Ärzte wollen mit der Einführung einer Zuckersteuer die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher reduzieren. Besonders zuckerhaltige Getränke nehmen die Mediziner dabei ins Visier.
Bildungsferne und ökonomisch benachteiligte Familien haben häufiger dicke Kinder. Nicht nur die Zahl übergewichtiger Kinder und Jugendlicher steigt seit Jahren an, auch die gesellschaftliche Kluft zwischen krankem und gesundem Gewicht wird größer. Ärzte fordern deshalb ein stärkeres Durchgreifen der Politik, beispielsweise in Form einer Zuckersteuer.
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Ärzteverbände machen sich für entschiedenere Maßnahmen gegen Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen stark. Während die Gesamtzahl der Kinder mit ernsten Gewichtsproblemen zuletzt etwa gleich geblieben sei, habe die soziale Ungleichheit beim Auftreten von krankhaftem Übergewicht in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. Bildungsferne und sozioökonomisch benachteiligte Familien bilden dabei die größten Risikogruppen. Doch bisherige Präventionskampagnen konnten sie nicht erreichen.
Übergewicht in Deutschland: Jedes sechste Kind zu dick
Aktuell leidet fast jedes sechste Kind zwischen drei und 17 Jahren (15,4 Prozent) in Deutschland an Fettleibigkeit. 5,9 Prozent sogar an krankhafter Fettleibigkeit, der sogenannten Adipositas. Als größter Risikofaktor für kindliches Übergewicht gilt eine ungesunde Ernährung.
Zusammen mit Vertretern der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Deutschen Adipositasgesellschaft schlägt Thomas Fischbach eine Besteuerung zuckerhaltiger Getränke aus, wie es in Großbritannien oder Mexiko bereits der Fall ist. Fast einen halben Liter an zuckerhaltigen Getränken konsumieren die 11- bis 13-Jährigen täglich. Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass allein der regelmäßige Verzehr von zuckerhaltigen Getränken ein starker eigener Risikofaktor für Übergewicht und Adipositas sei. "Kinder sollten lernen, Wasser zu trinken, um ihre Gesundheit zu schützen", sagt Susanna Wiegand von der Deutschen Adipositas Gesellschaft.
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Auch ein Verbot zuckerhaltiger Getränke in Kitas und Schulen sowie eine Kennzeichnung gesunder Lebensmittel auf der Packungsvorderseite wollen die Ärzteverbände durchsetzen. Vorbild dafür soll der in Frankreich bereits eingeführte "Nutriscore" sein. Mit dem "Nutriscore" werden Lebensmittel aufgrund ihres Gehaltes an Zucker, gesättigtem Fett und Salz mit einem Buchstaben- und Farbcode gekennzeichnet. Ähnlich der in Europa gängigen Kennzeichnung des Energieverbrauches bei Elektrogeräten, erklärt Berthold Koletzko, Vorsitzender der DGKJ-Ernährungskommission.