Holzbildhauerschule Bischofsheim: Neuer Ausstellungsraum

3 Min
Der neugestaltete Ausstellungsraum in der Holzbildhauerschule in Bischofsheim. Foto: Eckert
Der neugestaltete Ausstellungsraum in der Holzbildhauerschule in Bischofsheim. Foto: Eckert
Der Hahn aus Kirschbaumholz von Martin Bühner. Foto: Eckert
Der Hahn aus Kirschbaumholz von Martin Bühner. Foto: Eckert
 

Das Foyer der Holzbildhauerschule in Bischofsheim wird zum öffentlich zugänglichen Ausstellungsraum. Die Idee dazu entstand durch ein Schülerprojekt. Die Schule soll so zur "Drehscheibe für Kunst" werden.

Das Foyer der staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer diente schon seit jeher zur Ausstellung von besonderen Werkstücken der Schüler. Doch der Öffentlichkeit war der Raum nur zu besonderen Anlässen zugänglich. Das hat Schulleiter Rudolf Schwarzer nun geändert und eine öffentlich zugängliche Ausstellung eingerichtet. "Wir sind ein Teil der Gesellschaft, wir leben, lernen und arbeiten nicht im gläsernen Elfenbeinturm sondern wollen und einladend sein", begründete er diesen neuen Weg der Schule.


Schülerprojekt gibt den Anstoß

Den Anstoß, die Aula als öffentliche Ausstellungsraum zu nutzen, kam durch ein Schülerprojekt zum Ende des Schuljahrs. Die Wände wurde geweißelt, die Lampen verändert, es entstand eine Art "White Cube", was sogleich an eine Kunstgalerie erinnert habe, so Schwarzer.
"Es ist ein neu aufzufassender Raum gestanden, der neu bestimmt werden wollte. Leer, beinahe klinisch weiß, erforderte er eine neue Deutung." Und so entstand die Idee nicht nur Schülerarbeiten auszustellen, sondern Künstlern eine Plattform zu bieten.

"Hervorragend ausgewiesen Persönlichkeiten im Bereich der Künste, neuen Kontaktpersonen, aber auch ehemalige Schüler, deren Bedeutung nach ihrer Ausbildung erkennbar bleibende Resonanz widerspiegelt, sollen hier ausstellen können", erklärte Schwarzer. Eine öffentliche Kunstgalerie in der Holzbildhauerschule, das sei ein neuer Ansatz für die Schule selbst, aber auch für Bischofsheim und die Region zeigte Schwarzer die engen Verbindungen auf. "Die Schule wird zur Drehscheibe für Kunst und zeigt sich von einer ganz neuen Seite." Mit der Kunstgalerie verfolgt Schwarzer zwei Ziele: "Zum einen der aktuellen Schülerschaft vorweisen, worauf der Einzelne während seiner Ausbildung bauen sollte. Und der Öffentlichkeit eine Richtung aufweisen, mitten im Meer der Beliebigkeit vorhandener pseudo-künstlerischer Äußerungen."


Bilder mit Worten

Die erste Ausstellung bestücken Martin Bühner aus Leutershausen und Eva-Maria Trutz-Özbe aus Bad Brückenau. Texte und Gedichte zu ganz unterschiedlichen Themen hat Eva-Maria Trutz-Özbe niedergeschrieben. "Bilder, die ich in mir sehe. Da ich weder zeichnen noch malen kann, beschreibe ich diese Bilder mit Worten. Es macht mir Spaß, Texte zu schreiben, die in Reimform etwas erzählen." Da geht es beispielsweise um Zwischenleben, Ewigkeit, Herbsterfahrungen und November. Aber auch persönliche Motive hat sie verarbeitet in "Mein Kind", "Allein" und "Stille". "Damit verarbeite ich intensive persönliche Erfahrungen." Auch skurrile Texte finden sich in der Ausstellung und von sich selbst sagt sie: "Ich besitze gelegentlich eine etwas skurrile Ader...".

Ihre Texte hat Rudolf Schwarzer frei in den Raum gehängt, sie können von beiden Seiten gelesen werden und laden ein stehen zu bleiben, sich Zeit zu nehmen und zu den Worten nachzuspüren. "Wo stehe ich? Was spricht mich an? Was lebt in mir auf?" Die Fragen könnten eine Herangehensweise sein.


Es geht "in erster Linie um die Form"

Martin Bühner, ein ehemaliger Schüler der Berufsfachschule, ist seit Beginn des Schuljahrs 2015/16 Fachlehrer an seiner ehemaligen Wirkungsstätte. Gerne erinnert er sich an die damals für ihn so prägende Zeit unter dem Schulleiter Philipp Mendler. Die aktuelle Ausstellung bestückt er mit Werken, die Meilensteine seiner künstlerischen Entwicklung darstellen.

"Der Hahn aus Kirschbaumholz ist die wichtigste Arbeit auf meinem bildhauerischen Weg." Es war Bühners Gesellensstück, mit dem er im Praktischen Leistungswettbewerb Bundessieger wurde. Die Arbeit an diesem Werk und Mendlers Impulse waren ausschlaggebend für Bühners weiteren Werdegang. Eine weitere für ihn wichtige Arbeit sei die liegende Kuh aus Bronze, die an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg während des Studiums für Bildhauerei bei Professor Wilhelm Uhlig entstand. "Die figürliche Plastik nimm einen großen Stellenwert in meinem Schaffen ein, auch wenn mir abstrakte Arbeiten, wie der Entwurf zu meinem Wellenbrunnen am oberen Marktplatz von Bad Neustadt sehr viel Freude machen".

"Ob Menschendarstellung oder bei der Arbeit an einer Tierplastik, es geht auch mir in erster Linie um die Form, um den Formenkontrast im Sinne einer Formenlandschaft. Mich interessieren weder eine vordergründige Idealisierung des Motivs noch ein getreues Abbild der Natur. Es geht mir vielmehr um Volumen, Raum und damit verbunden um das Sehen und Umsetzen von einem plastischen Motiv."


Jeder Interessierte ist eingeladen

Vierteljährlich sollen die Ausstellungen über das Schuljahr verteilt wechseln, so dass immer neue Impulse in Schule und Gesellschaft hinein getragen werden. Das Haus stehe zu den Schulzeiten offen: Montag bis Donnerstag von 8 bis 15:30 Uhr und Freitag von 8 Uhr bis 13 Uhr.

Ausdrücklich betont Schwarzer: "Wir sind kein geschlossenes Schulgebäude." Jeder interessierte sei eingeladen zu kommen, sich in Ruhe umzusehen, aber auch Kontakte aufzunehmen. Schwarzer selbst wie auch Fachlehrer seien gerne bereit durch die Ausstellung zu führen und Erläuterungen zu den Arbeiten wie auch zum arbeiten an der Schule zu geben.

Der Schulleiter der staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer Rudolf Schwarzer (rechts) und Martin Bühner stellen die neue Ausstellung in der Aula der Schule vor. Die Ausstellung kann zu den Schulzeiten von jedem Interessierten besucht werden.