Die IG Metall warnt vor einem möglichen Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen in der Region Schweinfurt-Main-Rhön. Vor allem um die Beschäftigten der Großunternehmen Schaeffler, ZF, Bosch Rexroth und SKF zeigt sich die Gewerkschaft tief besorgt.
Viele Industriebetriebe kämpfen derzeit mit Auftragseinbrüchen. Krisen, Kriege, Konjunkturflaute - die Stimmung war auch in fränkischen Betrieben schon einmal besser. Nahezu wöchentlich gibt es aktuell Meldungen von Insolvenzen oder gestrichenen Stellen. In Unterfranken warnen Gewerkschafter nun vor einem einschneidenden Verlust von Jobs. "Die Industriearbeit in der Region Schweinfurt-Main-Rhön steht an einem sehr kritischen Punkt", erklärt die IG Metall. "Wenn wir jetzt nicht gemeinsam dagegenhalten, verschwinden Tausende Arbeitsplätze unwiederbringlich." Thomas Höhn, erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, hält es sogar für möglich, dass die Region Schweinfurt-Main-Rhön ihren industriellen Dreh- und Angelpunkt verliert.
In der Tat ist die Situation in den hiesigen Betrieben stellenweise angespannt. Beim Autozulieferer ZF, einem der wichtigsten hiesigen Arbeitgeber, wird ein massiver Stellenabbau befürchtet. Laut Einschätzung des zuständigen Betriebsrats könnten allein in Schweinfurt mittelfristig bis zu 2000 Jobs abgebaut werden. Der schwedische SKF-Konzern hatte im Sommer vergangenen Jahres die Streichung von mehreren Hundert Arbeitsplätzen verkündet. Auch Schaeffler und Bosch Rexroth stehen nach Darstellung der IG Metall vor großen Herausforderungen. Unter dem Motto "SOS Kugellagerstadt: Zukunft für Industriearbeit in Schweinfurt" will die Gewerkschaft auf die aus ihrer Sicht prekäre Situation in Schweinfurt aufmerksam machen.
Schweinfurter Großindustrie in der Krise? IG-Metall äußert sich zu Stellenstreichungen bei ZF und SKF
"Die Industriearbeit sorgt für Wohlstand und Attraktivität in der gesamten Region Schweinfurt-Main-Rhön - und das muss so bleiben", wird IG-Metall-Funktionär Höhn in einer aktuellen Mitteilung der Gewerkschaft zitiert. "Die aktuellen Entwicklungen aber könnten große Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Region haben und sogar so weit führen, dass sie ihren industriellen Kern verliert."
Am ZF-Standort in Schweinfurt könnte es nach Einschätzung von Betriebsrat und IG Metall zu einem "tröpfchenweisen Abbau" von insgesamt mehr als 2000 Arbeitsplätzen kommen, wie aus der Meldung der Gewerkschaft hervorgeht. Die Nachfrage nach Altprodukten, etwa Automatikgetrieben, werde durch die Transformation hin zur Elektromobilität sukzessive kleiner werden. "Und auch wenn das Unternehmen in der Öffentlichkeit Investitionen am Standort Deutschland beteuert, plant der Konzern nach Informationen von IG Metall und Betriebsrat eine erhebliche Verschiebung der Wertschöpfung im Bereich der Elektromobilität nach Osteuropa", teilt die IG Metall mit. Laut Höhns Auffassung gibt es klare Signale für eine entsprechende Verlagerung ins Ausland. "Legt man alle Informationen übereinander, wird deutlich, dass sich ZF im Bereich der Elektromobilität aus der Fertigung in Deutschland massiv zurückziehen will", so der Gewerkschafter aus Unterfranken.
