Deutschland
Absicherung im Alter

Rentenpunkte: Wie viele kann ich höchstens sammeln?

Punkte sammeln ist bei der gesetzlichen Rentenversicherung angesagt. Möglichst viele davon sichern dir ein höheres Einkommen im Alter. Aber wie viele Rentenpunkte kannst du überhaupt sammeln?
Top-Renten von 3.000 Euro bekommen nur wenige.
Top-Renten von 3.000 Euro bekommen nur wenige. Foto: lev dolgachov/Colourbox.de

Wie viel Rente bekomme ich Alter? Diese Frage bewegt viele Menschen. Um sie zu beantworten, brauchst du ein paar Informationen zum System der gesetzlichen Rente und du musst dich auf die Denkweise der Versicherung einlassen. Wir helfen dir dabei, die Versicherungssprache zu übersetzen, zu verstehen und richtig einzuordnen. 

Die jährliche Renteninformation gibt Anhaltspunkte

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV), in der 83 % der Erwerbspersonen für ihre Altersrente sparen, hilft dir dabei, das komplizierte Rentensystem transparenter zu machen. Ab dem 27. Lebensjahr und nach fünf Jahren mit eingezahlten Beiträgen, erhältst du jährlich einen Informations-Brief. Damit wirst du über den Stand deines Rentenkontos informiert.

Die wichtigsten Informationen stehen auf der ersten Seite:

  • Welche Rentenansprüche du bisher erworben hast,
  • wie hoch deine Altersrente ausfallen könnte, wenn du weiterhin so viel einzahlst wie durchschnittlich in den vergangenen fünf Jahren,
  • um wie viel deine Rente steigen könnte, bei einer jährlichen Rentenanpassung von einem oder zwei Prozent,
  • wie viel Erwerbsminderungsrente du aktuell bei einer plötzlichen Erwerbsminderung (Unfall, Krankheit) bekommen würdest und
  • wann du ohne Abschläge in Altersrente gehen kannst.

Auf der zweiten Seite des Info-Schreibens erklärt die DRV die Grundlagen der Berechnung. Insbesondere geht sie auf das System der von dir gesammelten Rentenpunkte ein (die exakte Bezeichnung lautet: Entgeltpunkte). Mit dem Punkte-System verknüpft ist eine interessante Frage: Wie viele Rentenpunkte sind eigentlich maximal möglich? Verbunden mit der Antwort, lässt sich die maximale Höhe der Rente (Höchstrente) aus der wichtigsten Säule der Altersvorsorge, der Sozialversicherung, bestimmen. 

90 Rentenpunkte sind die Obergrenze

Grob gerechnet kannst du maximal 90 Rentenpunkte ansammeln, wenn du von den derzeit möglichen rund zwei Punkten pro Jahr ausgehst. Da sich die Höhe pro Jahr aber ändert, kann der Wert um zwei kleiner sein. So lagen die höchstmöglichen Entgeltpunkte pro Jahr im Zeitraum bis 2002 in einer Spanne von 1,5 bis 1,9. Um den Wert von 90 zu erreichen, müsstest du 45 Arbeitsjahre lang ein Brutto-Gehalt oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze verdienen. Das sind in 2023 in den neuen Bundesländern 7.100 Euro im Monat und in den alten Bundesländern 7.300 Euro monatlich.

45 Arbeitsjahre sind erreichbar, wenn du sofort nach der Schule anfängst zu arbeiten und bis zum Erreichen des Renteneintrittsalters, aktuell liegt es bei 66 Jahren, keine Pause einlegst. Aber: Dass du sofort mit einem hohen Einkommen (im Westen oberhalb von 7.300 Euro) startest, ist eher unwahrscheinlich. Insofern sind 90 Rentenpunkte ein rechnerisches, theoretisches Konstrukt, das in der Realität kaum jemand erreicht. Im Durchschnitt erreichen Männer in Westdeutschland bis zum Renteneintritt knapp 41 Punkte, bei Frauen sind es 29 Punkte. Diese Werte sind seit dem Jahr 2000 weitgehend konstant.

Und wie hoch wäre die monatliche Rente, wenn du die 90 Punkte schaffst? Ein Rentenpunkt wird zum 1. Juli 2023 mit 37,60 Euro angesetzt. Das ergäbe eine monatliche Bruttohöchstrente von 3.384 Euro, einheitlich in Ost und West (90 × 37,60 Euro zum 1. Juli 2023). Diese Top-Renten über 3.000 Euro erhielten laut Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung im Jahr 2020 nur 40 Rentenbeziehende. Du siehst, völlig unmöglich ist es nicht, diesen Wert zu erreichen, aber eben höchst unwahrscheinlich. Wenn du zudem noch bedenkst, dass es derzeit 20,3 Millionen Rentenbeziehende gibt.

Die Realität bei den Renten ist trist

Die Wirklichkeit sieht allerdings weniger freudig aus. Um das geringe Ausmaß der Renten zu verschleiern, gibt es immer wieder Rechentricks. Die DRV hat ausgerechnet, dass ein Neurentner im Westen, der von 1977 bis 2022 entsprechende Höchstbeiträge eingezahlt hat, ab dem 1. Januar 2023 eine monatliche Bruttorente von 3.142 Euro bekommt – also deutlich weniger als die errechneten 3.384 Euro. Laut DRV-Statistik bezogen im Jahr 2021 nur 7,1 Prozent der Rentner*innen in Westdeutschland mehr als 2.100 Euro gesetzliche Rente. Das waren knapp 500.000 Männer und 41.000 Frauen.

Eine Illusion im Rentensystem sind auch die sogenannten Eckrenten-Bezieher*innen. Die DRV rechnet so: Der "Eckrentner" oder "Standardrentner" ist eine Person, die 45 Jahre voll durcharbeitet, jedes Jahr stets den Durchschnittslohn aller Rentenversicherten bezieht und davon die vollen Beiträge in die Rentenkasse einbezahlt. Am Ende des Erwerbslebens hat er 45 Renten-Entgeltpunkte und bekommt davon die Altersrente. Die Standardrente eines "Eckrentners", beträgt im Westen 1.620,90 Euro brutto. Nach Abzug der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung bleiben 1.442,60 Euro netto vor Steuern. Der Haken an diesem Rentenmodell ist nur, dass es nur wenige Rentenbeziehende gibt, die diesen Rentenverlauf hatten. Der "Eckrentner" hat also so gut wie keinen Aussagewert, wie die Situation real ist.  

Realistischer ist da schon der Durchschnittsbetrag, den Rentenbeziehende jeden Monat erhalten. Im Schnitt erhielt ein Rentner 2021 1.194 Euro Rente im Monat und eine Rentnerin im gleichen Jahr 813 Euro. Die Witwen- und Witwerrenten sind deutlich niedriger. Witwer erhalten nur 375 Euro Rente und Witwen 696 Euro. Die Rentenbeträge sind berechnet nach Abzug der Kranken- und Pflegeversicherung. 

Fazit

90 Rentenpunkte sind ein rechnerisches, theoretisches Konstrukt, das mit der Realität nichts zu tun hat. Im Durchschnitt erreichen Männer in Westdeutschland bis zum Renteneintritt noch nicht einmal die Hälfte, nämlich knapp 41 Punkte. Bei Frauen sind es gar nur 29 Punkte. 

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