Dauererkältung loswerden: Experten geben Tipps

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Ein Husten oder Schnupfen, der einfach nicht vergeht: Viele Menschen fühlen sich in der kalten Jahreszeit dauerhaft erkältet. Die besten Tipps gegen "Long Cold".

Viele Menschen schlagen sich in den Herbst- und Wintermonaten mit Infekten herum. Als Faustregel für die Dauer einer Erkältung gilt das alte Sprichwort: Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tage. Dennoch fühlen sich manche auch nach dem zehnten Tag noch schlecht. Wie kommt es dazu?

Wie der Hausarzt Florian Steiner im Gespräch mit dem Spiegel erklärt, sind Dauererkältungen keine Seltenheit. Er habe jedes Jahr Patienten, die "über Wochen hinweg krank sind oder mit kurzen Pausen dazwischen fast den gesamten Winter über immer wiederkommen". Das Problem bei solchen Infekten: "Leider gibt es keine ursächlich wirksame Therapie gegen Erkältungen, das eigene, großartige Immunsystem muss und wird damit fertig werden", so Steiner. Es könne also sein, dass der Körper einfach länger braucht, um die Krankheit abzuwehren. 

Erkältung geht nicht mehr weg - Chefarzt mit Erklärung 

Wie lange eine Erkältung andauert, hängt von verschiedenen Dingen ab - und nicht alle davon lassen sich beeinflussen. Bereits unsere Gene entscheiden darüber, wie schnell oder langsam wir mit Viren fertig werden, erklärt Lars Huber, Chefarzt am Stadtspital Triemli in Zürich in einer Pressemitteilung. Auch Raucher sieht Huber als besonders gefährdet. "Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für Atemwegsinfekte. Raucher benötigen auch eine längere Zeit, um Erkältungsviren zu überwinden", sagt Huber.

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Weitere Risikofaktoren sind laut Experten Alkohol, Stress, wenig Schlaf, eine schlechte Ernährung und zu wenig Bewegung. Denn ein ungesunder Lebensstil kann das Immunsystem schwächen und macht uns anfälliger für Krankheitserreger. Mediziner sprechen dabei von einer "erhöhten Infektanfälligkeit". Diese trifft auch Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen ein geschwächtes Immunsystem haben, zum Beispiel ältere Menschen, Diabetiker, Chemo-Patienten oder Herzkranke.

Erhöhte Infektanfälligkeit
In der Medizin werden Menschen, die besonders oft krank sind, als "erhöht infektanfällig" bezeichnet. Erwachsene fallen unter diesen Begriff, wenn sie mehr als zwei bis dreimal im Jahr krank sind. Kinder gelten erst als besonders anfällig, wenn sie mehr als achtmal pro Jahr krank sind. Hinter einer Dauererkältung kann auch eine erhöhte Infektanfälligkeit stecken, wenn zwei Erkrankungen kurz hintereinander folgen und so für die Betroffenen nicht zu unterscheiden sind.

Ständig krank: Steckt eine erneute Virusinfektion dahinter?

Wer Pech hat, kann sich ein Virus nach dem anderen einfangen. Denn was viele nicht wissen: Es gibt mehr als 200 Viren, die Erkältungen verursachen können. Dazu zählen zum Beispiel Coronaviren, Rhinoviren und Adenoviren mit zahlreichen Untergruppen. So kann es passieren, dass man sich ein zweites Virus einfängt, während das Immunsystem noch durch das erste Virus geschwächt ist. Der eine Infekt geht somit in den anderen über - für die Betroffenen fühlt es sich aber einfach so an, als wären sie wochenlang erkältet.

"Trockene und von einer Infektion gereizte Schleimhäute sind besonders anfällig für weitere Infektionen, und in den kalten Monaten zirkulieren sehr viele Erkältungsviren", so Steiner im Spiegel-Interview. Doch auch Bakterien haben dadurch leichtes Spiel. Die Erreger können sich vermehren und es kommt zur bakteriellen Infektion.

