Auch Yurdagül Zopf betont, wie wichtig die Ernährung für das eigene Krebsrisiko ist. Sie beschäftigt sich an der Erlanger Universität und am Uniklinikum intensiv mit Ernährung, Sport und Gesundheit. Gegenüber inFranken.de macht die fränkische Krebs-Expertin deutlich, wie sehr Lebensmittel unser Krebsrisiko steigern können.
Individuelles Risiko senken
"Die Prozentanteile in den Studien sind immer auf die Gesamtbevölkerung bezogen", erläutert Mons. "Trotzdem kann man sagen: Wenn sich jemand individuell gesünder verhält, kann diese Person das eigene Krebsrisiko senken." Jemand, der raucht, habe ein 20-fach erhöhtes Lungenkrebsrisiko im Vergleich mit jemandem, der nicht raucht.
Dabei sei es nie zu spät für einen gesünderen Lebenswandel. "Je früher man mit etwas aufhört, desto früher reduziert man sein Risiko", sagt Mons. Zur Wahrheit gehöre aber auch: "Selbst eine Person, die komplett gesund lebt, kann an Krebs erkranken. Da spielt immer ein gewisser Zufall eine Rolle. Doch das Risiko, dass im Körper was falsch läuft, steigt bei Personen, die ungesund leben." So ist auch der "Dry January", also der Verzicht auf Alkohol im Januar eine gute Idee, will man sein eigenes Krebsrisiko senken.
Im Schnitt könne man sein Leben mit einer gesunden Lebensweise aber deutlich verlängern - von bis zu 10 Jahren spricht Yurdagül Zopf aus Erlangen. Dafür empfiehlt die Expertin eine bewusste Ernährung. Besonders eine Diät hätte hier positive Ergebnisse gezeigt.
Symptome ernst nehmen
Zu den vermeidbaren Faktoren gehören in der US-Studie nicht nur Dinge, die zu einem ungesunden Lebenswandel gehören, sondern auch einige Infektionen wurden mit aufgenommen, weil beispielsweise dagegen geimpft werden kann.
"Es gibt wirksame Impfstoffe gegen das Hepatitis-B-Virus, das Leberkrebs verursacht, und gegen HPV, das mehrere Krebsarten verursachen kann", erklärte Ahmedin Jemal, Hauptautor der Studie. Zu den Krebsarten durch HPV zählt er Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs der äußeren Genitalien und der Analregion sowie Mund- und Rachenkrebs.
Wichtig ist es zudem, Warnsignale rechtzeitig ernst zu nehmen. Problematisch ist dabei, dass Krebs sich meist erst mit scheinbar harmlosen Symptomen bemerkbar macht. Gerade zu dieser Zeit bestehen aber noch gute Heilungschancen. Umso wichtiger also, auf sich und vor allem auch auf die eigenen Kinder achtzugeben und Veränderungen wahrzunehmen.
Appell an die Politik
Krebsforscherin Mons appelliert an die Politik, mehr für die Förderung eines gesunden Lebenswandels zu tun. "Es gibt noch viele Hebel, um anzusetzen, etwa was die Werbung für Alkoholprodukte und Alkoholsteuern angeht", sagt sie. "Viel könnte getan werden, um es der Bevölkerung leichter zu machen, sich gesund zu verhalten."
Als weitere Beispiele zählt sie eine Tabaksteuererhöhung und eine standardisierte Zigarettenverpackung auf, damit auf den Verpackungen nicht mehr geworben werden könne. Studien zeigten, dass dadurch weniger Menschen rauchen. "So können viele Krebsfälle vermieden werden."
Die EU hatte Ende 2024 deshalb auch einen Vorstoß für ein generelles Rauchverbot gewagt. Zwar bleibt es dabei, dass jeder Staat selbst über ein mögliches Rauchverbot entscheiden kann und es keine EU-weiten Vorgaben gibt. Dennoch gibt die EU hier eine klare Empfehlung und es bleibt die Frage, wie Deutschland damit in Zukunft umgehen wird.
Mehr als 500.000 neue Krebserkrankungen pro Jahr
Krebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache. Jedes Jahr erkranken mehr als 500.000 Menschen neu an Krebs, mehr als 220.000 sterben daran. Frauen erkranken vor allem an Brustkrebs (31 Prozent aller Krebsfälle bei Frauen), Darmkrebs (11 Prozent) und Lungenkrebs (10 Prozent), Männer an Prostatakrebs (25 Prozent), Lungenkrebs (13 Prozent) und Darmkrebs (12 Prozent). In der Tendenz steigen diese Zahlen, was unter anderem damit zusammenhängt, dass die Bevölkerung älter wird.
Dabei ist nicht jede Krebsart gleich gefährlich. An anderer Stelle haben wir aufgezeigt, welche Krebsarten zu den gefährlichsten zählen und die meisten Todesopfer fordern. rowa/mit dpa
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