Hände weg von der Drogenpolitik: Warum Söder sich lieber nicht zur Legalisierung geäußert hätte

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Hände weg von der Drogenpolitik: Warum Söder sich lieber nicht zur Legalisierung geäußert hätte
Markus Söder sieht die Ampelregierung und Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Legalisierung von Cannabis auf einem "Irrweg". Foto: Peter Kneffel/Christoph Soeder/dpa
Hände weg von der Drogenpolitik: Warum Söder sich lieber nicht zur Legalisierung geäußert hätte

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat Eckpunkte der geplanten Legalisierung von Cannabis vorgelegt - sehr zum Unmut der CSU, die den Kurs der Ampel-Regierung deutlich und scharf kritisiert. Ein Kommentar.

Bereits vor fünf Jahren hatte ich in einem Kommentar für inFranken.de betont, dass die Legalisierung von Cannabis nicht mehr aufzuhalten sei. Und nun sieht es tatsächlich so aus, als ob die Ampel ihr Vorzeigeprojekt in die Tat umsetzen und Cannabis – zumindest in gewissem Rahmen – in Deutschland legalisieren oder entkriminalisieren könnte.

Doch die CSU gibt ihren Kampf nicht auf: Markus Söder sieht Deutschland auf einem schlimmen Irrweg und fordert seine Twitter-Gefolgschaft auf: „Hände weg von den Drogen“. Wobei, wie immer in Bayern, natürlich Marihuana und andere „echte“ Drogen gemeint sind – und eben nicht Tabak oder das bayerische Kulturgut Alkohol.

Die CSU fabuliert vom "kiffenden Dorfasozialen"

Man könnte den Beißreflex der CSU beim Thema Kiffen ja belustigt beobachten, würde damit nicht eine echte Diskussion über das Thema jeglicher Boden entzogen. Denn was die CSU hier tut, ist das Spiel mit den Ängsten und Sorgen jener Menschen, die mit illegalen Drogen ungefähr so viel zu tun haben, wie die bayerischen Alpen mit der Ostsee.

Denn statt auf Fakten und echte Erkenntnisse stützt sich die bayerische Regierung beim Thema Cannabis lieber auf Schlagworte und Zirkelschlüsse. So argumentiert der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek aktuell mit dem Völker- und EU-Recht, welches den deutschen Plänen einen Riegel vorschieben könnte. Ganz im Sinne der ehemaligen Drogenbeauftragten der Bundesregierung, der CSU-Politikerin Marlene Mortler, die einst auf die Frage, warum Cannabis verboten ist, antwortete, „weil es illegal ist“.

Dabei gibt es auch in der CSU-Stimmen, die eine Legalisierung zumindest nicht generell ablehnen. So hatte sich der Münchner CSU-Stadtrat und Arzt Hans Theiss vor fast einem Jahr in einem Facebook-Post öffentlich für die Legalisierung von Cannabis ausgesprochen: „Die schizophrenen Zeiten sollten vorbei sein, in denen in Bierzeltreden der kiffende Dorfasoziale beschworen wird und tausende Zeltbesucher mit vollen Maßkrügen in der Hand johlen sollen.“ Denn er habe noch nie verstanden, „warum Cannabis verteufelt wird, während am legalen Alkoholkonsum pro Jahr 60.000 und am Nikotinabusus 100.000 Menschen in Deutschland sterben.“ 

Eine sinnvolle Drogenpolitik wird verhindert

Genau das ist der springende Punkt: Statt sich mit der Frage zu beschäftigen, mit welcher Art der Drogenpolitik wir die negativen persönlichen und gesellschaftlichen Folgen jeglichen Drogenkonsums reduzieren könnten, wird von der CSU eine mehr oder weniger willkürliche Trennung von „guten“ und „bösen“, legalen und illegalen Drogen gezogen. 

Das verhindert sinnvolle Gespräche über Drogenpolitik. Denn plötzlich geht es darum, ob Alkohol nun besser ist als Cannabis oder ob Kiffen notwendigerweise in den Konsum von harten Drogen wie Heroin mündet. Und eben nicht mehr darum, wie man Jugendliche tatsächlich vor dem Konsum von Drogen jeglicher Art schützen und wie man Menschen mit Suchtproblemen jeglicher Art unterstützen kann. Die Mechanismen der Entstehung von Sucht werden hier bewusst ausgeklammert.

Der Verdacht liegt nahe, dass es der CSU hier um Stimmen für die wegweisende Landtagswahl geht – und nicht um eine sinnvolle Drogenpolitik. Doch den Leuten „nach dem Maul reden“ und sich einer inhaltlichen und wissenschaftlichen Diskussion zum Thema zu verweigern, ist nicht mehr als reine Symbolpolitik. Insofern kann man Markus Söder nur mit einer Abwandlung von Markus Söders Aufruf begegnen: Lieber Markus, lass bitte die Hände von der Drogenpolitik!