Zahnersatz im Ausland: Schnäppchen oder Kostenfalle? Das muss ich beachten

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Symbolfoto Zahnersatz
Zahnersatz ist teuer - kann man im Ausland wirklich sparen?
Symbolfoto Zahnersatz
Armin Weigel (dpa)

Zahnersatz ist in Deutschland vor allem eins: sehr, sehr teuer. Im Ausland - unter anderem in Tschechien - sieht das schon ganz anders aus. Doch kann man wirklich so viel sparen - und was macht man bei Komplikationen?

Ist die neue Krone erst einmal drin, hat man zwar kein Zahnweh mehr - dafür oft aber Kopf- und Bauchschmerzen. Denn beim Blick auf die Zahnarztrechnung wird vielen schummrig. Auch wenn die gesetzliche Krankenkasse meist einen Teil der Kosten übernimmt, bleibt Zahnersatz in Deutschland ein teures Vergnügen

Laut einer Aufstellung des Versicherers dentolo kann eine Krone je nach Material und ohne Krankassen-Zuzahlung bis zu 1300 Euro kosten. Eine dreigliedrige Brücke bis zu 3000 Euro und ein Implantat zwischen 1400 und 3400 Euro - ohne vorherigen Knochenaufbau. Die gesetzliche Krankenkasse zahlt in der Regel 60 bis 75 Prozent der Behandlung - jedoch nur für eine Standardversorgung. Die Rechnung für Implantate übernimmt die GKV beispielsweise nicht.

Zahnersatz im Ausland - lohnt sich das? Beispiel Tschechien

Bei den hohen Kosten fragt man sich schnell: Lohnt sich für den Zahnersatz nicht doch ein Ausflug ins Ausland? Immerhin, beispielsweise Tschechien ist nicht weit weg und einige Zahnkliniken im Grenzgebiet werben mit verlockend günstigen Preisen. So soll die Krone schon rund 600 Euro zu haben sein, die dreigliedrige Brücke für rund 1200 Euro zu haben sein. Ein Implantat gibt es samt Krone ebenfalls für 1250 Euro. Auch wenn oft noch Beratung und der Eingriff extra kosten - es bleibt günstiger als in der Bundesrepublik. Natürlich unterscheiden sich die Preise auch in unserem Nachbarland je nach Region, Material und verschiedenen weiteren Faktoren. Mit welchen Kosten man ungefähr im Schnitt rechnen muss, haben das Versicherungs-Vergleichsportal porovnej24.cz oder das Finanzportal fondik.cz zusammengestellt:

Zahnimplantat ab 30.000 Kronen (1260 Euro)
Prothese (pro Kiefer) ab 5800 Kronen (245 Euro)
Brücke  ab 11.000 Kronen (465 Euro)
Krone ab 4000 Kronen (170 Euro)

Die gute Nachricht dabei: Auch im Ausland übernimmt die Krankenkasse teilweise die Behandlungskosten. "Die Krankenkassen erstatten den Betrag, den die Behandlung in Deutschland gekostet hätte abzüglich eines Verwaltungsaufwandsbeitrags", erläutert Anne-Dorothee Speck von der UPD Patientenberatung gegenüber inFranken.de

Dennoch darf man eine Sache nicht vergessen: "Man muss der Krankenkasse einen Heil- und Kostenplan vorlegen, der den in Deutschland gültigen Anforderungen entspricht. Gegebenenfalls muss man den Unterlagen des Zahnarztes eine deutsche Übersetzung beifügen. Den Heil- und Kostenplan muss die Krankenkasse vor Beginn der Behandlung genehmigen - Zahnersatz ist immer genehmigungspflichtig. Erst dann darf mit der Behandlung begonnen werden." Nach der erfolgreichen Behandlung muss man dann nur noch seine Rechnungen bei der Krankenkasse einsenden und bekommt die Kosten dem üblichen Satz nach erstattet. Bei privaten Zahnzusatzversicherungen gelten jeweils die Regeln des Versicherers, da sollte man immer vorher nachfragen. 

Günstiger Zahnersatz aus dem Ausland - Leidet da die Qualität?

Oft hängen die günstigen Preise mit den niedrigeren Betriebs-, Miet- und Personalkosten im Ausland zusammen. Doch drängt sich immer der Verdacht auf, dass auch an der Qualität der verwendeten Materialien gespart wird. Ist der Zahnersatz aus Tschechien oder anderen Ländern tatsächlich qualitativ schlechter, als der deutsche? "Nein, pauschal kann man nicht sagen, dass Zahnersatz aus dem Ausland qualitativ minderwertig ist", meint Anne-Dorothee Speck und gibt einen Tipp: "Man sollte sich allerdings schriftlich bestätigen lassen, dass das verwendete Material den hiesigen DIN-Normen entspricht."

Bei der Auswahl des behandelnden Zahnarztes sollte man laut der Patientenberaterin auf jeden Fall auf sein Bauchgefühl achten - unter anderem die Praxisorganisation und die Patientenkommunikation sollte man im Auge behalten. "Ein Hinweis ist auch das Erstgespräch: Der Zahnarzt oder die Zahnärztin sollte nicht nur eine gründliche Eingangsuntersuchung machen, sondern auch verständlich und ausführlich über die geplante Behandlung, möglich Alternativen, Risiken, Kosten etc. aufklären und Fragen beantworten", erläutert Speck. Oft lohnt es sich auch, sich in seinem persönlichen Umfeld umzuhören und sich dort Tipps zu holen.

Aber so vorsichtig man auch ist, immer kann etwas schiefgehen. Was tut man jedoch, wenn die Brücke bricht? "Wer zur Behandlung Deutschland verlässt, verlässt auch den geltenden Rechtsraum und die hier geltende Mängelregelung. Das heißt, man bekommt im Mängelfall keine Unterstützung der Krankenkasse und muss mit gegebenenfalls dem Zahnarzt im fremden Rechtssystem streiten", warnt Patientenberaterin Speck. 

Was tun, wenn die Brücke bricht? Rechtsstreitigkeiten als Kostenfalle

Nach wie vor gilt: Für den Eingriff ist der Zahnarzt verantwortlich, der ihn durchgeführt hat. Vorsicht ist somit besser als Nachsicht, gibt Anne-Dorothee Speck zu bedenken: "Man sollte Fragen zur Gewährleistung vorher mit dem Zahnarzt vertraglich klären. Denn kostenfreie Nachbesserungen im Rahmen der Gewährleistung können nur durch den Zahnarzt gewährt werden, der die Behandlung gemacht hat." Der deutsche "Hauszahnarzt" ist nicht verpflichtet, noch einmal Hand anzulegen. Laut Speck dürfte es generell schwer werden, einen Arzt zu finden, der eine im Ausland begonnene Behandlung fortführt. Sollte es doch einer tun, dürfte er aber eine saftige Rechnung hinterherschicken. 

Das Fazit: Zahnersatz im Ausland dürfte sich lohnen, wenn einem das Reisen keine Umstände macht und man gegebenenfalls Schwierigkeiten bei der Nachbehandlung in Kauf nimmt. Anne-Dorothee Speck von der Patientenberatung resümiert: "Die 'Kostenfallen' sind die Kosten, die entstehen, wenn etwas schiefläuft." 

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