Günter Weiglein aus Würzburg therapiert sich nach einem schweren Motorradunfall erfolgreich mit Hanfblüten. Seit vielen Jahren kämpft er für das Recht auf Eigenanbau. Der neue Gesetzesentwurf zu Cannabis geht ihm nicht schnell und weit genug.
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Viele verfolgten gespannt die Veröffentlichung des Gesetzesplans zur Cannabis-Legalisierung am Mittwoch (12. April 2023). Hanf ist für Günter Weiglein aus Würzburg seit vielen Jahren ein täglicher, schmerzlindernder Begleiter, nachdem er einen schweren Motorradunfall gehabt hat. Ihm gehen die von der Ampelregierung vorgestellten Schritte nicht weit genug. "Es zieht sich wie zäher Kaugummi", sagt er zu der Situation in Deutschland.
Würzburger schwört auf Cannabis zur Schmerzlinderung - er braucht mehr als der Gesetzesplan vorsieht
Kerninhalte des Legalisierungsvorhabens sind der straffreie Besitz von 25 Gramm Cannabis und die Mitführung dieser Menge in der Öffentlichkeit, der erlaubte Eigenanbau von maximal drei weiblichen Pflanzen und die Möglichkeit für nicht-gewinnorientierte Vereine mit maximal 500 Mitgliedern, gemeinschaftlich Cannabis zu Genusszwecken anzubauen. Der Vorstoß ist weniger umfassend als die ursprünglichen Ampelpläne, die sich Weiglein eigentlich herbeiwünscht.
Ihm gehen die Schritte nicht weit genug, wie er inFranken.de erklärt. Seit 2004 nimmt er Hanfblüten mit der Unterstützung seiner behandelnden Ärzte gegen seine Dauerschmerzen. Anders als bei herkömmlichen Medikamenten der Schulmedizin habe er davon keine Nebenwirkungen - das Highgefühl habe sich bereits nach drei Wochen gelegt. Täglich inhaliere er seine Dosis. "Ich bekomme mit Cannabis meine Schmerzen nicht komplett weg, aber es wird insoweit gemildert, als es erträglich wird und ich eine ganz andere Lebensqualität wiederhabe, als mit Schulmedizin", führt er aus.
Ein Forschungsteam der Universität Saarbrücken hat Anfang 2023 zwar eine Studie zu einem Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und Thrombose veröffentlicht. Der Würzburger Schmerzpatient könne selbst aber von keinen negativen Wirkungen berichten. Er brauche generell mehr als die erlaubten 25 Gramm: 90 Gramm pro Monat erhalte er über die Apotheke - das entspreche Kosten von 1700 Euro, von denen Weiglein zehn Euro selbst trage. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes "Cannabis als Medizin" 2017 können gesetzliche Krankenkassen die Kosten von getrockneten Cannabisblüten von erstatten, wenn sie zu Therapiezwecken nötig sind.
Wegen Eigenanbau neun Wochen in Untersuchungshaft - "nicht mehr zeitgemäß, was hier betrieben wird"
Für sich persönlich habe er zwar damit eine Lösung gefunden, doch er betont: "Auch, wenn ich es nicht selbst bezahlen muss, habe ich ein Problem mit diesen hohen Kosten. Für die Beitragszahler, das soziale System, ist das überzogen." Günstiger für Betroffene und Gesellschaft sei es mit dem Eigenanbau. Aus Geldnot habe er damals damit angefangen. Die Erlaubnis setzte Weiglein 2014 gerichtlich durch, verlor sie aber wieder mit dem neuen Gesetz 2017. Wie auf Weigleins Webseite zu lesen ist, sei die Nachfrage nach Medizinalcannabis nach Rezept sprunghaft angestiegen, was eine Mangelsituation in Apotheken zur Folge gehabt habe.
Daher habe er sich 2020 erneut zum Anbau entschlossen und somit fast 2,5 Kilogramm Hanfblüten gezüchtet. Eine Nachbarin habe ihn jedoch schließlich wegen Drogenbesitzes angezeigt - die Beschlagnahmung seiner Ernte, neun Wochen Untersuchungshaft, ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung sowie eine Geldstrafe seien die Konsequenz gewesen. "Hanf wurde schon über Jahrtausende als Medizin genutzt, bevor er verboten wurde", sagt Weiglein und setzt sich im Rahmen seiner aktuellen Möglichkeiten weiter für die Legalisierung ein.