Vorsicht, Blausäure: Aprikosenkerne als gefährliches Wundermittel gegen Krebs?

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Aprikosenkerne gegen Krebs: Wundermittel oder gefährlicher Mythos?
Aprikosen sind süß und fruchtig und enthalten viele wichtige Vitamine.
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Immer wieder werden im Onlinehandel Aprikosenkerne als Wundermittel gegen Krebs angepriesen. Ist an diesem Versprechen etwas dran oder handelt es sich um einen Mythos? Experten sprechen Klartext.

Mit vielen gesunden Inhaltsstoffen und Vitaminen ist die Aprikose ein kleiner Allrounder für unsere Gesundheit. Sie stärkt das Immunsystem, wirkt antibakteriell und hat eine stärkende Wirkung auf die Sehkraft, Haare und Nägel.

Einigen Internetanbietern zufolge soll aber auch ihr Kern besondere Eigenschaften besitzen. Als Wundermittel gegen Krebs werden Aprikosenkerne oft und gerne zum Verkauf angeboten. Experten äußern sich jetzt zu diesem Krebs-Mythos.

Wundermittel gegen Krebs - Ein Mythos?

Woher stammt der Glaube, dass Aprikosenkerne Krebs heilen können? Aprikosenkerne enthalten Amygdalin. Amygdalin ist ein Pflanzenstoff, aus dem sich durch Spaltung Blausäure bilden kann. Dies geschieht zum Beispiel während des Kauens und während der Verdauung im Darm. Es wird angenommen, dass diese Blausäure bevorzugt Krebszellen schädigt. Somit ist der Glaube entstanden, Aprikosenkerne könnten Krebs heilen.

Amygdalin kommt außerdem in den Kernen von Pfirsichen, Pflaumen und in hoher Konzentration in weißen, rohen Bittermandeln vor.

Seit Jahren wird Amygdalin als Antikrebsmittel beworben und oft unter der Bezeichnung "Vitamin B17" verkauft. Produkte, die Amygdalin oder Abkömmlinge dessen (z.B. Laetrile) enthalten, sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als bedenklich eingestuft und nicht als Arzneimittel zugelassen. Denn die "Wirksamkeit als Krebsmedikament ist nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht belegt" und die "abgespaltene Blausäure ist toxisch", so das BfArM.

Schwere Vergiftungen durch Blausäure - Experten raten vom Verzehr ab

Vom Verzehr amygdalin-haltiger Produkte, wie zum Beispiel Fruchtkernen oder Bittermandeln, raten Behörden entschieden ab. Denn dies kann für Menschen gravierende Folgen haben. Daher sollte auch auf bittere Aprikosenkerne gegen Krebs am besten komplett verzichtet werden.

Kerngesund: Diese Pflanzenkerne und Samen sind gesund!

Bei der Aufnahme und Verdauung von Lebensmitteln mit Amygdalin entsteht Blausäure in unserem Körper. Geringe Mengen können durch den Stoffwechsel in der Regel so abgebaut werden, dass keine lebensbedrohliche Gefahr entsteht. Doch Vorsicht: „Schon beim Verzehr weniger bitterer Aprikosen- oder Mandelkerne kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen“, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung ausdrücklich. Diese entstehen, da die toxische Blausäure die Sauerstoffverwertung unserer Körperzellen verhindert und somit zum Absterben der Zellen führt. Häufige Begleitbeschwerden einer solchen Vergiftung sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Atemnot. Hohe Dosen können im schlimmsten Fall auch zu einer Atemlähmung führen und tödlich enden.

Für Erwachsene gilt demnach ein Richtwert von maximal zwei Aprikosenkernen pro Tag, Kinder sollten in jedem Fall darauf verzichten. Denn bereits bei einer Menge von rund 100 mg Blausäure kann ihre toxische Wirkung zum Tod führen.

Onlinehändler arbeiten mit Tricks

"Blausäure in bitteren Aprikosenkernen: Obwohl wissenschaftliche Beweise fehlen, versprechen unseriöse Onlinehändler Heilung durch bittere Aprikosenkerne. Oft werden auch Produkte mit deutlich über dem Höchstgehalt liegenden Blausäuregehalten angeboten." so schreibt es das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auf Twitter. 

Die EU hat vor drei Jahren einen Höchstgehalt für Amygdalin in Aprikosenkernen, die an Endverbraucher verkauft werden, festgelegt. Trotzdem werden immer wieder viele Aprikosenkerne mit deutlich höheren Werten angeboten. Allein 2019 wurden elf solcher Fälle über das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) gemeldet. Händler wissen geschickt lebensmittelrechtliche Vorschriften zu umgehen und es wurde sogar ein Fall mit einer 90-fachen Überschreitung des zulässigen Blausäuregehalts festgestellt, heißt es vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

So kommt es auch immer wieder bei unwissenden Krebspatienten durch  Eigenbehandlung mit Amygdalin zu einer Blausäure-Vergiftung, die in einer Klinik behandelt werden mussten.

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