Treten eine virale und eine bakterielle Infektion gleichzeitig auf, sprechen Fachleute von einer "Superinfektion". So kann eine Erkältung zum Beispiel mit einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) oder Lungenentzündung (Pneumonie) zusammenfallen. Auch die Bronchien, Mandeln und das Mittelohr können sich infolge entzünden. In solchen Fällen sollten Betroffene dringend zum Arzt, da eine Behandlung mit Antibiotika nötig sein könnte.

Superinfektion: Das sind die Symptome

Auf folgende Symptome einer bakteriellen Entzündung, die zusätzlich zu einer Erkältung kommen können, musst du achten:

  • plötzliches Fieber
  • Schüttelfrost
  • Atemnot, besonders beim Sprechen
  • Schmerzen beim Atmen in der Brust, im Gesicht oder an den Ohren, je nach Art der Entzündung
  • Gefühl, plötzlich viel kränker zu sein

So ist zum Beispiel eine Lungenentzündung durch eine verschleppte Erkältung zwar selten, kann aber gefährlich werden. In manchen Fällen endet sie sogar tödlich. Ebenso gefährlich ist eine Herzmuskelentzündung. "Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) folgt oft auf eine Infektion der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts mit Viren", heißt es dazu von der Deutschen Herzstiftung. Generell seien Personen gefährdet, die sich nach einem Infekt nicht lange genug schonen. Wer seine Erkältung nicht vollständig auskuriert und zu früh wieder Sport macht, riskiert somit seine Herzgesundheit.

Herzmuskelentzündung rechtzeitig erkennen: Darauf musst du achten

Eine Herzmuskelentzündung ist schwer zu erkennen, da es keine typischen Symptome gibt. Laut der Deutschen Herzstiftung erinnern die Anzeichen oft an den eigentlichen Infekt. "Wer an Müdigkeit oder Abgeschlagenheit leidet, bringt solche Beschwerden eher mit dem Infekt selbst als mit einer Herzerkrankung in Verbindung – und lässt sie im Zweifelsfall nicht abklären", so die Experten der Stiftung. Lars Huber warnt ebenfalls vor Entzündungen des Herzmuskels: "Wenn Erkältungssymptome oder allgemeine Schwäche länger als drei Wochen anhalten, empfehle ich eine Abklärung beim Hausarzt oder Spezialisten." Teils treten aber auch Symptome auf, die anderen Herzleiden wie Herzschwäche oder einem Herzinfarkt ähneln:

  • Atemnot
  • Druckgefühl hinter dem Brustbein
  • Brustschmerzen
  • unregelmäßiger Puls
  • Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern)

Nach einer Herzmuskelentzündung sollten Betroffene sechs Monate lang körperliche Belastung und Sport meiden. Ansonsten drohen gefährliche Komplikationen, von Herzschwäche bis zum plötzlichem Herztod, warnt die Deutsche Herzstiftung.

Die beste Behandlung gegen Dauererkältung - Hausarzt spricht Klartext 

Um schwere Komplikationen oder einen neuen Infekt zu vermeiden, sollte man sich generell bei einer Erkältung schonen. So haben Körper und Immunsystem Zeit, sich zu regenerieren. Hausarzt Florian Steiner empfiehlt, viel zu trinken und ausreichend zu schlafen, um das Immunsystem wieder zu stärken.

"Aber all die teuren Mittel, die man in der Apotheke zur Stärkung des Immunsystems kaufen kann, sehe ich eher kritisch", so Steiner im Gespräch mit dem Spiegel. Er setze dagegen auf Geduld und einfache Hausmittel wie lauwarmen Salbeitee. Im Zweifelsfall ist es besser, sich länger krankschreiben zu lassen. Das kann sich aber nicht jeder leisten.

Um einer Dauererkältung direkt vorzubeugen, helfen eine ausgewogene Ernährung, Bewegung an der frischen Luft, Ausruhen und guter Schlaf - all das hilft laut Experten auch in der Zeit nach der Erkältung, um sich schnell wieder fit zu fühlen.

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