- Stiftung Warentest hat 18 Johanniskraut-Präparate getestet
- Johanniskraut hilft nachweislich gegen depressive Verstimmungen
- Wir sagen Ihnen, wie Johanniskraut wirkt und haben die wichtigsten Testergebnisse
- Am besten schneiden die Johanniskraut-Mittel aus der Apotheke ab
Jede vierte Frau und jeder achte Mann leiden im Laufe ihres Lebens unter einer Depression. Depressive Verstimmungen sind noch weiter verbreitet. Linderung versprechen Johanniskraut-Präparate* - diese sollen stimmungsaufhellend wirken. Als natürliche Alternative zu Antidepressiva werden solche Präparate zunehmend beliebter. Deshalb befasst sich die Stiftung Warentest in einem Test mit solchen Johanniskraut-Mitteln.
Johanniskraut: Wundermittel bei depressiver Verstimmung?
Im Test befinden sich 18 Johanniskraut-Präparate, darunter rezeptfreie und verschreibungspflichtige. Dabei wurde sowohl die Wirksamkeit als auch Risiken überprüft. Die Experten untersuchten, ob eine Wirksamkeit des jeweiligen Mittels belegt ist oder nicht. Dabei wurden unter anderem Unterlagen mit einbezogen, die die Anbieter den Testern zur Verfügung stellten. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Belastung mit Pflanzengiften gelegt, die aus mitgeernteten Beikräutern stammen - sogenannte Pyrrolizidinalkaloiden.
Stiftung Warentest untersuchte 18 Johanniskraut-Präparate, darunter zehn apothekenpflichtige und acht, die frei verkäuflich in Drogerien zu erwerben sind. Das Ergebnis: Greifen Sie besser zu apothekenpflichtigen Mitteln, diese wirken nachweislich. Frei verkäufliche Mittel sind meistens zu schwach dosiert. Pflanzengifte (Pyrrolizidinalkaloiden) konnten in allen Mittel in höchstens geringen Mengen nachgewiesen werden.
Johanniskraut bei depressiver Verstimmung: So wirkt es
Johanniskraut wirkt sich nachweislich positiv auf leichte bis mittelschwere depressive Phasen aus. Neben der antidepressiven Wirkung soll das Wunderkraut auch geistigen Erschöpfungszuständen entgegenwirken. Darüber hinaus wirkt es bei äußerlicher Anwendung entzündungshemmend und zeigt sich förderlich bei der Wundheilung kleiner Verletzungen. Wie 37 Doppelblindstudien ergaben, funktioniert Johanniskraut ähnlich wie trizyklische Antidepressiva. Im Gegensatz zu diesen chemisch hergestellten Medikamenten ist Johanniskraut jedoch sehr verträglich und führt nicht zu den für Antidepressiva üblichen Nebenwirkungen.
Welcher Wirkstoff für den antidepressiven Effekt des Johanniskrauts verantwortlich ist, ist laut Stiftung Warentest bislang unklar. Der Zubereitung wird allerdings eine nachweisliche Wirkung zugesprochen: Entweder wird das Kraut getrocknet oder Saft herausgepresst. Die empfehlenswerten Mittel im Test enthalten alle getrocknetes Johanniskraut-Extrakt. Diese Zubereitungsweise ermöglicht eine stärkere Dosierung und somit eine bessere Wirkung.
Apothekenpflichtige Johanniskraut-Präparate besser als Mittel aus dem Drogeriemarkt
Zehn der insgesamt 18 Johanniskraut-Präparate im Test der Stiftung Warentest waren apothekenpflichtig, einige davon sogar rezeptpflichtig. Die getesteten rezeptfreien Mittel helfen gut bei leichten depressiven Verstimmungen, die rezeptpflichtigen auch bei mittelschweren depressiven Phasen. Diese Mittel verfügen über eine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit, weshalb sie einen ähnlichen Einfluss auf die Psyche haben wie Antidepressiva.
Damit die Mittel wirken, sollten täglich circa 900 Milligramm des Trockenpräparates eingenommen werden. Wer unter leichten Verstimmungen leidet, dem können bereits 500 bis 750 Milligramm genügen. Unter den rezeptpflichtigen Mitteln enthielten die Präparate Neuroplant und Jarsin Rx am wenigsten der Pflanzengifte Pyrrolizidinalkaloiden. Unter den rezeptfreien, aber apothekenpflichtigen Johanniskraut-Mitteln* waren das die Produkte Feris, Hyperforat, Jarsin 300 mg und 450 mg und Neuroplant Aktiv. Generell gilt: Die apothekenpflichtigen Mittel enthalten alle nur sehr geringe Mengen an Pflanzengiften.
Johanniskraut-Mittel bei Amazon ansehenFrei verkäufliche Mittel aus dem Drogeriemarkt weniger gut geeignet
Die Wirksamkeit der frei verkäuflichen Johanniskraut-Präparate ist nicht zur Genüge belegt, weshalb die Stiftung Warentest eher von ihnen abrät. Es ist anzuzweifeln, dass diese Mittel wirken, da die Wirkstoffe in zu geringen Mengen in ihnen vorliegen. Die Johanniskraut-Tees von H&S und Sidroga sind komplett frei von den Pflanzengiften Pyrrolizidinalkaloiden, ebenso wie der Saft von Schoenenberger.
Das Präparat der Drogeriemarkt-Kette dm enthält Johanniskraut-Extrakt, allerdings in einer so geringen Menge, die kaum eine Wirkung zeigen wird. Das Produkt von Bombastus lässt sich laut dem Hersteller auch höher dosieren, das fördert aber auch wieder die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen. Alle frei verkäuflichen Mittel enthalten keine, sehr geringe oder geringe Mengen an Pyrrolizidinalkaloiden.
Johanniskraut-Tee bei Amazon ansehenVorsicht bei den Wechselwirkungen von Johanniskraut und anderen Mitteln
Der große Vorteil von Johanniskraut* ist ganz klar, dass die für Antidepressiva üblichen Nebenwirkungen vermieden werden. Im Zuge einer Therapie mit einem Antidepressivum kommt es häufig zu Nebenerscheinungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit oder Hautausschlägen. Allerdings kann es auch zu Wechselwirkungen zwischen dem Johanniskraut und anderen Medikamenten kommen. Deshalb wird allen, die HIV-Medikamente, bestimmte Antidepressiva, Krebsmedikamente und Mittel nach einer Organtransplantation nehmen, von der Verwendung von Johanniskraut-Präparaten abgeraten.
Wer die Anti-Baby-Pille zu sich nimmt, gefährdet die Wirksamkeit des Hormon-Präparats. Vorsicht ist auch bei Kindern und Jugendlichen geboten: Die Europäische Arzneimittelbehörde rät allen unter 18 Jahren von der Verwendung von Johanniskrautmitteln ab, da die Wirkung lediglich bei Erwachsenen untersucht ist. Daran sollte man sich halten, auch wenn einige Hersteller ihr Präparat als geeignet für Kinder und Jugendliche beschreiben.