"Bei SKF ist die Lage am Standort Schweinfurt angespannt", berichtet die IG Metall in ihrer Mitteilung. In den vergangenen 18 Monaten seien schon 500 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut worden. "Diese Arbeitsplätze sind für die Region bereits verloren." In den kommenden beiden Jahren könnten im Großlager-Werk für Windturbinen und Co. nach Einschätzung der Gewerkschaft mehr Bedienstete vorhanden sein als auf regulären Arbeitsposten beschäftigt werden. Für 2024 sei ein Überhang von 200 Beschäftigten prognostiziert, für 2025 von weiteren 200 Beschäftigten, heißt es vonseiten der IG Metall. Gründe hierfür seien strukturelle Veränderungen, aber auch die schwierige Auftragslage vor allem im Bereich der Windkraft, "beeinflusst durch politische Rahmenbedingungen".
Auch Schaeffler und Bosch Rexroth stehen laut Gewerkschaft vor großen Herausforderungen
Auch das hiesige Werk des Technologiekonzerns und Autozulieferer Schaeffler stehe vor der Herausforderung, "in einem sich schnell wandelnden Marktumfeld zu investieren und Arbeitsplätze zu sichern", erklärt die IG Metall. Und das, obwohl momentan keine konkreten Abbaupläne für den Standort Schweinfurt vorlägen. Doch die Auftragslage gehe zurück. "Neue Zukunftsprodukte müssen auf auslaufende folgen", betont die Gewerkschaft.
Der Geschäftsführung der beiden unterfränkischen Werke von Bosch Rexroth wirf die IG Metall vor, vor Ort zu wenig investiert zu haben. Am Standort Schweinfurt entwickelt, produziert und vertreibt das Industrieunternehmen laut eigenen Angaben Komponenten und Systeme der Lineartechnik. Am Standort Volkach werden demnach Kugelgewindetriebe, Planetengewindetriebe, Wellen und Toleranzringe hergestellt. "Bei Bosch Rexroth in Schweinfurt und Volkach werden aus Sicht des Betriebsrates trotz zukunftsfähiger Produkte seit Jahren nur geringfügige Investitionen getätigt, was sich nachhaltig negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkt", heißt es in der Meldung der IG Metall.
Die Gewerkschaft verlangt von den Unternehmen ein klares Bekenntnis zu den Traditionsstandorten und die Ansiedlung von Zukunftsprodukten. "Verschiebungen von Fertigung in Niedriglohnländer lösen vielleicht Kostenprobleme, sind für unsere Region aber ein riesiges Problem", wird Thomas Höhn, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Schweinfurt, zitiert.
IG Metall warnt vor Verlagerung ins Ausland - Autozulieferer Valeo als "trauriges Beispiel"
Der Strukturwandel in der Automobilzuliefererindustrie, im Maschinenbau, in der Windkraftindustrie lasse sich nur im Schulterschluss mit den Beschäftigten gestalten. "Und für die Politik muss ganz klar gelten: massive Investitionen statt Kaputtsparen unseres Landes", so Höhn. "Die Schuldenbremse ist in ihrer jetzigen Form eine Zukunftsbremse und muss unbedingt reformiert werden." Um Bürger und Betriebe zu entlasten, brauche es zudem "dringend" faire und verlässliche Energiepreise.
Wie schnell Verlagerungspläne in die Realität umgesetzt werden, zeige "das traurige Beispiel" des Automobilzulieferers Valeo in Bad Neustadt an der Saale. "Bis Ende Juni 2024 werden 310der 510 Valeo-Beschäftigten im Elektromotorenwerk Bad Neustadt an der Saale ihren Job verlieren", teilt die IG Metall mit. Die Produktion wird demnach in das polnische Czechowice-Dziedzice südlich von Kattowitz verlagert. "Jedem ist die Bestürzung anzusehen", erklärte die Vakeo-Betriebsratsvorsitzende Jessica Reichert im vergangenen Jahr. "Diese Nachricht ist ein Schock für uns."
