Ein Gärtner-Ritual brachte den Bamberger*innen den Spitznamen "Zwiebeltreter" ein. Aber was hat es mit dem Namen eigentlich auf sich?
Nach coronabedingter zweijähriger Pause konnte bereits im vergangenen Jahr das beliebte "Zwiebeltreterfest" in Bamberg wieder stattfinden. 2023 wird das Fest erneut auf der Böhmerwiese abgehalten. Los geht es am Donnerstag, 7. September. Das wird in diesem Jahr beim Zwiebeltreterfest geboten. Aber was hat es mit den Zwiebeltretern eigentlich auf sich - warum werden die Bamberger so genannt?
Dafür lohnt sich ein Blick in die Bamberger Geschichte. Die traditionelle "Bamberger Gärtnerey" hatte seit ihren Anfängen im 14. Jahrhundert ihre wirtschaftliche Entwicklung neben dem Süßholz vor allem der Zwiebel zu verdanken. Beim Export von Gemüsesamen nach Sachsen, Brandenburg, in die Niederlande, Großbritannien und nach Österreich und Ungarn waren Zwiebelsamen das Leitprodukt. Im Zuge der "Zwiebelsamenkonjunktur" des 17. Jahrhunderts wurde 1611 sogar ein "Samenschauamt", eine städtische Behörde zur Qualitätsprüfung, eingerichtet. Auch beim Verkauf von verzehrfertigem Gemüse hatte die Zwiebel eine zentrale Rolle inne. Die genaue Geschichte kann auf der Webseite der Bamberger Gärtnerstadt nachgelesen werden.
Bamberger Geschichte: Das bedeutet das "Zwiebeltreten"
Die große Bedeutung der Zwiebel ist in dem bis heute bekannten, eher spöttischen Spitznamen "Bamberger Zwiebeltreter" für die gesamte Stadtbevölkerung verankert. Bei der Produktion von Speisezwiebeln seien nämlich die Zwiebelschlotten umgetreten worden, damit die Pflanze nicht blüht, sondern eine möglichst große Zwiebel ausbildet. Ende Juli um den Margarethentag (am 13.07.) ereignete sich einst das Ritual, mit Holzbrettern an den Füßen über das Zwiebelfeld zu "treten". Daran war nicht selten die ganze Familie beteiligt, und das aus diesem simplen Grund: Das Zwiebelwachstum lässt sich fördern, sobald man das aus der Erde kommende Grün der Zwiebel eifrig umtritt. Heute ist dem nicht mehr so, nur noch wenige Gärtner und Gärtnerinnen treten über ihre Felder.
Aufgrund ihrer historischen Stellung hat die Zwiebel einen großen Anteil an der "starken identitätsstiftenden Wirkung der Bamberger Gartenbautradition". Das bis heute weitgehend erhaltene Gärtnerviertel bedeckte früher ein Drittel der Stadt und bildet heute ein Drittel des "Weltkulturerbes Altstadt Bamberg".
Fränkische Zwiebel-Gerichte zum Nachmachen
Nicht nur zum Zwiebeltreterfest schmeckt die Kombination aus Zwiebel und Bamberger Bier. Auch in der heimischen Küche werden diese beiden Spezialitäten gerne zu einem besonderen "Schmankerl" verarbeitet.
Die Bamberger Zwiebel ist weit über die Grenzen der Domstadt bekannt. Dabei wird eine birnenförmige, milde Zwiebelsorte verwendet, die auch "lange" oder "längliche" Zwiebel genannt wird. Diese wird heute fast ausschließlich im Großraum Bamberg angebaut, wodurch die Lokalsorte ihren Spitznamen "Bamberger Zwiebel" erhielt.