders
- Buch behandelt das Thema Essstörung schonungslos ehrlich
Am 16. November 2023 ist Emma V. R. Noyes Roman "Guy's Girl" erschienen. Der dtv-Verlag hat inFranken.de freundlicherweise ein Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt. Worum geht es in dem Buch und was macht "Guy's Girl" so besonders?
"Guy's Girl" von Emma Noyes - darum geht es
In "Guy's Girl" wechselt die Perspektive zwischen Ginny und Adrian. Ginny ist vor kurzem nach New York City zu ihren Freunden in eine WG gezogen. Sie ist die einzige Frau in einer Gruppe von Männern - ein "Guy's Girl". Schon immer war sie mehr unter Jungs oder Männern unterwegs und fühlt sich mit ihnen auch wohler. Dennoch hat Ginny ein großes Geheimnis, welches sie auch ihren Freunden nicht erzählt: Sie ist essgestört. Zu Beginn des Romans kämpft sie noch mit Anorexie (Magersucht) - später leidet sie unter Bulimie (Ess-Brech-Sucht).
Von außen sieht ihr Leben ziemlich perfekt aus, doch hinter der Fassade der Harvard-Absolventin, die in einem großen Konzern in New York City arbeitet, sieht es ganz anders aus. Ginny wird von sehr negativen und traurigen Gedanken geplagt, welche dazu führen, dass sie bei bestimmten Lebensereignissen aufhört zu essen oder sich selbst übergibt. Insbesondere negative Erfahrungen mit Männern triggern diese Verhaltensweisen bei ihr.
Wie glücklich sie von außen wirkt, wird durch die Erzählweise von Adrian klar, welcher sie als lustig, quirlig und fürsorglich beschreibt. Adrian lebt selbst eine Zeit lang in der Männer-WG, wodurch die beiden sich kennenlernen. Sie verstehen sich auch gut und kommen sich schnell näher. Dennoch ist ihre Beziehung einigen Belastungsproben ausgeliefert, da sie beide Probleme aus der Vergangenheit mit sich herumschleppen und viele Dinge, welche die andere Person sagt oder macht, missinterpretieren.
Rezension: Noyes zeigt in "Guy's Girl" das Thema Essstörung schonungslos
Ginnys Essstörungen werden in dem Buch sehr ausführlich behandelt, wodurch man auch als nicht-betroffene Person einen sehr guten Einblick in die Erkrankungen erhält. Das Buch ist sehr augenöffnend, da es schonungslos aufzeigt, welche Gedanken eine essgestörte Person haben kann. Zu Beginn des Buches und auch am Ende erklärt die Autorin, dass sie selbst Erfahrungen mit Anorexie und Bulimie hat, was man dem Buch auch deutlich angemerkt, da es sehr authentisch wirkt. Die Autorin merkt zu Beginn des Romans an, dass sie anderen Betroffenen zeigen möchte, dass sie mit ihren Erkrankungen nicht alleine sind. Außerdem könnte das Buch laut der Autorin für Betroffene ein Trigger sein. Dies kann ich als Nicht-Betroffene schwer beurteilen. Ich fand die Darstellungen der Essstörung und Bulimie eher abstoßend, dennoch sollten Betroffene sich vorher gut überlegen, ob sie die sehr detaillierten Darstellungen über das Hungern und Übergeben lesen wollen oder können. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass das Buch erkrankte Personen tatsächlich eher dazu ermutigen könnte, sich Hilfe zu holen und ihre Erkrankungen zu bekämpfen.
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Ich würde dieses Buch insbesondere all jenen empfehlen, die im Bekanntenkreis Menschen mit Essstörungen haben, um die Krankheit besser verstehen zu können. Dass hinter einer Anorexie beispielsweise selten "nur" der Wunsch besteht, schlank zu sein, wird sehr schnell deutlich. Ginny hat erhebliche psychische Probleme, welche Emma V. R. Noyes so gut beschreibt, wie ich es selten in einem Roman gelesen habe. Ich habe nicht nur eine Träne beim Lesen von "Guy's Girl" vergossen und wollte die Protagonistin mehrmals in den Arm nehmen.