Einigung bei ZF in Franken: Mitarbeiter sollen weniger arbeiten - und der Lohn?

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Einigung bei ZF in Schweinfurt: Mitarbeiter sollen weniger arbeiten - und die Bezahlung?
Nach einem Monat einigte sich die Geschäftsführung von ZF mit dem Betriebsrat auf die Reduzierung der Arbeitszeit am Standort Schweinfurt.
Einigung bei ZF in Schweinfurt: Mitarbeiter sollen weniger arbeiten - und die Bezahlung?
Laurenz Weipert / ZF

Im Oktober kündigte der Autozulieferer ZF Sparmaßnahmen am Standort Schweinfurt an. Nun gab es eine Einigung zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung - die Regelung soll allerdings nicht zwingend zu weniger Lohn führen. Wie kann das funktionieren?

Die Krise, in der die Automobilbranche aktuell steckt, bekommen auch in Franken zahlreiche Unternehmen zu spüren. Der Autozulieferer ZF mit Sitz in Friedrichshafen etwa kündigte Ende Oktober Sparmaßnahmen für den Standort in Schweinfurt an. Konkret sollten die Arbeitszeiten sämtlicher Mitarbeiter reduziert werden, hieß es in einer Mitteilung. Damals standen die Verhandlungen mit dem Betriebsrat allerdings noch aus.

Nach einem Monat habe man sich nun auf eine passende Lösung geeinigt, teilt das Unternehmen am Freitag (22. November 2024) mit. Demnach sollen die Vollzeitarbeitsstunden von den regulären 35 Stunden bei ZF auf künftig 32,5 Wochenstunden reduziert werden. Nach Angaben des Unternehmens gilt diese Regelung zunächst sieben Monate - vom 1. Dezember 2024 bis zum 30. Juni 2025. Die Löhne sollen dadurch aber nicht für alle 9800 Mitarbeiter in Schweinfurt zwingend sinken.

"Geringer als geplant": ZF einigt sich mit Betriebsrat am Standort Schweinfurt auf reduzierte Arbeitszeit

Mitarbeiter, die in der Vergangenheit Überstunden aufgebaut haben, können sich diese als zusätzliche Wochenstunden anerkennen lassen, teilt ZF mit. Um den Lohnverlust der gesamten sieben Monate auszugleichen, müssten Angestellte nach Berechnungen von inFranken.de also 70 Überstunden vorweisen können.

Ausgenommen von dieser Regelung sind laut dem Unternehmen Auszubildende, duale Studenten, Mitarbeiter in Altersteilzeit und die Betriebe Aftermarket und ZF Engineering. Verträge von Mitarbeitern in Teilzeit sollen demnach anteilig und im selben Verhältnis abgesenkt werden. 

"Damit fällt die Stundenabsenkung geringer aus als geplant", wird Personalleiter Marcus Giek in der Mitteilung zitiert. Mitarbeiter, die nicht an den Tarif gebunden seien, sowie Führungskräfte hätten dazu durch die Reduzierung ihrer Gehälter und verpflichtenden freien Tagen beigetragen. Auch Standortleiter Manfred Süß sei mit dem Kompromiss durchaus zufrieden. "Wir mussten uns den rückläufigen Umsätzen stellen, gleichzeitig wollten wir betriebsbedingte Kündigungen unbedingt vermeiden", betonte er.

Automatisierung und wirtschaftliche Lage machten Sparmaßnahmen laut ZF notwendig

Vor diesem Beschluss seien bereits andere Sparmaßnahmen getestet worden. Befristete Verträge wurden nicht verlängert und "attraktive Altersteilzeitregelungen" angeboten - gereicht haben diese Methoden laut dem Unternehmen nicht. Die Personalkapazitäten sollten darum in den Bereichen Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie insbesondere in der Produktion auf das "künftig benötigte Maß reduziert werden", kündigte ZF im Oktober an. Denn bereits zu diesem Zeitpunkt lagen die Kapazitäten in Schweinfurt demnach zehn Prozent über dem Bedarf.

"Dass der Transformationsprozess hin zur Elektromobilität mit einem geringeren Personalbedarf verbunden ist, hatte sich bereits vor Jahren abgezeichnet. Hinzu kommt nun eine unerwartet schwache Konjunktur, die zu deutlichen Umsatzrückgängen führt und den Übergang zusätzlich erschwert", begründete das Unternehmen die Sparmaßnahmen.

ZF ist nicht der einzige Autozulieferer in Franken, den die aktuelle Lage vor Herausforderungen stellt. Auch Leoni mit Sitz in Nürnberg kündigte Veränderungen an: 4500 Stellen will das Unternehmen streichen. Bei Schaeffler in Herzogenaurach ist die Situation ähnlich: Dort sollen in ganz Europa 4700 Stellen abgebaut werden. Und auch die Coburger Firma Brose wankt aktuell. Dort sollen 950 Arbeitsplätze weichen, hieß es Mitte Oktober - jetzt könnte die Zahl sogar noch steigen.