Vegan vs. Fleisch: Zwillinge vergleichen Ernährungsweisen - und entdecken große Unterschiede

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Für ihr Experiment haben die Zwillingsbrüder Hugo und Ross Turner zwölf Wochen lang eine vegane Ernährungsweise mit einer Ernährung mit Fleisch verglichen. Symbolfoto: RitaE/Pixabay
Fleisch und Gemüse.  Symbolfoto: RitaE/Pixabay

Zwei Zwillingsbrüder haben eine vegane Ernährungsweise mit einer Ernährung mit Fleisch verglichen. Hierbei verzichtete einer der beiden drei Monate lang komplett auf tierische Produkte, während sein Bruder Fleisch essen durfte. Gegen Ende des Experiments ließen sich große Unterschiede ausmachen.

Sie sind Extremsportler, Abenteuer – und eineiige Zwillinge. Für ihre aktuelle Challenge haben die beiden Brüder Hugo und Ross Turner zwölf Wochen lang eine vegane Ernährungsweise mit einer Ernährung mit Fleisch verglichen. 

Von Januar bis März 2020 kombinierten sie die beiden Ernährungsstile mit einem zwölfwöchigen Fitness-Programm, berichtet das Portal Business Insider. Für die Challenge verzichtete Hugo drei Monate lang komplett auf jegliche tierische Produkte, während sein Bruder Ross Fleisch essen durfte.

"Auf das genetische Level herunterbrechen": Eineiige Zwillinge im Ernährungsexperiment

Doch warum das Ganze? „Wir wollen Voreingenommenheit und die eigene Meinung aus dem Versuch raushalten und es auf das genetische Level herunterbrechen“, sagt Ross gegenüber Business Insider. „Wir können es wissenschaftlich angehen, weil wir Zwillinge sind und genetisch identisch sind.“

Laut Bericht gingen die Brüder in den drei Monaten fünf- bis sechsmal pro Woche zum Ausdauertraining ins Fitnessstudio. Darüber hinaus nahmen sie nahezu die gleiche Anzahl an Kalorien zu sich, indem sie ihr Essen bei einem Lieferdienst bestellten. Wissenschaftler des King’s College begleiteten den Versuch der Zwillinge und hielten Faktoren wie Gewicht, und Muskelmasse fest. 

Zum Abschluss des Experiments ließen sich große Unterschiede ausmachen.

Verzicht auf tierische Produkte: Mehr Energie - Libido verschwindet

Hugo, der drei Monate auf tierische Produkte verzichtet hatte, nahm insgesamt zwei Kilogramm ab. Bei einem Ausgangsgewicht von 84 Kilogramm brachte er am Schluss des Tests 82 Kilogramm auf die Waage. Der Gewichtsverlust war diesbezüglich nahezu vollständig auf den Fettabbau zurückzuführen. Sein Körperfettanteil sank um einen ganzen Prozentpunkt auf 12 Prozent. Sein Cholesterinspiegel sank ebenfalls.

Eine spürbare Veränderung stellte Hugo zudem in Sachen Energie an sich fest. Während der veganen Diät war meine geistige Konzentration viel besser, ich hatte keine Energie-Tiefs am Nachmittag und habe mich etwas aufgeweckter gefühlt“, sagt er gegenüber Insider Business. Dieser Umstand sei möglicherweise darauf zurückzuführen, dass er anstelle von Kekse und Chips, die nicht vegan sind, vorwiegend Obst und Nüsse verzehrt habe.

Allerdings machte sich auch eine negative Veränderung bemerkbar: So sei seine Libido im Laufe des Versuchs schlicht und einfach verschwunden. „Ich habe sie einfach verloren. Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist“, konstatiert Hugo. Zugleich fügte er jedoch hinzu, dass diese Erfahrung nicht zwingend jedem widerfahren müsse, der sich vegan ernähre.

Ernährung mit Fleisch: Muskelmasse und Körperfettanteil steigen

Ross Turner legte während der Challenge 4,5 Kilogramm an Muskelmasse und knapp zwei Kilogramm Fett zu. Sein Körperfettanteil stieg auf 15 Prozent gestiegen. Zum Abschluss des Experiments wog er 85,7 Kilogramm. Sein Cholesterinspiegel blieb die ganze Zeit über konstant.

Ross gab an, dass seine Ernährung während des Versuchs etwas abwechslungsreicher als vorher war – vor allem, was Makronährstoffe anbelangt. Auf seinem Speiseplan standen Huhn, Fisch, rotes Fleisch, Gemüse, Milchprodukte und Getreide. 

Für Hugo fiel die Ernährungsumstellung noch gravierender aus, zumal bei ihm tierisches Eiweiß durch Alternativen wie Tofu, Tempeh und Jackfruit ersetzt worden war. Fazit: Hugos Darmflora hat sich nach den zwölf Wochen verändert. Für diese Erkenntnis wurden eigens Stuhlproben vor und nach dem Experiment analysiert. 

Pflanzliches Eiweiß: Widerstandsfähiger gegen chronische Krankheiten und Diabetes Typ 2

In der Folge könnte Hugo fortan etwas widerstandsfähiger sein, was bestimmte chronische Krankheiten anbelangt. Außerdem sei für ihn das Risiko gesunken, dick zu werden und an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

Umgekehrt konnte bei beiden Brüdern jeweils ein Rückgang der mikrobiellen Diversität nachgewiesen werden: Die Anzahl der verschiedenen Bakterienspezies im Darm hatte über den Versuchszeitraum abgenommen. Dies könnte eine niedrigere Widerstandsfähigkeit gegenüber einigen chronischen Krankheiten nach sich ziehen, etwa der Crohn-Krankheit.

Interessanter Aspekt am Rande: Bei Hugo hat sich das Mikrobiom indes stärker verändert als bei seinem Bruder: Mögliche Ursachen hierfür könnten den Zwillingen zufolge die abrupte Umstellung auf eine vegane Ernährungsweise und die vergleichsweise kurze Dauer des Experiments sein.

Resultat: Beide Ernährungsweise bringen Vorteile mit sich

Vor allem die relativ kurze Zeitspanne betrachten die Brüder hierbei als kritisch: 12 Wochen reichten schlichtweg nicht aus, um aussagekräftige Ergebnisse erzielen zu können. Um an ein zuverlässiges Resultat zu gelangen, müsse die Dauer des Versuchs zwischen sechs Monaten und einem Jahr liegen.

In ihrem Fazit sprechen sich die eineiigen Zwillinge für einen gesunden Mix zwischen den beiden Ernährungsalternativen aus. Eine optimale Ernährung besteht für sie aus einer Mischung aus pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln. "Eine vegane Ernährungsweise hat gewisse Vorteile, gleiches gilt für den Fleischkonsum", konstatiert Ross. "Ich denke nicht, dass die eine Ernährungsweise die andere während des Versuchs in den Schatten gestellt hat."

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