"Low-Carb-Diät" als Modeerscheinung? Bei dieser Diät werden die natürlichen Kohlenhydratlieferanten wie Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln durch fett- und eiweißreiche Lebensmittel ersetzt. Zusätzlich sind bei der Diät Süßigkeiten, Kuchen und Zucker meist komplett tabu. Dies ist darüber hinaus erwiesenermaßen eine gesunde Möglichkeit, das ein oder andere Pfund zu verlieren - oder?
Forscher sind sich da nicht so sicher. Diese raten laut neuster Erkenntnis sogar davon ab, die Zufuhr von Kohlenhydraten herunterzufahren. Bestimmte Haferarten gelten aus deren Sicht schlichtweg als neues "Superfood".
"Low-Carb": Wie funktioniert das Konzept?
Der Körper verwendet Kohlenhydrate als primäre Energiequelle. Sogar noch vor Eiweiß oder Fetten. Damit lässt sich mit dieser Art der Diät der natürliche Stoffwechsel unterbrechen. Bekommt der Körper keinen Nachschub an Kohlenhydraten, werden die Fettreserven angegriffen, um auf das benötigte Energielevel zu kommen. Dadurch soll eine Gewichtsabnahme erfolgen.
Kohlenhydrate haben aber noch eine andere Funktion: Sie sorgen in der Form von einfachen Zuckern zu einer vermehrten Ausschüttung des Hormons Insulin. Dieses wiederum belastet dann den Blutzuckerstoffwechsel. Bei einer Diät möchten die Low-Carb-Esser das um jeden Preis vermeiden. Daher werden Kohlenhydrate und der Verzehr von eiweißreicher Nahrung zeitlich voneinander getrennt. Diese Art der Trennung nennt man auch "Insulintrennkost".
Abhängig davon welche Diätform man wählt, ist vor allem abends kohlenhydrathaltiges Essen tabu. Außerdem werden Kohlenhydrate nur in kleinen Mengen, bevorzugt in Form von Vollkornprodukten oder auch Obst und Hülsenfrüchten, verzehrt. Ein Argument für Pro "Low-Carb": Eiweißreiche Nahrung sättigt besonders gut. Einige groß angelegte Studien wie die des Sciencemag gehen aus diesem Grund davon aus, dass die Popularität und der Erfolg von "Low-Carb" eher dem höheren Eiweißanteil in der Ernährung zuzuschreiben ist.
"Low-Carb": Kohlenhydrate sind nicht nur wichtige Energielieferanten
Kohlenhydrate gehören neben Fett und Eiweiß zu den lebenswichtigen Nährstoffen. Für unseren Körper sind sie wichtige Energielieferanten um Muskel- und Gehirnfunktion zu gewährleisten. Trotzdem sprechen einige Punkte für eine Low Carb-Ernährung. Dafür wurden in mehreren Studien die Low Carb Ernährung und die Low Fat-Ernährung ein Jahr lang bei rund 150 Erwachsenen beobachtet. Das Ergebnis: In der Low-Carb-Gruppe war sowohl der Gewichtsverlust größer als auch der Nährstoffgehalt im Organismus besser, als bei den Low-Fat-Probanden.
Teilnehmer mit Übergewicht konnten durch die Einhaltung der "Low-Carb-Diät" sogar ihre Entzündungswerte verbessern. An Fettstoffwechselstörungen und Diabetes erkrankte Patienten zeigten ebenfalls positive Effekte der veränderten Ernährung. Unter anderem haben sich bei ihnen die Blutzuckerwerte gebessert. Bei Diabetikern Typ 2 hatte die Low-Carb-Ernährung positive Auswirkungen auf Stoffwechselparameter wie Lipid-Profil und ebenfalls auf die Blutzuckerwerte.
Weitere Studienergebnisse, von denen auszugehen ist, dass es nicht nur Vorteile mit sich bringt, die Zufuhr an Kohlenhydraten zu schmälern, liefern Forscher von der Universität Sydney. Die Forscher untersuchten in einem Tierexperiment den Hormonspiegel von insgesamt 25 Tieren, denen unterschiedliche Mengen an Kohlenhydraten zugeführt wurden. Wie spiegel.de berichtet, veröffentlichten die Forscher ihre Ergebnisse in dem Fachblatt Cell Metabolism.
Forscher in Sydney liefern neue Ergebnisse
Die Forscher stellten beim Auswerten der Daten fest, dass es drastische Unterschiede in den Hormonprofilen der Tiere gab: Die Tiere, welche kohlenhydratarm ernährt wurden, wiesen deutlich niedrigere Werte des Hormons FGF21 (Fibrolast Growth Factor 21) auf. Dieses Hormon wird auch als das "Jungbrunnen-Hormon" bezeichnet, denn es regt den Appetit an, stellt die Funktionsfähigkeit des Stoffwechsels sicher und sorgt für ein starkes Immunsystem. Tiere, die mehr Kohlenhydrate erhielten, schnitten durchgehend besser ab. Dabei spielte das Gewicht der Tiere, vor und nach dem Test, keine Rolle für die Ergebnisse.