Private Pflege-Vorsorge: Welche Versicherung ist die beste für dich?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Montag, 24. Juni 2024
Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht häufig nicht, um die im Alter entstehenden Risiken vollständig abzudecken. Private Vorsorge ist angesagt. Die Stiftung Warentest hat deshalb 24 Versicherungen mit ihren Pflege-Tarifen genau untersucht.
- Die Leistungen aus der Pflegeversicherung reichen für die stationäre Pflege nicht
- Finanzierungslücken bei der ambulanten Pflege
- Wer schließt die Finanzierungslücke bei der Pflege?
- HanseMerkur bietet das beste Leistungsniveau
- Fünf Krankenversicherungen bieten insgesamt zu wenig
Margot Friedländer ist 102 Jahre alt und eine der wenigen noch lebenden Zeitzeugen der Verfolgung und Ermordungen von Jüdinnen und Juden während der Nazi-Zeit. Sie ist trotz ihres hohen Alters noch aktiv: egal ob bei der Deutschen Filmpreisverleihung, anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes oder mit Vorträgen in Schulklassen. Sie ist in ihrer Altersgruppe ab 90 Jahren mit ihrer gesundheitlichen Verfassung eine absolute Ausnahme. 82 % der Menschen, die so alt werden wie sie, sind pflegebedürftig, notiert das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Sie zu versorgen, ist teuer: für sie selbst, für ihre Angehörigen und für die Sozialversicherungssysteme. Wie du für den Fall der Pflege vorsorgen kannst, damit hat sich die Stiftung Warentest in ihrem Report zur Pflegetagegeld-Versicherung beschäftigt. Weil die Materie ausgesprochen komplex ist, empfiehlt es sich, den vollständigen Bericht der Zeitschrift Finanztest zu kaufen (Download-Preis: 4,90 Euro).
Die Leistungen aus der Pflegeversicherung reichen für die stationäre Pflege nicht
Um die finanziellen Belastungen einer alternden Gesellschaft aufzufangen, entstand die Pflegeversicherung. Sie besteht seit dem 1. Januar 1995 als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung. Es gilt eine Versicherungspflicht für alle gesetzlich und privat Versicherten in einer Krankenassekuranz. Der gesetzliche Beitrag zur Pflegeversicherung liegt seit dem 1. Januar 2024 bei 3,4 % des monatlichen Bruttoeinkommens. Für Kinderlose beträgt er 4 %, weil sie einen Zuschlag von 0,6 % zahlen.
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Im Jahr 2022 beliefen sich die Beitragseinnahmen auf eine Summe von rund 57,8 Milliarden Euro. Die Ausgaben lagen im selben Jahr bei rund 60 Milliarden Euro. Trotz des hohen Beitragsaufkommens reicht also die Summe nicht, um alle anfallenden Kosten für die Pflege zu decken. Wie das sein kann, erläutern wir anhand von zwei Beispielen.
Erstes Beispiel dafür sind die Kosten für die stationäre Pflege in einem Heim. Die Pflegeversicherung reicht nicht, um die anfallenden Ausgaben zu decken, die Bewohnerinnen und Bewohner müssen eigene Mittel dazugeben. Bundesweit lag die finanzielle Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige in Heimen durchschnittlich am 1.1.2024 im ersten Aufenthaltsjahr bei 2.576 Euro im Monat. Im zweiten Aufenthaltsjahr zahlen Pflegebedürftige aktuell durchschnittlich 2.370 Euro im Monat. Ab dem dritten und vierten Aufenthaltsjahr sinkt der Betrag weiter. Das zeigen Berechnungen des Verbands der Ersatzkassen. Finanztest setzt die Pflegelücke in den Pflegegraden 2 bis 5 mit 1.500 Euro deutlich geringer an. Sie rechnet die Ausgaben für Wohnen und Verpflegung allerdings nicht hinzu. Bei den Kosten für stationäre Pflege gibt es außerdem große regionale Unterschiede. Einen einheitlichen Pauschalpreis für Pflegeheime gibt es nicht.
Die Finanzierungslücken bei der ambulanten Pflege
Zweites Beispiel: Kosten für die ambulante Pflege. Das meiste Geld, nämlich 37,8 Milliarden Euro (Jahr: 2022) fließt in die ambulante Pflege, und zwar für die mehr als vier Millionen Pflegefälle, die zu Hause wohnen. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen und Finanztest schätzen die Deckungslücke für die monatliche professionelle und ambulante häusliche Pflege. Genauere Daten gilt es nicht, deshalb können die Lücken größer oder kleiner ausfallen. Sie setzen dagegen das von der Pflegeversicherung gezahlte Pflegegeld, deren Höhe je nach Pflegegrad schwankt. Der Vergleich führt zu folgenden Zahlen:
- Pflegegrad 1
- Pflegegeld der Kasse: 0 Euro
- Kosten für die professionelle Pflege: 150 Euro