Der Anfang Februar beschlossene Interessensausgleich sehe zudem die Stilllegung des Musterbaus sowie weiterer Bereiche vor, berichtet die IG Metall in ihrer aktuellen Mitteilung. "Eine eindeutige Bestandsgarantie für die verbleibenden Bereiche am Standort Bad Neustadt hat die Valeo-Geschäftsführung nicht gemacht - zu befürchten sind weitere Maßnahmen", erklärt die Gewerkschaft. Im Januar hatte Valeo einen erneuten Personalabbau angekündigt: An seinen drei fränkischen Standorten will Valeo insgesamt mindestens weitere 370 Stellen streichen.
"Dürfen es in Schweinfurt nicht so weit kommen lassen" - Forderung an Politik und Betriebe
"Wir dürfen es in Schweinfurt nicht so weitkommenlassen", warnt Thomas Höhn von der IG Metall. "Deshalb fordern wir Politik und Unternehmen auf, ihrer Verantwortung für die Region nachzukommen. Jetzt zählt es. Jetzt müssen wir gemeinsam handeln."
Der Mitteilung zufolge wird die IG Metall unter dem Motto "SOS Kugellagerstadt: Zukunft für Industriearbeit in Schweinfurt" im öffentlichen Raum auf die aktuelle Lage der Industrie aufmerksam machen. Dies hätten die Delegierten aus den Betrieben auf einer Versammlung der IG Metall Schweinfurt zuvor diskutiert. "Dabei wurde deutlich, wie schwierig die momentane Situation in den Betrieben ist und wie sehr ein entschlossenes, gemeinsames Handeln gefragt ist."
Leider ist dies erst der Anfang, wenn wir die Ampel nicht auf rot stellen. Eine Umkehr dieses Ampelwahns ist schnellstens von nöten bevor ein Leben in Deutschland für den normalen Arbeiter nicht mehr möglich ist.
vantoyben
" Verlagerung nach Osteuropa" Wer hätte das gedacht! Gerade diese Industrie ist von den Strompreisen für Industriestrom abhängig, dort muss man keine Baugesetze beachten die das Bauen verhindern, Energie kommt auch aus Atomkraftwerken , Heizungsgesetz kenn sie dort nicht, die Pflicht zur Wärmedämmung kennt man nur in Deutschland. Klar verlagern die Unternehmer wenn sie für Strom in Deutschland 40 ct hinlegen sollen und in USA nur 2 ct !
Gehen wir mal davon aus, das sie in Bulgarien oder Rumänien die Elektroautos kaufen, die sie künftig dort bauen , die , die ihren Job verlieren werden ja wohl nicht noch durch Kauf eines im Ausland produzierten E-Autos deren Arbeitsplätze sichern.
Egon12
Liegt leider an dieser gewählten Regierung
DerUnterfranke62
Wüsste nicht, daß die Regierung so gewählt wurde. Sie ist lediglich aus Machtgier zusammengestellt worden.
Leider ist dies erst der Anfang, wenn wir die
Ampel nicht auf rot stellen. Eine Umkehr dieses
Ampelwahns ist schnellstens von nöten bevor
ein Leben in Deutschland für den normalen Arbeiter nicht mehr möglich ist.
" Verlagerung nach Osteuropa" Wer hätte das gedacht! Gerade diese Industrie ist von den Strompreisen für Industriestrom abhängig, dort muss man keine Baugesetze beachten die das Bauen verhindern, Energie kommt auch aus Atomkraftwerken , Heizungsgesetz kenn sie dort nicht, die Pflicht zur Wärmedämmung kennt man nur in Deutschland. Klar verlagern die Unternehmer wenn sie für Strom in Deutschland 40 ct hinlegen sollen und in USA nur 2 ct !
Gehen wir mal davon aus, das sie in Bulgarien oder Rumänien die Elektroautos kaufen, die sie künftig dort bauen , die , die ihren Job verlieren werden ja wohl nicht noch durch Kauf eines im Ausland produzierten E-Autos deren Arbeitsplätze sichern.
Liegt leider an dieser gewählten Regierung
Wüsste nicht, daß die Regierung so gewählt wurde. Sie ist lediglich aus Machtgier zusammengestellt worden.